Es war eine Vorbereitung, die so gar nicht nach dem Geschmack des TuS Ferndorf war. Ein stark dezimierter Kader, ohne die Verletzten Fabian Hecker, Marvin Mundus, Nikita Pliuto und Alexander Reimann, hatte schon unter der Woche beim Training allerlei Varianten ausgearbeitet, wie zum Beispiel der Ausfall der beiden Rückraumrechten zu kompensieren ist. Dann war die Anreise nach Wermelskirchen nicht ganz so entspannt wie üblich und damit der Ablauf der Spielvorbereitung erheblich gestört. Und obendrein gab es dann noch technische Probleme. Denn während über dreißig TuS-Fans wieder einen lautstarken Support lieferten, schauten die Daheimgebliebenen buchstäblich in die Röhre. Denn über den Anbieter Sportdeutschland.tv gab es keine Live-Bilder aus der Halle. Und damit dürfte selten ein Liveticker eines Drittligaspiels solch starken Traffic erfahren haben, wie das gestrige Spiel in der Wermelskirchener Schwanen-Halle.
Josip Eres war, als einer von zwei verbliebenen Linkshändern, auserkoren, die Position im rechten Rückraum zu bekleiden. Doch erst einmal setzte ein anderer Spieler im rot-weißen Trikot Akzente. Daniel Hideg traf zum 2:2 (4.) und kassierte kurz danach eine Zwei-Minuten-Strafe. Davon relativ unbeeindruckt, blieb der Tabellenführer aus dem Siegerland nicht nur dran, sondern legte beim 3:5 (10.) erstmals zwei Tore vor. „Ich wollte aufgrund der Kadersituation nicht wie gewohnt ins Tempospiel gehen“, hatte Ferndorfs Chefcoach Ceven Klatt seinen Mannen eingeimpft. Somit konnte zwar die Zahl der technischen Fehler auf ein Minimum reduziert werden, aber im Gegenzug hatte Panther-Coach Marcel Mutz seine Mannen sehr gut auf das gebundene Ferndorfer Angriffsspiel eingestellt. Und so wurden viele Würfe zur Beute des Schlussmannes der Gastgeber, Robin Eigenbrod. In der Folge gingen die Teams Kopf an Kopf durch die Partie. Erst nach rund zwanzig Minuten dann der nächste Aufreger. Der Kapitän des TuS, Mattis Michel, erhielt eine Zwei-Minuten-Strafe und Klatt wurde im Zuge dessen mit einer gelben Karte bedacht. Zu diesem Zeitpunkt war der Versuch mit Eres auf der Halbposition bereits wieder zu den Akten gelegt. Daniel Hideg wechselte die Position im Rückraum und agierte fortan auf der für ihn ungewohnten rechten Seite. Das hatte der 27-jährige bereits in Saarlouis sehr gut gelöst. Und um es vorweg zu nehmen. Auch im Auswärtsspiel bei den Bergischen Panthern löste er die Aufgabe mehr als ordentlich. „Wir haben eine klassische erste Halbzeit gesehen, in der beide Teams gut aufeinander eingestellt waren“, war Klatt keineswegs unzufrieden mit der Leistung seiner Jungs. Nach einer berechtigten roten Karte gegen die Gastgeber – Timo Blum war gegen Paul Schikora zu spät gekommen – war das Momentum auf Seiten des TuS. Gabriel Viana und Janko Kevic stellten auf 8:11 (26.), und im Anschluss vergaben die Mannen vom Kindelsberg sogar zwei Mal die Chance auf vier Tore davonzuziehen. Doch statt mit einer Vier-Tore-Führung in die Halbzeit zu gehen, gelang den Panthern der Anschluss. Mit einer 10:11 Führung des Tabellenführers ging es zum Pausentee.
Und da schien Klatt nochmal die richtigen Worte gefunden zu haben. Denn nach dem ersten Ausgleich seit der siebzehnten Minute und dem nächsten Remis (13:13, 34.) spielte sich die Abwehrformation des TuS in einen Rausch. Jonas Wilde vernagelte seinen Kasten und die Abwehr wurde nochmal ein Stück weit griffiger. Zudem war der Schachzug des Coaches, vermehrt auf den siebten Feldspieler zu setzen, Gold wert. Mit nur zehn Feldspielern angereist, darunter mit dem jungen Konstantin Kasch und Linus Michel zwei Spieler aus der zweiten Mannschaft, spielten die meisten Spieler sechzig Minuten lang durch. Was im modernen Handball aufgrund des Kräfteverschleißes kaum möglich erscheint – die Michel & Co. machten es am Freitagabend möglich und zeigten sich von ihrer kämpferischen Seite. Über lange zehn Minuten fielen hüben wie drüben wenig Tore. Beim Zwischenstand von 14:16 in der 46.Minute nahm der Coach der Gastgeber eine Auszeit. Doch die nutzte den Rot-Weißen deutlich mehr. Denn bis zur Crunchtime war das Spiel so gut wie entschieden. Die beiden Außen, Viana und Schikora, trafen für den TuS. Wilde entschärfte einen Siebenmeter und der Capitano machte mit einem Siebenmeter zum 15:19 schon fast den Deckel drauf. Vier der letzten sechs Ferndorfer Tore gingen dann auf das Konto zweier Akteure, die im Saisonverlauf noch nicht so geglänzt haben wie sie das eigentlich können. Doch mit einer fast fehlerfreien Vorstellung betrieben Valentino Duvancic und Paul Schikora beste Eigenwerbung. Und so verkam die Crunch-Time ein bisschen zum Ferndorfer Schaulaufen. Im Stile eines Spitzenreiters agierte man bis zur Schlusssirene hochkonzentriert, so dass am Sieger der Partie kein Zweifel mehr bestand.
Nun gilt die volle Konzentration den beiden aufeinanderfolgenden Heimspiel-Aufgaben gegen den TuS Dansenberg und den TV Gelnhausen. Denn anschließend geht es in einen ganzen Reigen schwerer Aufgaben, so dass man Ende März, nach dem Gipfeltreffen in Krefeld, schon sehr genau wissen wird, in welche Richtung der Zug fährt. Hoffentlich in Richtung Aufstiegsrelegation. Und dabei gefordert ist auch wieder der Hexenkessel Stählerwiese. Gerade in der aktuellen Personalsituation braucht das Team die Unterstützung von den Rängen. Sowohl am kommenden Sonntagnachmittag (!!) wie auch am darauffolgenden Samstagabend. Wenn es in Kreuztals guter Stube wieder heißt: Alle dabei für Liga Zwei !
Tore: Valentino Duvancic, Paul Schikora (je 5), Daniel Hideg (4), Julius Fanger, Gabriel Viana (je 3), Mattis Michel, Janko Kevic (je 2/1), Josip Eres (1/1)