In den letzten beiden Spielen der regulären Meisterschaftsrunde geht es zu Hause gegen den Tabellenzwölften aus Aldekerk, bevor man zum letzten Meisterschaftsspiel zum Tabellendreizehnten nach Homburg reist. Aufgaben, derer sich der ungeschlagene Tabellenführer aus dem Siegerland, aufgrund der bisher gezeigten Leistungen, souverän entledigen sollte. Dass der Schlendrian keinen Einzug hält, dafür sorgt Meistertrainer Ceven Klatt. Und somit stand die Trainingswoche der Michel & Co. ganz im Zeichen der konzentrierten Spielvorbereitung auf den letzten Gegner aus dem oberen Tabellentableau.
Dabei stehen die Baggerseepiraten, wie sich die Nieder-Rodener aufgrund des nahen Baggersees nennen, am Ende der Tabelle. Das gilt aber nur für die Fair-Play-Tabelle, in der sich die Männer aus dem Landkreis Offenbach als das fairste Team der Liga präsentieren. Man hat die mit Abstand wenigsten Zeitstrafen der Liga kassiert. Dazu kommt ein unbändiger Torhunger des Teams von Trainer Jan Redmann. In weit mehr als der Hälfte der Spiele warfen die Hessen dreißig und mehr Tore. Und da gilt es für die TuS-Equipe anzusetzen. Den gegenstoßorientierten Außen Filip Brühl und Nils Hassler, die im Hinspiel fünfzehn Tore warfen, durch ein gutes Rückzugsverhalten wenig Raum zur Entfaltung geben. Und selber auf dem Gaspedal stehen, was auch Klatt als Trainingsinhalt diese Woche in den Mittelpunkt gestellt hat: „Der Fokus der Trainingswoche lag auf dem Tempospiel!“ Den Rückraum des Tabellendritten führen die spielintelligenten Johannes von der Au und Henning Schopper an. Und im Tor können sich die Nieder-Rodener auf Marco Rhein verlassen. Rhein, gleichzeitig sportlicher Leiter der Baggerseepiraten und Torhüter-Legende bei den Gastgebern, befindet sich auf Abschiedstournee. Gegen den Tabellenführer aus dem Siegerland bestreitet er sein vorletztes Heimspiel, bevor er sich in den Handball-Ruhestand verabschiedet. In der wahrscheinlich ausverkauften RODAUSTROM Sportarena wollen die Hessen den TuS Ferndorf, so wie sie es auf ihrer Homepage schreiben, auf Herz und Nieren prüfen – sozusagen der Meister-TÜV für die Männer aus dem Siegerland. „Uns erwartet eine reizvolle Aufgabe in einer engen, stimmungsvollen Halle“, merkt man Klatt die Vorfreude auf das Spitzenspiel des 28.Spieltags förmlich an.
Außer den Langzeit-Ausfällen steht dem TuS-Coach hierfür der komplette Kader zur Verfügung. Keine weiteren Hiobsbotschaften aus dem Training. Ganz im Gegenteil, wie auch Klatt anmerkt: „Wir wollen die Power und die gute Stimmung aus der Trainingswoche mitnehmen nach Nieder-Roden!“ Zusätzlich wollen die Jungs vom Kindelsberg natürlich die Pleite aus der Vorsaison vergessen machen. 30:24 unterlag man damals und war über weite Strecken der Partie schlicht chancenlos. Doch aktuell fragt man sich wirklich, wer die Jungs aus dem nördlichen Siegerland noch stoppen soll. Zu sehr stehen die Michel & Co. Woche für Woche auf dem Gaspedal. Zu sehr geben sie ihren Gegnern Woche für Woche Aufgabenstellungen an die Hand, die nur schwer lösbar sind. So bleibt es zum Beispiel in der ganzen Saison dabei, dass kaum ausrechenbar ist, wer Ferndorfs Toptorschütze im nächsten Spiel wird. Der immer spielfreudiger werdende Julius Fanger auf Halblinks? Oder Kreisläufer Valentino Duvancic, der in der Form seines Lebens zu sein scheint? Oder einer aus der Linkshänderfraktion wie Josip Eres oder Marvin Mundus? Dazu gesellt sich in den meisten Spielen ein Abwehrverbund, der sich unter Klatt zu einem Prunkstück des Ferndorfer Spiels entwickelt hat. Abwehrspiel ist Einstellungssache – diese Weisheit ist nicht neu, wird aber von den Rot-Weißen Woche für Woche mit Leben gefüllt. Eine bewegliche Abwehr, der nur schwer beizukommen ist. Und wenn es der Gegner schafft selbige zu überwinden, stehen da mit Lucas Puhl und Jonas Wilde zwei Meister ihres Fachs zwischen den Pfosten. Ähnlich wie Rhein bei den Gastgebern befindet sich auch Puhl auf Abschiedstournee. Es sind die letzten Spiele des Zerberus‘ im Ferndorfer Tor. Noch drei Spiele in der regulären Saison, bevor der gebürtige Gummersbacher seine Karriere und seinen Abschied aus der Stählerwiese mit Erfolgen in den Aufstiegsspielen krönen will.
Und dafür braucht es die Unterstützung der Siegerländer Handballfans. Die ist einzigartig, wie man am vergangenen Montag eindrucksvoll beobachten konnte. Wie bei Konzerten von hochkarätigen Popstars, wurden den TuS-Verantwortlichen die Karten für das erste Play-Off-Heimspiel am 02. Juni aus den Händen gerissen. Bereits nach wenigen Stunden vermeldete Ticketpartner Vivenu: Ausverkauft !! Vereinzelt wird es immer wieder mal noch Rückläufer geben. Und vielleicht nutzt auch ein Dauerkarten-Inhaber sein bis zum 6. Mai dauerndes Vorkaufsrecht nicht. Es lohnt sich also für alle die, die leer ausgegangen sind, immer mal wieder einen Blick in den Ticketshop zu werfen. Ausverkauft – ein Umstand, den es in der modernisierten, umgebauten Stählerwiese noch nicht gegeben hat. Es wird also Geschichte geschrieben an diesem ersten Sonntag im Juni 2024. Es ist aber ein weiteres Indiz dafür, dass das Siegerland Spitzenhandball sehen möchte. Und so sind auch am Samstagabend hoffentlich wieder viele mit an Bord. Vor Ort in der Rodgauer Sportarena, vor dem Bildschirm bei Sportdeutschland.tv oder aber einfach nur im Herzen. Wie auch immer – am 04. Mai um 19:30 Uhr heißt es wieder: Scream for your team – mit der @familieferndorf, mit der @familietus !
WISSENSWERTES
Gegner: HSG Rodgau/Nieder-Roden
Einwohner Nieder-Roden: 15.400 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.900)
Trikotfarbe: rot
größte Erfolge: Drittliga Aufstiege 2010 & 2012 (seitdem ununterbrochen dabei)