Es war ein Abend der mit vielen Emotionen begann, und der mit vielen Emotionen endete. Die Ferndorfer Verantwortlichen strahlten um die Wette. 1255 Zuschauer waren in der Stählerwiese – zweitbester Besuch nach dem Spitzenspiel gegen Krefeld aus dem Oktober. Das hebt den Schnitt auf bemerkenswerte 1085 Besucher. Und spätestens, wenn sich die Saison der Zielgeraden nähert, dürfte das Ziel eines ausverkauften Hexenkessels nicht utopisch sein. Gestrahlt haben hingegen auch die Gäste aus Gelnhausen. So viel Applaus wie beim Einlaufen in Kreuztals guter Stube bekommt man als Gastmannschaft nur äußerst selten. Und beim Einlaufen der Heimmannschaft sah man bei vielen Spielern wilde Entschlossenheit, die sich kurz darauf in einer fulminanten Leistung auf dem Parkett entladen sollte.
Doch erst einmal waren Jonas Wilde und Alexander Bechert die Hauptprotagonisten. Die Keeper beider Teams hielten über vier Minuten lang ihren Kasten sauber. Der vor Spielfreude sprühende Regisseur Janko Kevic sorgte mit seinen ersten beiden Treffern für die 2:0 Führung (6.). „Janko spielt eine sehr starke erste Halbzeit“, war auch Ferndorfs Chefcoach Ceven Klatt voll des Lobes für den Kroaten in den Diensten des TuS. Bis zum 7:4 nach einer Viertelstunde hatten die Rot-Weißen, mit zwei Aluminiumtreffern, schon zwei Mal die Standfestigkeit des Tores getestet. Das Spiel hatte nun endgültig Fahrt aufgenommen und sorgte für zwei Highlights, bei denen Handball-Feinschmecker voll auf ihre Kosten kamen. Erst war es Daniel Hideg, der Valentino Duvancic am Kreis mit einem No-Look-Pass in Szene setzte. Dieser wurde allerdings nochmal getoppt, als Kevic den gleichen Ball als Rückhänder spielte – zum Zunge schnalzen! Zu diesem Zeitpunkt hatte Klatt seine erste Auszeit genommen. Und die fruchtete. Denn im Anschluss sorgte ein 4:0 Lauf der Rot-Weißen für einen 12:6 Zwischenstand in der 24.Minute. Grund genug für Gelnhausens Trainerteam Sergej Budanow und Matthias Geiger eine Auszeit zu nehmen. Zu sehr standen die Michel & Co. auf dem Gaspedal. Zu viel klappte bei den Mannen vom Kindelsberg. „In der ersten Halbzeit bekommen wir vier Gegentore aus dem gebundenen Spiel und haben dabei einen sensationellen Rückzug“, war auch Klatt begeistert vom Spiel seiner Jungs. Der weiterhin gut haltende Wilde im Ferndorfer Tor entschärfte dann auch noch einen Siebenmeter Malolepszys, wobei der sich bei seinen weiteren neun Versuchen schadlos hielt. Apropos Malolepzy – der Dreh- und Angelpunkt des Gelnhäuser Spiels war zwar dabei, wurde aber nur zu Siebenmetern eingesetzt. Eine erhebliche Schwächung für den Gast aus dem Main-Kinzig-Kreis, der einen Fan mit Trommel dabei hatte, der sein Team von der ersten bis zur letzten Minute eindrucksvoll unterstützte! Zum Ende der ersten Hälfte ließen beide Teams noch Chancen aus, so dass es mit einer 15:8 Führung zum Pausentee ging.
Der Start in Hälfte Zwei war die einzige Phase des Spiels, in der die TuS-Equipe unkonzentriert wirkte. In Folge dessen kamen die Hessen beim 17:12 (36.) auf fünf Tore heran. Die Ferndorfer Bank war nun bei weitem nicht mit allen Entscheidungen der Unparteiischen einverstanden, doch auf dem Feld sollten sich die Kräfteverhältnisse aus Halbzeit Eins schnell wieder einpendeln. „Ich habe einigen Spielern längere Pausen gegönnt, um für die anstehenden Aufgaben Kräfte zu sparen“, war Klatt nach dem Spiel schon wieder voll fokussiert auf die anstehenden, schwierigen Auswärtsaufgaben. Fast sechzig Minuten auf dem Feld stand allerdings Fabian Hecker, der hinten wie vorne rackerte und somit Marvin Mundus entlastete, der nur für den Notfall bereitgestanden hätte. Neuzugang Ante Simic kam dann noch zu seinem Debüt. Etwas unglücklich agierend, konnte er aber die Atmosphäre im Hexenkessel schnuppern, die auch Klatt nochmal ausdrücklich lobte: „Es war eine richtig gute Stimmung in der Halle. Es hat Spaß gemacht!“ Der für Josip Erers nach einer dreiviertel Stunde ins Spiel gekommene Paul Schikora trug sich mit drei spektakulären Toren auch noch in die Torschützenliste ein. So ging es mit einer 24:17 Führung in die letzten zehn Minuten. Diese wäre eigentlich als unspektakulär zu bezeichnen, wäre da nicht die Einsatzzeit der beiden Youngsters. In den letzten fünf Minuten bekamen Konstantin Kasch und Arvid Pötz noch Spielzeit, die Kasch sogar für sein viertes Saisontor nutzte. Am Ende steht ein 27:22 Sieg zu Buche, der souverän herausgespielt wurde und den Auftakt bildet für die schwierigen Wochen, die den Siegerländer Handballern nun ins Haus stehen.
Denn in den kommenden fünf Wochen bekommen die wieder einmal fantastisch mitgehenden Zuschauer in der Stählerwiese ihre Mannschaft nur noch einmal zu Gesicht – am 9.März beim Heimspiel gegen Ratingen. Die drei Auswärtsaufgaben haben es dagegen in sich. Beginnend mit einem Auswärtsspiel beim Tabellensechsten aus Longerich, der einzigen Mannschaft die der TuS-Equipe bislang einen Punkt abnehmen konnte, muss der TuS Ferndorf am 2.März zum Tabellendritten nach Hanau und dann folgt am 23.März der große Showdown beim Verfolger aus Krefeld. Allesamt Aufgaben, die zum einen die volle Konzentration des Teams abverlangen. Zum anderen aber auch Aufgaben, bei denen sich die Michel & Co. über jeden freuen, der das Team auch auswärts unterstützt. Zum Spiel in Hanau setzt der TuS Ferndorf einen Fanbus ein, zu dem sich noch angemeldet werden kann. Doch erst einmal geht die Reise am kommenden Samstag nach Köln, wo der Longericher SC auf die Klatt-Mannen wartet. Da heißt es dann für die reisefreudigen TuS-Fans: Alle dabei für Liga Zwei!
Tore: Janko Kevic (5), Julius Fanger, Mattis Michel (je 4), Josip Eres (4/3), Valentino Duvancic, Paul Schikora (je 3), Gabriel Viana (2), Daniel Hideg, Konstantin Kasch (je 1)
Fotos: H.Burbach + A.Domian