Der Wolf im Schafspelz zu Gast in Kreuztal

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Am vergangenen Wochenende hat die Aufstiegsrunde zur 2.HBL endlich Fahrt aufgenommen. Der EHV Aue hat mit dem Sieg gegen unseren TuS ein echtes Statement gesetzt und nachhaltig untermauert, warum sie als Aufstiegskandidat Nummer Eins gehandelt werden. Doch all das Gerede um Favoriten und Underdogs wird Gott sei dank auch so manches Mal ab absurdum geführt. So wie am vergangenen Sonntag beim DHB Pokal-Final-Four in der Lanxess Arena. Da haben die Rhein-Neckar-Löwen gezeigt, was mit Einstellung, Wille und einem guten Matchplan alles möglich ist. Und die Jungs vom Kindelsberg wollen es den Löwen am Samstagabend nachmachen. Denn in der altehrwürdigen Stählerwiese ist einer der nächsten Aufstiegsfavoriten zu Gast.

Begonnen hat die eindrucksvolle Reise unserer Gäste vom TuS Vinnhorst vor ziemlich genau zehn Jahren. Da sagte Martin Weiß, millionschwerer Gründer der Zeitarbeits-Firma ZAG, und einst selbst Handballer beim TuS Vinnhorst, seine finanzielle Unterstützung für den Bau einer multifunktionalen (Handball-)Halle zu. Seitdem geht es fast nur bergauf mit dem Verein vom Mittellandkanal. Und diese Saison klopfen die Niedersachsen heftiger wie je zuvor an das Tor zur 2.Liga. Dabei hat man sich bewusst nicht auf alternde Stars aus der Bundesliga gestürzt, sondern setzt bei einem gut austarierten Kader eher auf den Faktor der mannschaftlichen Geschlossenheit. Zudem verfügt man im Hannoveraner Stadtteil über einen Trainer, der sich durchaus mit dem Attribut des „Spielerverbesserers“ schmücken darf. Davor Dominikovic heißt der Mann an der Linie. Als Spieler hat der Kroate so ziemlich alles gewonnen, was man als Handballspieler gewinnen kann. In seinem Team spielen die beiden Keeper Ivan Budalic und Stefan Hanemann eine gewichtige Rolle. Vor diesen Beiden sind es die gegenstoßorientierten Außenspieler Jonas Gertges und Maurice Lungela, die extrem torhungrig sind. Lungela netzte beim Auftaktsieg gegen Krefeld bereits acht Mal. Kennen wird das fachkundige Ferndorfer Publikum den Regisseur und den Halblinken. Während auf der Mittelposition der erst- und zweitligaerfahrene Falk Koloziej das Zepter schwingt, spielt links neben ihm Lukas Siegler, der bekanntermaßen letztes Jahr noch das rot-weiße Trikot des TuS Ferndorf trug. Toptorschütze des Teams ist indes ein anderer: Kreisläufer Milan Mazic wird in der Kleingruppe sehr häufig gesucht. Ein weiteres Indiz dafür, welch spielstarkes und spielintelligentes Team sich in Kreuztal vorstellt.

Beim TuS Ferndorf heißt es: Alle Mann an Bord. Bis auf den langzeitverletzten Rene Mihaljevic gibt es keine Ausfälle zu verzeichnen. Trainer Robert Andersson war mit der offensiven Vorstellung seiner Jungs, beim Auftaktmatch in Aue, durchaus zufrieden. Viel Luft nach oben hat dagegen die Abteilung „Toreverhindern“, wie auch der Coach anmerkte: „Die Jungs haben in Aue zu Beginn ein paar Eins gegen Eins Situationen verloren und sind dadurch unsicher geworden. Diese Unsicherheit hat sich dann durch das ganze Spiel gezogen. Am Samstagabend wollen wir kompakter stehen und aggressiver zu Werke gehen.“ In diesem Zusammenhang verwies Andersson auf die geballte Rückraum-Power der niedersächsischen Gäste, auf die sich sein Team vorbereiten werde. Ein echter Faktor im Angriffsspiel der TuS-Equipe war vergangenes Wochenende Niklas Diebel. Der scheidende Halblinke ist rechtzeitig zum Beginn der Aufstiegsrunde wieder in der Topverfassung vom Saisonsstart, als er mit seinem kongenialen Partner auf Halbrechts, Marvin Mundus, in den ersten vier Spielen sagenhafte 67 Tore erzielte. Aktuell steht, nach der langen und kräftezehrenden Saison, die Belastungssteuerung ganz oben auf der Agenda des Trainerteams Andersson/Michel. Ganz besondere Bedeutung fällt diese Woche dem Co-Trainer Jannis Michel zu. Ehemals selbst ein Keeper aus der oberen Regalreihe, wird er mit Tim Hottgenroth und Lucas Puhl die Feinabstimmung vornehmen und viele Wurfbilder der Vinnhorster studieren.

Eine Feinjustierung braucht der Hexenkessel Stählerwiese indes nicht. Gibt es eine Konstante in dieser Saison, so ist das die sensationelle Unterstützung der Ferndorfer Anhänger. Selbst nach Aue begleiteten das Team mehr als zwei Dutzend Fans. Es kann sogar nochmal voller werden als beim letztjährigen Saisonausklang gegen den VfL Gummersbach – 1303 Zuschauer waren damals vor Ort. Und die, die den Handball lieben und am Samstagabend vor Ort sind, sollten sich, gemeinsam mit der Mannschaft, vor Augen führen, was die Ferndorfer Fans nach dem Spiel in Aue lautstark skandiert haben: „Siegerländer geben niemals auf !“ Ein Slogan, der wie kein zweiter zu den noch ausstehenden sieben Spielen passt. Und so wird es hoffentlich wieder ein kleiner Funke sein, der auf dem Spielfeld entfacht wird und anschließend den Hexenkessel so richtig in Wallung bringt. Und dann sind: Alle dabei für Liga Zwei !!


WISSENSWERTES
Gegner:  TuS Vinnhorst
Heimspielstätte:  Sportzentrum TuS Vinnhorst (804 Plätze)
Einwohner Vinnhorst:  7.200 (zum Vergleich: Ferndorf = 4.000)
Trikotfarbe:  blau / rot
größter Erfolg:  Aufstieg in die 3.Liga 2019

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