Erster gegen Zweiter – mehr Topspiel geht nicht

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Große Spiele werfen ihre Schatten voraus. Und so fiebert man in und um den TuS Ferndorf schon seit einiger Zeit auf den 5. November hin. Spitzenspiel gegen ein weiteres Topteam aus der 3. Liga Süd-West, die HSG Hanau. Wenn man an die alten Zeiten in den 90-er und/oder 00-er Jahren zurückdenkt, waren solche Spitzenspiele auch immer gleichbedeutend mit einer ganz besonderen Atmosphäre. Der Hexenkessel Stählerwiese war oft so voll, dass kaum mehr eine Maus auf die damals einzige Tribüne passte. Im kleinen, engen Foyer stapelten sich vor und nach dem Spiel die Zuschauer und diskutierten über manche Spielszene. Beim Topspiel des 10.Spieltages der Saison 2022/23 ist einiges anders, aber einiges auch so wie immer. Denn während sich die Zuschauer seit dem Umbau der Stählerwiese viel bequemer auf inzwischen drei Tribünen verteilen und die Verpflegungssituation im Foyer überhaupt keinen Vergleich zu früher zulässt, so ist die einzigartige Atmosphäre des Hexenkessels doch gleich geblieben. Wenn die Stimmung im 70-er Jahre Bau ihre Wirkung entfaltet, haben nämlich schon Generationen von TuS-Handballern Flügel bekommen.

Das sollen die Mannen von Robert Andersson auch am Samstagabend spüren. Nach dem Rekordbesuch von 1024 Zuschauern gegen Haßloch am Dienstagabend, soll die Marke gegen die HSG Hanau direkt pulverisiert werden. Mit dem Gast aus dem Main-Kinzig-Kreis stellt sich allerdings der, nach dem aktuellen Tabellenbild, stärkste Gegner der 3.Liga Süd-West in Kreuztal vor. Nach vier Spieltagen sah das noch anders aus. Überzeugenden Auftaktsiegen in Gummersbach und gegen Dansenberg folgten ein Unentschieden in Saarlouis und eine Heimniederlage gegen Nieder-Roden. Danach sollten allerdings fünf Siege in Serie produziert werden. Die Männer von Trainer Hannes Geist sind zu einer schwer zu bezwingenden Einheit geworden. Ferndorfs Coach Andersson, der sich einige Spiele der Hessen angesehen hat, weiß folgendes zu berichten: „Eine ganz ähnliche Mannschaft wie Haßloch, aber durchweg großgewachsen und körperlich sehr stark. Ausgestattet mit einer defensiv agierenden 6:0 Deckung, die wir unbedingt in Bewegung bringen müssen. Und bei dem außerordentlich guten Torhüter brauchen wir bessere Abschlüsse als am Dienstagabend.“ Der angesprochene Torhüter der Extraklasse ist der ehemalige Großwallstädter Zweitliga-Keeper Can Adanir, für den der Wechsel nach Hanau eine Herzenssache war. Denn dort gab der gebürtige Aschaffenburger mit 17 Jahren sein Debüt in Liga Drei. Für die erforderlichen Tore sorgen in erster Linie die Rückraumkanoniere der Hanauer. Dass die Männer aus dem östlichen Speckgürtel Frankfurts aber auch die ganz feine Klinge beherrschen, zeigen sie immer wieder in der funktionierenden Kleingruppe. Hier gilt es Strafen zu minimieren, da mit Maximilian Bergold der beste Siebenmeterschütze der Liga seine Aufwartung macht.

„Haßloch hat sicherlich am Limit gespielt und all unsere Fehler gnadenlos bestraft“, wollte Ferndorfs Coach aber keinesfalls den Stab über den Seinen brechen. Er habe trotz der Niederlage „einige gute Sachen gesehen“, die es nun mitzunehmen gilt. In die Karten schauen lassen möchte sich der Schwede auf der Siegerländer Trainerbank natürlich nicht. Aber seine Aussagen in Bezug auf das erforderliche Tempo und die am Dienstag so extrem fehlende Breite im Spiel, lassen den Schluss zu, dass es durchaus zu einem Spektakel in der Stählerwiese kommen könnte. Nicht mit dabei sein wird in den kommenden Wochen Josip Eres. Die Verletzung aus dem Haßloch-Spiel entpuppte sich als Muskelverletzung, so dass Eres wahrscheinlich erst wieder im Dezember zur Verfügung steht. Was es im Vergleich zur ersten Saisonniederlage zu verbessern gilt, ist die Beweglichkeit im Abwehrverbund. Allzu häufig ließ man sich von der Haßlocher Offensive düpieren, und somit auch die eigenen Keeper ein Stück weit im Stich. Sollte sich die Abwehr allerdings stabilisieren und die beiden Keeper, Tim Hottgenroth und Lucas Puhl, zu Normalform auflaufen, wird es für jeden Gegner schwer den TuS zu schlagen. Trotz häufiger Formationswechsel hat am Dienstag nicht eine Aufstellung den Ansprüchen über einen längeren Zeitraum genüge getan. Da sind die Michel & Co. natürlich gewillt, den Fans zu zeigen dass sie es besser können. Vielleicht war es aber auch die ungewohnte englische Woche, die das junge Ferndorfer Team ein Stück weit aus dem Tritt gebracht hatte.

Von anderen Sportvereinen kennt man es schon länger. In Ferndorf betritt man Neuland. Eine Aktion für Studierende der Universität Siegen wurde für das Hanau-Heimspiel ausgerufen. Und so wie der Assistent der Geschäftsführung, Sebastian Schöneseiffen, berichtete, ist diese Aktion auch recht gut angenommen worden. Jungen Menschen die in Siegen studieren, den höchstklassigsten Sportverein der Region näher zu bringen – eine tolle Idee, die auch noch bis zum Spieltag läuft. Wie eingangs erwähnt wird wieder eine tolle Stimmung durch die Stählerwiese wabern. Hallensprecher Kai Brückmann wird seinen Teil dazu beitragen und den Hexenkessel schon vor dem Spiel zum Lodern bringen. Lassen sie uns gemeinsam die Ferndorfer Jungs zum Sieg tragen. Neben dem Spruch „Alle in die Halle“ kommt auch dem abschließenden Satz in den Vorberichten dieses Mal noch eine Extraportion Bedeutung zu: Scream for our team !


WISSENSWERTES
Gegner:  HSG Hanau
Einwohner Hanau:  102.400 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.900)
Trikotfarbe:  blau-weiß
größte Erfolge:  Aufstieg in die 3. Liga 2016

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