Die weiße Weste soll Bestand haben

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Wer sich an die vergangenen Jahrzehnte Handball beim TuS Ferndorf, und die damit verbundenen Handballfeste in der Stählerwiese, erinnert, ist ganz schnell beim Thema Hexenkessel und Festung Stählerwiese. Doch eigentlich will man in der jetzigen Zeit gar nicht über Festungen reden. Der Krieg in Osteuropa hat uns weiter im Griff und als hätten die Menschen keine anderen Sorgen, ziehen beim Fußball randalierende Horden aus Frankfurt und Köln durch Frankreich. Wie schön, dass an so etwas bei unserem geliebten Handballsport nicht einmal zu denken wäre. Und deshalb ist es doch immer wieder ein Erlebnis, den Samstagabend im Kreise der #familieferndorf, #familietus zu verbringen. Abschalten vom Alltag und, wenn möglich, Heimsiege feiern.

Der nächste Gegner der etwas gegen diese Heimsiege einzuwenden hat, ist die Zweitvertretung der HSG Wetzlar. Genauer gesagt gastiert die HSG Dutenhofen/Münchholzhausen II. unter dem Kindelsberg. Dutenhofen und Münchholzhausen, weil das die beiden Trägervereine der HSG Wetzlar sind und man diese traditionsreichen Namen im deutschen Handball nicht von der Landkarte radieren wollte. Und bei den mittelhessischen Nachbarn ist es wie bei den meisten Zweitvertretungen. Es sind Teams, die vor allen Dingen von jungen, gut ausgebildeten Handballern bestückt werden, die einen schnellen Handball pflegen. So auch im Falle der HSG D./M. II.. Und, wie es Co-Trainer Jannis Michel ausdrückte: „Wir müssen uns am Samstagabend wehtun wollen. Das ist kein Zuckerschlecken gegen eine 3:2:1 Deckung zu spielen. Da müssen Lösungen her und die Außen eingebunden werden.“ Bei zwei Gästespielern wird es indessen eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Erik Irle, gebürtiger Siegerländer und von 2017-2019 in Diensten des TuS aktiv, schnürt seine Schuhe inzwischen im rechten Rückraum der Wetzlarer. Neben Irle kennen die Ferndorfer Handballfans sicherlich auch noch Jonas Müller, der von 2018-2020 das rot-weiße Ferndorf-Trikot trug. Brandgefährlich wird es bei der Truppe von Coach Axel Spandau, wenn die beiden tempogegenstoßorientierten Außen ins Spiel kommen. Leon Bremond und Simon Belter haben zudem bis dato die meisten Tore auf Seiten der HSG D./M. erzielt.

Tore ist ein gutes Stichwort. Denn Torhunger haben bisher die beiden Halbspieler in Reihen des TuS Ferndorf en masse. Niklas Diebel und Marvin Mundus haben in den ersten beiden Spielen zusammen 38 Tore erzielt. Das sind nur vier Tore weniger als der aktuelle Tabellenletzte mit dem gesamten Team auf dem Konto hat. Doch des einen Freud ist des anderen Leid. Denn die Spieler auf den Außenpositionen und am Kreis warten bis dato noch vergeblich auf den Feinschliff in der Kleingruppe. Bisher konnte dieses Defizit durch die beiden Kanoniere mit Durchbrüchen ausgemerzt werden. Doch das Trainergespann hat da eine gänzlich andere Vorstellung vom Handball welchen es praktizieren möchte. Torgefahr von allen Positionen – eine häufig verwendete Floskel auf der Ferndorfer Trainerbank, die aber aktuell von den Spielern noch nicht wirklich mit Leben gefüllt wird. Ebenso Bauchschmerzen bereitet die Abwehrarbeit des Teams. Da gibt es, auch und gerade im Zusammenspiel mit den beiden Torhütern, noch massig Luft nach oben. „Wir müssen unbedingt besser ins Tempospiel kommen und das Spiel mehr in die Breite bringen“, weiß Jannis Michel wo die Hebel unter der Woche angesetzt werden mussten. Michel übrigens, weil Chefcoach Robert Andersson aus privaten Gründen in Schweden weilt. Vielleicht kann am Samstagabend bereits ein neuer Mann dem Ferndorfer Spiel seinen Stempel aufdrücken. Rostyslav Polishchuk, gebürtiger Ukrainer und auf der halblinken Rückraumposition beheimatet, kommt vom portugiesischen Verein ABC Braga. Michel hat nur lobende Worte für „Rostik“ parat: „Ein zweikampfstarker Spieler mit Auge und gutem Wurf!“

Ein weiteres Ziel in der Post-Corona-Zeit, welches allerdings schon recht früh in der Saison erreicht werden könnte, ist das Knacken der 1000 Zuschauer Marke. Der TuS Ferndorf macht Spaß und spielt erfolgreichen Handball. Das honoriert man in und um Kreuztal und so könnte Hallensprecher Kai Brückmann vielleicht schon an diesem Samstagabend das Fallen dieser Marke ausrufen. Die Fans des TuS sind sowieso herausragend. Knapp 900 Zuschauer zum Heimauftakt vor zwei Wochen und ein paar Dutzend, die den weiten Weg nach Kirchzell angetreten haben – ein tolles Statement, welches auch der Mannschaft enorm weiterhilft.


WISSENSWERTES
Gegner:  HSG Dutenhofen/Münchholzhausen II
Einwohner Dutenhofen & Münchholzhausen:  3.100 & 2.400 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.900)
Trikotfarbe:  grün-weiß

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