Ferndorf ohne Siegchance beim Favoriten der Aufstiegsrunde

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Es waren so viele Aspekte, die die Stimmung im Ferndorfer Lager ins Positive gerückt hatten. Das Team hatte gut trainiert, war optimistisch und gut auf den Gegner eingestellt. Einige Fans hatten die Mannschaft am Donnerstagabend mit Pyrotechnik und Schlachtgesängen gen Aue verabschiedet. Und auch in der Erzgebirgshalle machten am Freitagabend mehr als zwei Dutzend Ferndorfer Fans optisch und akustisch auf sich aufmerksam. Doch all das half am Ende den Rot-Weißen auf dem Spielfeld nicht weiter. Denn der Favorit der Aufstiegsrunde ließ eindrucksvoll die Muskeln spielen und setzte mit einem, auch in dieser Höhe, verdienten Heimsieg ein eindrucksvolles Ausrufezeichen. 

Bereits vor dem Spiel wurde, wie inzwischen landauf, landab üblich, ein riesiges Zinnober veranstaltet, bevor das Heimteam die Sporthalle im Auer Stadtteil Lößnitz betrat. Und die setzten auch gleich die erste Duftmarke mit dem Treffer zum 1:0 durch Elias Gansau, der im weiteren Spielverlauf der Ferndorfer Abwehr noch einiges an Kopfzerbrechen bereiten sollte. Wie nannte ihn doch Bengt Bornhorn, Aues verletzter Kreisläufer, im Livestream bei Sportdeutschland.tv: „Der Frank Michael Wahl der 3.Liga Ost!“ Doch erst einmal war es Julius Fanger, der mit einem eindrucksvoll herausgespielten Kempa für den sofortigen Ausgleich sorgte. Die nachfolgende 3:1 Führung der Hausherren egalisierten die Siegerländer Jungs sogar in Unterzahl, da Valentino Duvancic schon schon in der 4.Minute seine erste Zeitstrafe kassierte. Es ging weiter Kopf an Kopf durch dieses Spiel. Beim 6:6 (11.) hatte die TuS-Equipe bereits fünf verschiedene Torschützen auf dem Tableau. Torgefahr von allen Positionen, so wie es Trainer Robert Andersson gerne sieht. Ganz anders die Hausherren, die besonders von den Halbpositionen glänzten und dort zu oft schalten und walten konnten, wie sie wollten. Der zu Beginn das Tor hütende Lucas Puhl machte bereits vor Beendigung der Anfangsviertelstunde Platz für Tim Hottgenroth. Doch im Zusammenspiel mit einer nicht wirklich griffigen Abwehr bekam keiner der beiden Keeper eine Hand an den Ball. Ganz anders der Gegenüber im Auer Tor. Sveinbjörn Petursson zeigte ein ums andere Mal seine Klasse und sorgte dafür, dass sein Teams sich über 8:6 (13.) beim 10:7 (17.) erstmals mit drei Toren absetzen konnte. Zudem gelang es den Blau-Weißen nun vermehrt, den klasse hinterlaufenden Kreisläufer in Szene zu setzen. In der 21.Minute kassierte Duvancic seine zweite Hinausstellung. Neujustierung der Abwehrformation und Hoffnung auf Besserung. Doch gegen den eingangs erwähnten Gansau, der am Ende auf sage und schreibe elf Tore kam, und den tschechischen Nationalspieler Dieudonne Mubenzem auf Halbrechts, war weiterhin kein Kraut gewachsen. Entweder entschieden sich die angesprochenen Halbspieler für den Torabschluss oder agierten erfolgreich in der Kleingruppe mit Kreis und/oder Außen. In der Zwischenzeit mussten die Ferndorfer Jungs, während Duvancics Zeitstrafe, beim 14:10 (22.) den ersten Vier-Tore-Rückstand quittieren. Andersson tauschte das Personal und versuchte vorne wie hinten Umstellungen vorzunehmen. Allein, es fruchtete nichts von alledem. Im Gegenteil – nach einer Auszeit eine Minute vor der Halbzeit führte ein technischer Fehler zum Ferndorfer Ballverlust. Doch statt des befürchteten Fünf-Tore-Rückstands zum Pausentee, sorgte ein technischer Fehler auf der Gegenseite für ein Gegenstoßtor von Josip Eres. Statt eines 19:14 ging es mit einem 18:15 in die Halbzeitpause. Hoffnung bei den im Stream mitfiebernden und bei den vor Ort lautstark mitgehenden TuS-Fans. Generell muss man beiden Fanlagern ein Kompliment zollen. Tolle Stimmung in der Erzgebirgshalle, in der auch die Siegerländer Handballfans immer wieder lautstark zu vernehmen waren. 

Der Beginn der zweiten dreißig Minuten war sehr zerfahren. Doch die insgesamt dritte Zeitstrafe gegen den TuS, diesmal traf es Fabian Hecker, nutzte Aue zum dritten Mal eindrucksvoll aus. Aus einem zwischenzeitlichen 20:17 (34.) erwuchs sich beim 24:17 (39.) der erste Sieben-Tore-Rückstand. Eine wahnsinnig hohe Hypothek für die Michel & Co.. Denn während man das Gefühl hatte, dass bei Aue nun wirklich alles klappt, mühten sich die Rot-Weißen zu jedem Tor. Puhl, der sein Glück nochmal probieren wollte, quittierte in der 39.Minute seinen Dienst. Tim Hottgenroth übernahm, und nach einer Auszeit sollte noch einmal ein Ruck durch das Ferndorfer Team gehen. Zunächst einmal wurde aber Fanger rüde von den Beinen geholt. Eine Szene, in der auch eine rote Karte durchaus ihre Berechtigung gefunden hätte. Allerdings hatten in dieser Phase, beim 27:18 (43.), die Auer innerhalb von neun Minuten einen 7:1 Lauf auf die Platte gelegt. Doch nun war Diebel-Time. Niklas Diebel, bis dahin nicht wirklich vom Spielglück geküsst, netzte vier Mal hintereinander so eindrucksvoll, dass sich der Trainer der Gastgeber zu einer Auszeit gezwungen sah. Es war nur ein kleines Fünkchen Hoffnung, denn schon beim 31:23 (48.) waren die Fronten wieder geklärt. Andersson nahm nochmal eine Auszeit und versuchte es mit dem siebten Feldspieler und einer offensiveren Abwehrformation. Der in der Offensive durchaus gut agierende Mundus zeigte sich, bis auf den Alutreffer beim ersten Versuch, sicher von der Siebenmeter-Marke und verkürzte in der 53.Minute nochmal auf 33:27. Doch obwohl sich nun Tim Hottgenroth hier und da noch auszeichnen konnte, blieb es bei diesem Abstand. Nach sechzig Minuten zeigte die Anzeigetafel eine 35:29 Niederlage des TuS Ferndorf.

Gibt es so etwas wie eine Niederlage zum richtigen Zeitpunkt? Wenn ja, dann kann man der Auftaktniederlage der Andersson-Mannen vielleicht sogar etwas Positives abgewinnen. Denn es wird keine zwei Mannschaften geben, die ohne Punktverluste durch diese acht Partien gehen. Und somit ist auch weiterhin noch nichts verloren. Dass das Ferndorfer Team wie Jekyll & Hyde agieren kann, haben wir in der Punkterunde bereits gesehen. Und so bleibt die Hoffnung, dass sich die Handballer vom Kindelsberg alsbald wieder von ihrer positiven Seite zeigen. Denn am kommenden Samstag geht die wilde Fahrt weiter. Der Erstplatzierte aus der Nord-Gruppe, der TuS Vinnhorst, stellt sich in Kreuztals Handballtempel vor. Und neben einer deutlichen Leistungssteigerung der Jungs auf dem Feld, wird es auch auf die Stimmungslage im Hexenkessel ankommen. Der Funke soll schnell vom Feld auf die Tribüne überspringen. Und dass dann die tolle Atmosphäre in Kreuztals guter Stube ihr übriges tun kann, haben wir in den letzten Jahren schon oft genug erlebt. 

Tore: Marvin Mundus (8/5), Niklas Diebel (7), Julius Fanger (5), Josip Eres, Mattis Michel (je 3), Valentino Duvancic, Marko Karaula, Alon Oberman (je 1)


Fotos: M. Lehmann

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