Ein letztes TuS-Heimspiel vor Weihnachten. Das heißt auch, dass es an der Zeit ist, liebgewonnene Traditionen zu pflegen. Da ist zum einen die Aktion für den guten Zweck. Seit Jahren kommt der TuS Ferndorf auch gerne seiner sozialen Verpflichtung nach und engagiert sich für Hilfsprojekte unterschiedlicher Art. Dazu gibt es für die Mannschaft die Weihnachtsfeier vor der Weihnachtsfeier. Denn bevor das Team am Sonntag in engster Runde zusammenkommt, mischen sich die TuS-Spieler nach dem Spiel unter die Fans, um die erfolgreiche Hinrunde Revue passieren zu lassen. Und dann gilt es noch etwas zu zelebrieren, was ursprünglich schon lange zurückliegt. Vor nunmehr fast auf den Kopf 800 Tagen riss sich der langjährige TuS-Kapitän Jonas Faulenbach beim Zweitligamatch gegen Dessau das Kreuzband. Eine offizielle Verabschiedung hatte es bis zum heutigen Tage, aus den unterschiedlichsten Gründen, nicht gegeben. Das wird nunmehr vor dem Spiel nachgeholt.
Doch der Fokus der Mannen von TuS-Chefcoach Ceven Klatt liegt erst einmal auf der Samstagabend-Aufgabe – und die heißt TV Homburg. Die Saarländer haben lange auf die dritte Liga hingearbeitet, und sind, trotz ihres aktuellen Tabellenstands, nicht gewillt, sich nach nur einem Jahr wieder in die Viertklassigkeit zu verabschieden. „Wenn man glaubt, eine Mannschaft wie Homburg kann man auch mit 99% Einsatz besiegen, dann passiert das, was dem Longericher SC vergangenes Wochenende passiert ist“, spielt Klatt auf die 21:29 Niederlage der Kölner bei den Homburgern an. Es wäre obendrein verkehrt, die Gäste aus dem Saarland nur auf den 29-jährigen Ex-Nationalspieler Yves Kunkel zu reduzieren. Natürlich ist Kunkel mit „einer hohen individuellen Qualität ausgestattet und somit Dreh- und Angelpunkt des Homburger Spiels“, wie Klatt es beschreibt. Aber auch andere Spieler im Homburger Kader bringen höherklassige Erfahrung mit ein. Und obendrein verfügt das Team von Coach Steffen Ecker über ein gutes Torhüter-Gespann, das vor allen Dingen aufgrund seiner Körperlichkeit reüssiert. Kunkel führt das Team vom linken Rückraum oder von der Spielmacherposition aus. Aber der ist doch Linksaußen, wird sich manch ein Handballfan an die 277 Bundesligaspiele Kunkels erinnern. Das ist richtig, aber bis zur A-Jugend führte der gebürtige Saarländer, für den die Entscheidung, wieder in seine Heimat zurückzukehren berufliche Gründe hat, auf Rückraum Mitte Regie.
„Wir wollen mit den Fans im Rücken das Spiel dominieren, um dann am Ende der Hinrunde auch in der Heimtabelle Erster zu sein“, gibt Klatt die Marschroute vor und schiebt hinterher: „Die Jungs hätten es sich verdient, und es würde mich riesig freuen, wenn denn die Stählerwiese auch mal komplett ausverkauft wäre.“ Womit der Erfolgscoach durchaus recht hat, denn nirgendwo im näheren Umkreis sieht man solch hochklassigen Sport vor solch herausragender Kulisse. Die hat die TuS-Jungs von Spieltag Eins an getragen und mit dafür gesorgt, dass die Michel & Co. bereits am vergangenen Samstag die Herbstmeisterschaft eingetütet haben. Jetzt wollen die Rot-Weißen auch mehr. Doch auf dem steinigen Weg, der erst im Sommer endet, wartet zunächst einmal der Tabellenletzte auf die Siegerländer Handballer. Schaut man auf die beiden Top-Torschützen des Ferndorfer Teams, Josip Eres und Marvin Mundus, könnte man der irrigen Annahme erliegen, dass das Ferndorfer Spiel stark rechtslastig geprägt ist. Doch dass dies nicht so ist, beweisen die Mannschaftskameraden von Eres und Mundus in jedem Spiel. Es ist für die Gegner kaum ausrechenbar, welcher Mannschaftsteil am besten performen wird. Vielleicht ist die Linksaußen-Fraktion mit Alexander Reimann und Gabriel Viana ja der Matchwinner. Oder aber die drei Kreisläufer auf Topniveau – Valentino Duvancic, Mattis Michel und Nikita Pliuto. Jedenfalls kann Klatt aus dem Vollen schöpfen. Der ein oder andere kämpft immer noch mit grippalen Symptomen und der Trainer wird auch kein Risiko gehen. Aber klassische Rekonvaleszenten gibt es schon seit Wochen nicht mehr zu beklagen.
Fast zwei Dutzend Spiele und ca. 150 Trainingseinheiten liegen seit dem Saisonbeginn hinter Klatt und seinem Team. Unzählige Male, in denen die Ferndorfer Handballer an ihre Grenzen, und teils auch darüber hinaus gegangen sind. Damit haben sie sich, nach der überaus erfolgreichen Hinrunde, eine Pause verdient. Und die wird ihnen ihr Coach auch gewähren. Voraussetzung dafür, und so kennen wir inzwischen den akribischen Arbeiter an der Seitenlinie, ist ein Heimsieg gegen Homburg. Diesen vorausgesetzt, dürfen sich die Michel & Co. bereits ab Sonntagabend in den Weihnachtsurlaub verabschieden. Doch erst einmal soll der Hexenkessel nochmal richtig Fahrt aufnehmen. Der Vorverkauf lässt schon auf eine Zuschauerzahl jenseits der Tausender-Marke schließen. Doch wie der Coach es schon so schön formuliert hat – der Tabellenführer und Herbstmeister hätte sich auch mal eine ausverkaufte Stählerwiese verdient. Dort heißt es dann am Samstagabend zum letzten Mal im Jahr 2023: Scream for your team – mit der @familieferndorf, mit der @familietus !
WISSENSWERTES
Gegner: TV Homburg
Einwohner Homburg: 42300 (zum Vergleich: Ferndorf = 3900)
Trikotfarbe: weinrot-grau
größte Erfolge: Drittliga Aufstieg 2023