Ende der Saison heißt Beginn der Aufstiegsrunde

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Paul Schikora erzielte sechs Treffer für den TuS (Foto: H.Burbach)

Wenn eine Saison sich dem Ende zuneigt und die meisten Tabellenplätze festzementiert sind, stellt sich für eben jene Teams, für die es um so gut wie nichts mehr geht, die Charakterfrage. Und in dieser Hinsicht hat sich der TuS Ferndorf rein gar nichts vorzuwerfen. Denn sowohl letzte Woche in Gummersbach, als auch am Samstagabend gegen Saarlouis, zogen die Jungs von Coach Robert Andersson voll durch und sicherten sich so die volle noch zu vergebende Punktzahl. Da der Tabellenführer aus Hanau ebendies nicht tat, schließen die Rot-Weißen die Saison punktgleich mit den Hessen ab. Doch aufgrund des verlorenen direkten Vergleichs reicht es am Ende nun mal leider nur für Platz Zwei.

Den gestrigen Abend eröffnete in gewohnter Manier Ferndorfs Hallensprecher Kai Brückmann. In seiner unnachahmlichen Art heizte er den 1069 Zuschauern schon vor Spielbeginn mächtig ein. Schade nur, dass er die obligatorische Frage nach den anwesenden Auswärtsfans ausließ, denn es hatten sich rund ein Dutzend Fans der HG Saarlouis auf den 350 Kilometer weiten Weg nach Kreuztal gemacht. Und die sahen in der Anfangsviertelstunde Run & Gun Handball mit konzentrierteren Abschlüssen auf Seiten der Siegerländer Jungs. Julius Fanger eröffnete den Torreigen. Und gleich zu Beginn war erkennbar, dass ganz besonders der scheidende Niklas Diebel richtig Lust auf diesen Handballabend hatte. Treffsicher im Angriff und in der Abwehr mit der notwendigen Aufmerksamkeit. Einen Niklas Diebel in dieser Verfassung wünscht man sich unter dem Kindelsberg in den nächsten Wochen. Beim 7:3 in der siebten Minute hatte der Coach der Gäste, Ferndorfs ehemaliger Abwehrchef Branimir Koloper, genug gesehen. Erste Auszeit Saarlouis, um den Lauf der Gastgeber ein wenig zu bremsen. Doch die brannten weiterhin ein Offensiv-Feuerwerk erster Güte ab. Ein Höhepunkt war dabei das 10:4 in der 11.Minute. Tim Hottgenroth spielte einen perfekt getimten Tempogegenstoß-Pass auf Alon Oberman, den dieser in der Luft fing und erfolgreich abschloss. Überhaupt, Tim Hottgenroth – der hatte sich nach dem überzeugenden Auftritt in Gummersbach Spielzeit verdient und rechtfertigte das Vertrauen des Trainers mit einer fulminanten Leistung. Beim 13:6 (17.) war die TuS-Equipe erstmals sieben Tore enteilt. Saarlouis fand zwar immer wieder die sich auftuenden Lücken am Kreis, kam aber nicht wirklich näher ran. Als dann nach zwanzig Minuten Lucas Puhl zu einem Siebenmeter reinkam, und diesen dann auch gleich entschärfte, nahm das Ferndorfer Spiel nochmal richtig Fahrt auf. Fabian Hecker, Valentino Duvancic, Jörn Persson – alle holten sich Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben und stellten auf den Zwischenstand von 20:10 nach 24 Minuten. Koloper sah sich gezwungen seine zweite Auszeit zu nehmen. Bis in die oberste Reihe der Haupttribüne konnte man den Kroaten hören, so unzufrieden war er mit der Leistung der Seinen. Doch auch danach änderte sich wenig am Kräfteverhältnis. Marko Karaula verewigte sich nun ebenfalls im Spielbericht und so ging es mit einem 23:13 in die Pause. Die Anzahl der geworfenen Tore reicht in so manchem Spiel bereits zu etwas Zählbarem.

Zu Beginn der zweiten dreißig Minuten war es dann die rechte Angriffsseite der TuS-Mannen, die „on fire“ war. Hecker auf Halbrechts und der für Josip Eres nun spielende Rechtsaußen Paul Schikora, sorgten für das schnelle 25:13. Bei Heckers wunderschönem Tor zum 27:14, in den Giebel der langen Ecke, wurde der gebürtige Sauerländer rüde gefoult. Das Unparteiischen-Gespann Florian Becker & Marco Nickel berieten sich kurz über die Strafe, beließen es aber bei einer Zwei-Minuten-Strafe für Übeltäter Franjo Vujovic. Mit diesem üblen Foul hatten die Gäste den Rot-Weißen ein wenig den Stecker gezogen. Die anschließende Ferndorfer Überzahl ging 0:2 verloren und in der 39.Minute waren die Saarländer zumindest wieder auf zehn Tore herangerückt. Der nun Spielzeit erhaltende Rostyslav Polyshchuk sorgte aber dann beim 30:18 (41.) wieder für den alten Abstand. Der Ukrainer wurde in der 45.Minute allerdings zur tragischen Figur, weil die Referees nicht in gleichem Verhältnis entschieden. Bei einem ebenso üblen Foul von Polyshchuk an Vujovic wie von Vujovic an Hecker,, hielten sie zur Verwunderung der Gastgeber Polyschuk den roten Karton unter die Nase. Das hielt die Andersson-Mannen aber nicht davon ab, weiterhin viel Neues zu probieren und die im Training erarbeiteten Feinheiten unter Wettkampfbedingungen zu proben und einzustudieren. Ein nächstes Highlight folgte dann in der 50.Minute. Diebel hatte seinen Rechtsaußen erblickt und dieser spielte das Spielchen mit. Hoher Pass in den Kreis und der einfliegende Schikora verwandelte den Kempa zum 35:23. Apropos Schikora – der hatte nun richtig Gefallen gefunden an diesem Spiel und avancierte, unter anderem durch drei Tore zwischen der 50. und 53.Minute, zum torhungrigsten Ferndorfer Spieler an diesem Handballabend. Linus Michel erhielt in der Schlussviertelstunde auch noch Einsatzzeit. Und was für ein ausgezeichneter Teamplayer er ist, stellte er beim 38:26 (57.) unter Beweis. Statt selbst den Torerfolg zu suchen, setzte er mustergültig den freistehenden Schikora in Szene. Wenn es am Ende etwas zu kritisieren gab, dann vielleicht die verlorenen Überzahlsituationen. Vielleicht aber auch das fehlende vierzigste Tor oder die ab und an zu großen Lücken im Abwehrverbund. Doch am Ende dieser Saison und dieses Sieges soll das alles keine allzu große Rolle spielen, wie auch Andersson anmerkte: „Ich bin zufrieden und wir werden nach dem Erreichen der Aufstiegsrunde nun erst einmal den Abend genießen!“

Mitte kommender Woche ist es dann soweit. Die spielleitende Stelle will bis dahin die Modalitäten klären, wie die angesprochenen Play-Offs denn nun aussehen sollen. Nur kurze Zeit für die Vereine, die bereits am Wochenende 15./16.April ihr erstes Heimspiel austragen. Aber ganz egal ob am 15. oder 22. April im Hexenkessel gespielt wird. Auch dann werden es wieder über 1.000 Zuschauer sein, die mit dem Team in die wichtigsten Spiele der Saison starten. Und dann heißt es hoffentlich wieder: Alle dabei für Liga Zwei !

Tore: Paul Schikora (6), Niklas Diebel (5), Fabian Hecker (4), Marvin Mundus (4/1),  Valentino Duvancic, Josip Eres, Julius Fanger, Marko Karaula, Alon Oberman (je 3), Jörn Persson, Gabriel Viana (je 2), Rostyslav Polyshchuk (1)


Fotos: M.Lehmann / H. Burbach / Tus Ferndorf

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