Ein Sieg des Willens beim Verfolger 

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Archivbild aus dem Hinspiel (H.Burbach)

Ein Handballabend den die, die ihn miterlebt haben, so schnell sicher nicht vergessen werden. Und wenn man irgendjemanden vom wunderbaren Handballsport überzeugen hätte wollen, so war der Samstagabend dafür wie gemalt. Ein stark ersatzgeschwächtes Team des TuS Ferndorf, das namentlich auf Mundus, Pliuto, Reimann, Kasch und später im Spiel auch Hecker, verzichten musste, kämpfte eine stark aufspielende HG Saarlouis nieder und gewann in aller-, allerletzter Sekunde. Und kurz darauf vernagelt bei der Handball Europameisterschaft der deutsche Handball-Nationaltorwart Andreas Wolff in den letzten zehn Minuten seinen Kasten und führt die Nationalmannschaft zu einem nicht mehr für möglich gehaltenen Punktgewinn gegen den Nachbarn aus Österreich. Zwei Spiele die Lust auf mehr machen. Doch dieses mehr gibt es auf Seiten des TuS Ferndorf nun leider erst in zwei Wochen, wobei dies aufgrund der o.a. Ausfälle vielleicht auch ganz gut ist.

Der Beginn des Topspiels, beim Team der Stunde aus Saarlouis, begann schon so rein gar nicht nach dem Geschmack des Ferndorfer Trainers Ceven Klatt. Run & Gun Handball vom Allerfeinsten – die Tore fielen in den ersten Minuten wie reife Früchte. Weder auf der einen, noch auf der anderen Seite, bekamen die Abwehrverbünde ihre Reihen geordnet. In Folge dessen trafen beide Teams im Tempospiel. Wer dabei allerdings vorausgesagt hätte, dass der TuS Ferndorf nach dem 3:3 keinen Zugriff mehr bekommt und der Musik hinterher läuft, wäre wohl müde belächelt worden. Doch genau das passierte. Saarlouis‘ Angriff, angeführt vom treffsicheren Tom Paetow, zeigte sich enorm spielfreudig und ließ den Ball schnell laufen. Die Abschlüsse fanden allesamt ihr Ziel, wobei der bedauernswerte Lucas Puhl von seiner Abwehr auch sträflich im Stich gelassen wurde. Nach zwölf Minuten und einem Zwischenstand von 11:8 hatte Klatt genug gesehen. Auszeit – Wilde für Puhl und Spiel beruhigen. „Wir sind in dieser Phase körperlich und geistig nicht präsent“, war Klatt besonders mit dem Umschaltspiel seiner Mannen nicht einverstanden. Doch auch wenn man gegen den famos aufspielenden Paetow weiterhin kein Mittel fand, bekam nun Jonas Wilde im Tor das ein oder andere Mal eine Hand an den Ball und hielt obendrein noch einen Siebenmeter von Lars Weissgerber. Eine zweifelhafte Zeitstrafe gegen Ferndorfs Besten, Janko Kevic, brachte auf der Anzeigetafel keine Veränderung (14:11, 17.). Der aufopferungsvoll kämpfende Kapitän Mattis Michel erhielt nun eine Verschnaufpause. Sein Pendant auf der Kreisläufer-Position, Valentino Duvancic, fügte sich exzellent im Spiel ein. Von Kevic perfekt in Szene gesetzt, gelangen Duvancic drei Treffer in Folge. Beim Zwischenstand von 17:15 (23.) nahm nun Saarlouis‘ Trainer Philipp Kessler seine erste Auszeit. Wobei es beim TuS immer noch nicht rund lief. In der gesamten Hinrunde war das Spiel breit angelegt und die Jungs vom Kindeslberg trafen von allen Positionen. Nun war es so, dass außer dem Kreisläufer-Spiel nicht viel funktionierte. Das Spiel über die Außen war quasi nicht vorhanden. Was zum Teil aber auch der Umstellung im Rückraum geschuldet war. Marvin Mundus musste verletzungsbedingt schon im Vorfeld passen. Fabian Hecker gab grippegeschwächt alles was möglich war, musste aber seiner Schwächung Tribut zollen. So übernahm Rechtshänder Daniel Hideg die Position im rechten Rückraum. Erst in der 27.Minute gab es die erste echte Aktion über einen Außenspieler. Der von der Siebenmetermarke wieder eiskalt agierende Josip Eres verkürzte auf 20:17. Die beiden Aktivposten Duvancic und Kevic sorgten dann dafür, dass der Halbzeitstand von 21:19 erträglich ausfiel, und ob der Ferndorfer Leistung sogar ein wenig schmeichelte. Auch Klatt fand dazu klare Worte: „Wir bekommen 21 Gegentore und davon 12 übers Tempospiel. Der Angriff agiert zufriedenstellend, doch wir kommen nicht in den Abwehrverbund. Dazu habe ich in der Halbzeitpause sehr deutliche Worte gefunden und auch ein Stück weit an den Charakter appeliert.“ 

Dies schien zu fruchten. Mehrmals hatten die Siegerländer Handballer in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit die Chance, den Spielstand zu remisieren. Aber der Ausgleich wollte (noch) nicht fallen. Beim Treffer zum 24:23 (39.) war dann endlich auch die Linksaußenposition, in Person von Gabriel Viana, auf dem Spielberichtsbogen. Und während auf Saarlouis‘ Seite der Rückraum weiterhin funktionierte, fanden bei den Rot-Weißen nun auch andere Spieler ihre Form. Vor allen Dingen Julius Fanger gelang es nun, immer mehr zum Aktivposten des Ferndorfer Spiels zu werden. Während die Gastgeber wild die Torhüter wechselten, stabilisierte sich auf der Gegenseite das Spiel des Tabellenführers. Zumindest ab der 48.Minute. Denn da stand es noch 31:28 für die Saarländer. Michel, Fanger und der aus sieben Metern nervenstark agierende Eres sorgten dann allerdings innerhalb von zweieinhalb Minuten für den ersten Ausgleich seit dem 3:3. Zu Beginn der Crunch-Time setzten die Torhüter die Akzente und nahmen auf beiden Seiten wichtige Bälle weg. Und nach einer Ferndorfer Auszeit (53.) war es dann soweit. Die erste Führung im gesamten Spiel. Routinier Kevic hatte getroffen. Und der bereits angesprochene Fanger legte noch einmal nach zur neuerlichen Führung (33:34, 57.). Doch statt den Deckel auf das Spiel zu machen, gestattete man der Heimmannschaft noch einen letzten Angriff, den die Grün-Weißen dann auch zum Ausgleich nutzen wollten. Was ihnen in Person von Marcel Becker auch gelang. Doch der taktische Kniff Kesslers, den Angriff mit 7:6 zu spielen, entpuppte sich als Bumerang. Denn Rechtsaußen Eres kam ein letztes Mal an den Ball und versenkte diesen aus großer Entfernung im verwaisten Tor der HG Saarlouis. Endstand 34:35 – was folgte war eine rot-weiße Jubeltraube vor den zahlreich mitgereisten TuS-Fans. Die hatten das Team über sechzig Minuten eindrucksvoll unterstützt und sorgten für ein kleines bisschen Stählerwiese-Atmosphäre in der mit 1.412 Zuschauern pickepackevollen Stadtgartenhalle. Am Ende hatte sich das Team auch mit dem Coach versöhnt, der nach dem Spiel lobende Worte fand: „Die zweite Halbzeit war eine echte Energieleistung. Ich bin stolz auf die Jungs und muss ihnen ein großes Kompliment machen. Saarlouis fiel im gebundenen Spiel nicht mehr viel ein. Wir haben sie dann ins 7:6 gezwungen und kassieren in den zweiten dreißig Minuten nur 13 Gegentore. Ein durchaus glücklicher, aber verdienter Sieg !“

Ein Herzschlagfinale mit dem besseren Ende für die TuS-Equipe. Leider müssen die Fans der Rot-Weißen nun bis zum Freitag, 2. Februar warten. Erst dann wartet der nächste Liga-Auftritt auf die Michel & Co.. Zeit genug, damit hoffentlich der ein oder andere angeschlagene Spieler in den Kader zurückkehrt. Und spätestens zur Premiere des neuen Hallenbodens am 11. Februar im Heimspiel gegen Dansenberg sind dann vielleicht auch alle Rekonvaleszenten wieder mit an Bord.

Tore: Josip Eres (8/4), Valentino Duvancic, Janko Kevic (je 6), Daniel Hideg (5), Julius Fanger (4), Mattis Michel (3), Gabriel Viana (2), Fabian Hecker (1)

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