„The Show must go on“ – der Queen-Klassiker aus dem Jahre 1991 beschreibt die Situation beim TuS Ferndorf ganz gut. Die Show muss weitergehen. Woche für Woche Spitzenleistungen. Woche für Woche gegen Teams antreten, für die das Stürzen des Tabellenführers das große Ziel ist. Und all das, um am Ende als möglicher Staffelsieger nicht direkt aufzusteigen. Denn, „show must go on“, vor den Aufstieg in Liga Zwei haben die DHB-Verantwortlichen die Hürde Aufstiegsrelegation eingebaut. Und während nun auch in der Staffel Nord-West, nach dem Unentschieden des Tabellenersten Hildesheim im Derby bei den Sportfreunden Söhre, keine Mannschaft mehr eine rein weiße Weste hat, geht es für die Handballer aus dem Siegerland zu einer Revanche in den Norden Kölns.
Da hat sich mit dem Longericher SC eine Mannschaft auf Platz 6 der Tabelle festgespielt, die der TuS-Equipe den einzigen Punktverlust der bisherigen Saison beigebracht hat. Am 30.September des vergangenen Jahres spielte beim 30:30 Unentschieden eine Longericher Mannschaft in der Stählerwiese auf, die einen erfrischenden, spielerisch ganz starken Auftritt aufs Parkett legte. Angeführt von den treffsicheren Rückraumspielern um Benjamin Richter und Lukas Martin Schulz, waren es vor allen Dingen die immer wieder glänzend in Szene gesetzten Außenspieler, die insgesamt elf Tore verzeichneten. „Wir wissen, was wir im Hinspiel für Fehler gemacht haben. Aber wir sind inzwischen gefestigter als noch zu Saisonbeginn, fahren als Tabellenführer nach Longerich und wollen auch da zwei Punkte holen“, hat Ferndorfs Chefcoach Ceven Klatt zwar den nötigen Respekt vor dem Gegner, weiß aber auch um die eigenen Stärken. Dass aber die Nordkölner in der Lage sind, jede Mannschaft in der 3. Liga Süd-West vor Probleme zu stellen, musste am vergangenen Wochenende der Tabellendritte aus Saarlouis erfahren. Beim 29:29 zwölf Minuten vor dem Ende stand die Partie noch auf der Kippe. Der anschließende Husarenritt des LSC, mit einem 10:2 Endspurt, dürfte die Alarmglocken bis ins Siegerland schrillen lassen.
Doch bange machen gilt nicht bei den Jungs vom Kindelsberg. Zu eindrucksvoll agieren die Michel & Co. sowohl daheim wie auch auswärts. Dazu kommt eine durchgängig stabile Leistung in allen Mannschaftsteilen. Klatt beschreibt es so: „Wir sind nun in der Lage, auch im Spiel variabler zu agieren. Und auch im Tor haben wir nun jede Woche gute Leistungen. Das war im Hinspiel nicht ganz so gut.“ Gerade auch in Bezug auf die klasse Torhüterleistungen der letzten Wochen, nimmt der Erfolgscoach auch seinen Co- und Torwarttrainer Jannis Michel, als auch den dritten Keeper, den in der zweiten Mannschaft spielenden Tim Hottgenroth, ausdrücklich mit ins Boot. Gegen Longerichs tief stehende 6:0, wie auch gegen eine hervorragend interpretierte 5:1 Abwehr, haben sich die TuS-Jungs unter der Woche Lösungen erarbeitet. Dabei bezeichnet Klatt die Trainingswoche als „durchwachsen“. Denn einige Spieler sind grippal angeschlagen und konnten teils nicht mittrainieren. Doch insbesondere für Neuzugang Ante Simic waren die Trainingstage überaus wichtig. So konnte Simic mehr Gefühl für die Abläufe im TuS-Spiel entwickeln, so dass er sich sicherlich schon besser ins Mannschaftsgefüge integriert hat als noch vor Wochenfrist. In circa vier Wochen sieht ihn sein Trainer an dem Punkt, dass er eine echte Verstärkung für das Ferndorfer Angriffs- und Abwehrspiel darstellt. Apropos Abwehr – in den letzten Jahren nicht immer Prunkstück des Ferndorfer Spiels, entwickelt sich der Abwehrverbund, im Zusammenspiel mit den beiden Keepern Lucas Puhl und Jonas Wilde, immer mehr zum Aushängeschild. Trotz häufig wechselnder Besetzung im Innenblock zeigt sich nun mehr und mehr die Handschrift des Trainers, der schon in seinen vorherigen Trainerstationen großen Wert auf eine gute Abwehrarbeit gelegt hat.
Verlassen dürfen sich die Michel & Co. ganz sicher wieder auf eine große Kolonie TuS-Fans. Nur neunzig Kilometer sind es bis in den nördlichen Kölner Stadtteil Longerich. Eine Entfernung, welche die Vermutung nahe legt, dass wieder ein paar Dutzend Fans der Rot-Weißen zur Unterstützung anreisen werden. Zusammen mit der bekannt guten Stimmung bei Heimspielen der Kölner, wird es sicher ein stimmungsvoller Handballabend in der Carl-von-Ossietzky Gesamtschule. Für all die Daheimgebliebenen gibt es natürlich wieder die Möglichkeit, das Spiel bei Sportdeutschland.tv zu verfolgen. Doch egal ob in der Halle, vor dem Fernseher oder im Herzen, gilt für alle TuS-Fans am Samstagabend um 19 Uhr: Scream for your team – mit der @familieferndorf, mit der @familietus !
WISSENSWERTES
Gegner: Longericher SC
Einwohner Longerich: 13.800 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.850)
Trikotfarbe: rot-weiß
größte Erfolge: Aufstieg in die 3. Liga 2015