Die erste von 30 Aufgaben ist gelöst

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Es ist so ein klein wenig wie in der Schule. Es müssen nämlich sehr viele, aber wiederum nicht alle, Aufgaben gelöst werden, um am Ende der Saison die Note 1 und, im übertragenen Sinne, die erfolgreiche Versetzung in die Relegationsrunde zum Zweitliga-Aufstieg zu erreichen. Aber um am Ende der Punkterunde einen dieser begehrten ersten beiden Plätze inne zu haben, benötigt der TuS Ferndorf noch viele solcher gelöster Aufgaben. Sowohl auf heimischem Terrain wie auch in der Fremde.

Und gerade zu Beginn einer Saison, mit einigen Neuzugängen im Team, greift noch nicht jedes Rädchen ins andere. Und so musste man rund um den Hexenkessel Stählerwiese, der mit 1.034 Zuschauern sehr gut besucht war, lange mit den Jungs in Rot und Weiß bangen.

Denn die Gäste aus dem Saarland waren von ihrem Coach Philipp Kessler bestens vorbereitet auf das, was sich die Mannen von Ceven Klatt, dem neuen Chefcoach auf Ferndorfer Seite, überlegt hatten. Denn eigentlich wollte die TuS-Equipe das schnelle Angriffsspiel der Gäste aus Saarlouis unterbinden. Was zu Beginn des Spiels nicht wirklich funktionierte. Janko Kevic, der kroatische Spielgestalter, agierte in den Anfangsminuten etwas unglücklich. Allerdings wurde ihm auch über die gesamte Spielzeit eine äußerst „liebevolle“ Behandlung der Gäste-Abwehr zuteil, die den Mittelmann immer sehr früh attackierte. Da wiederum die rechte Angriffsseite der Grün-Weißen, mit dem letztjährigen Bundesliga-Rechtsaußen der HSG Wetzlar, Lars Weissgerber, auf der Rückraum Rechts Position, äußerst effizient agierte, liefen die Klatt-Mannen fast von Beginn an einem Rückstand hinterher (2:3, 4. – 3:5, 7.). Ein echtes Highlight dann in der 12. Minute. Mattis Michel, der sich in der letztjährigen Aufstiegsrunde den Mittelfuß gebrochen hatte, trat zum ersten Mal wieder als Torschütze in Erscheinung. Schön, dass der Kapitän wieder an Bord ist. Doch auch dies gab nicht die benötigte Sicherheit. Ganz im Gegenteil. Nach einer Auszeit von Klatt zogen die Gäste ihrerseits auf 8:13 davon. Während die Tore der Saarländer viel zu einfach fielen, mussten sich die Siegerländer jedes ihrer Tore hart erarbeiten. Doch dieser Zwischenstand war so etwas wie das dringend benötigte Fanal, die Anspannung hinter sich zu lassen und das zu spielen, was man von den Michel & Co. bereits während der Vorbereitung gesehen hatte. Lucas Puhl löste nach einer Viertelstunde Jonas Wilde im Tor ab und Julius Fanger bekam nun Einsatzzeit auf der Mitte und auf Halblinks. Und mit diesen Umstellungen gelang es in nicht einmal fünf Minuten, den Spielstand bei 13:13 (23.) zu egalisieren. Doch bis zur Pausensirene sollte keine Ferndorfer Führung mehr zu bewundern sein. Kopf an Kopf ging es mit einem 16:16 in die Pause. Josip Eres mit fünf eiskalt verwandelten Siebenmetern und Mattis Michel mit vier Toren vom Kreis waren auf Ferndorfer Seite die Haupttorschützen.

„Den Fanger länger spielen lassen“ – das war ein Satz, den man in der Halbzeitpause sehr oft von denen zu hören bekam, die es mit den Jungs vom Kindelsberg halten. Und Klatt, der dem jungen Gummersbacher nach dem Spiel ein Sonderlob ausstellte, war anscheinend der gleichen Ansicht. Fanger bekam mehr Spielzeit und das tat der Variabilität des Ferndorfer Spiels augenscheinlich gut. Beim 18:17 (33.) gelang die erste TuS-Führung seit der dritten Minute. „Wir haben uns in der Halbzeitpause neu justiert und bekamen dann auch die Paraden des Keepers, die man natürlich zusätzlich braucht“, spielte Klatt auch auf Puhl an, der nun immer öfter eine Hand an den Ball bekam. Beim 22:18 (39.) zog Gästetrainer Kessler die Notbremse und nahm eine Auszeit. Die fruchtete auch, denn beim 25:23 (46.) waren es nur noch zwei Tore Vorsprung. Nun nahm Klatt eine Auszeit und justierte noch einmal nach. Das war anscheinend der richtige Griff, denn von da an spielte der TuS wie aus einem Guss. Die weiterhin formidabel agierende Offensiv-Fraktion, bekam nun auch endlich die Abwehrreihen geordnet. Fabian Hecker und Nikita Pliuto im Innenblock und Mattis Michel mit Gabriel Viana auf den Halbpositionen, deckten nun mit dem nötigen Esprit und dem nötigen Maß an Aggressivität was nötig war, um sich weiter abzusetzen. Ein Faktor, der sich wie ein roter Faden durch das Spiel zog, war allerdings die Flut an Zeitstrafen gegen die TuS-Equipe. Acht Zwei-Minuten-Strafe waren es am Ende. Doch die letzte Zeitstrafe ging an den Gast, und die sollte das Spiel endgültig entscheiden. Denn just als die Begegnung auf die Zielgerade bog, nutzte der TuS die angesprochene Überzahl, um aus einem 28:25 (50.) ein vorentscheidendes 30:25 (52.) zu machen. Die HG Saarlouis stemmte sich zwar noch einmal gegen die drohende Niederlage. Doch spätestens mit dem 33:29 (58.) durch einen sehenswerten Giebelkracher von Hecker war das Spiel entschieden. „Der TuS Ferndorf hat einen guten Kader mit hoher individueller Qualität“, zeigte sich Gästecoach Kessler nach dem Spiel als fairer Verlierer, verwies aber auch nochmal auf einen Knackpunkt des Spiels: „Wir haben unsere zahlreichen Überzahlsituationen einfach zu schlecht ausgespielt.“

Das soll Ceven Klatt und seinen Jungs beim ersten Auswärtsspiel der Saison 2023/24 nicht passieren. In Dansenberg wartet ein angeschlagener Boxer, der sicherlich auf Wiedergutmachung für eine Schmach zum Auftakt in Opladen aus ist. „Eine schwere Aufgabe, auf die wir uns in der kommenden Trainingswoche akribisch vorbereiten werden“, legte der neue Coach der Rot-Weißen den Fokus schon auf die kommende Aufgabe.

Tore: Josip Eres (12/9), Julius Fanger, Janko Kevic, Mattis Michel (je 4), Fabian Hecker, Daniel Hideg (je 3), Marvin Mundus, Gabriel da Rocha Viana (je 2), Nikita Pliuto (1)


Fotos: H.Burbach und TuS Ferndorf

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