Ferndorfer Husarenritt in der Glockenspitzhalle

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Nach dem starken Auswärtssieg stellt sich das Team mit TuS-Fans in Krefeld zum Siegerfoto.

Es ist ein kleiner Funke Hoffnung, der dem TuS Ferndorf in dieser Aufstiegsrunde bleibt. Und diesen Funken haben die Spieler mit einem fulminanten Auftritt in der, mit 1665 Zuschauern toll besuchten, Glockenspitzhalle zu Krefeld noch einmal befeuert. Natürlich waren die ersten drei Spiele weit weg von dem, was sich alle rund um den TuS gewünscht hatten. Doch die Reaktion des Teams ist herausragend. Den Ausfällen von Linus Michel, Mattis Michel und Paul Schikora getrotzt und auch die während des Spiels erlittene Verletzung vom zuletzt so toll aufspielenden Josip Eres bestens kompensiert. So darf es am nächsten Feiertags-Spieltag, dem Spiel gegen die HSG Hanau an Christi Himmelfahrt, gerne weitergehen.

Es war warm in der Großsporthalle am Glockenspitz – sehr warm. Und obendrein entfachten die anwesenden Zuschauer eine tolle Stimmung, die zweitligawürdig war. Auch der Ferndorfer Auswärtssupport war toll. Weit über 100 Siegerländer, darunter der Förderverein mit einer organisierten Fahrt für den Handballnachwuchs, machten während der sechzig Minuten dauerhaft lautstark auf sich aufmerksam.

Bereits nach 78 Sekunden hatten sich zwei Hauptprotagonisten im Spielbericht verewigt, die während des Spiels eine exzeptionelle Rolle einnehmen sollten. Tim Hottgenroth mit zwei wichtigen Paraden und Jörn Persson, der endlich wieder zu 100% der Jörn Persson ist, den die Stählerwiese, mit seiner unnachahmlichen Art Handball zu spielen, so liebt. Nach dieser frühen 0:2 Führung war Persson auch beim nächsten Aufreger beteiligt. Vier Zeigerumdrehungen waren gespielt, als Krefelds Steffen Hahn den Ferndorfer Mittelmann höchst unsanft von den Beinen holte. Nach Ansicht des Schiedsrichtergespanns zu hart, so dass Hahn mit einer roten Karte bedacht wurde. Die TuS-Equipe spielte das Spiel nun von vorne weg und lag ständig mit ein oder zwei Toren in Führung. Persson suchte sich jede noch so kleine Lücke und strahlte aus dem gesamten Rückraum Torgefahr aus. Das mündete beim 3:6 (12.) durch Alexander Reimann in der ersten Drei-Tore-Führung der Mannen von Coach Robert Andersson. Daran konnte auch der gute Krefelder Keeper Lasse Hasenforther nichts ändern. Apropos Torhüter – die drückten auf beiden Seiten dem Spiel ihren Stempel auf. Beim 4:8 legten die TuS-Jungs das erste Mal vier Tore zwischen sich und den Gastgeber. Hottgenroth zeigte seine Qualitäten im Duell Eins gegen Eins und vorne war es nun Rostyslav Polyshchuk, der für viel Alarm sorgte. Auch wenn dem Ukrainer im rot-weißen Trikot nicht alles gelang, so sorgte er doch, im Zusammenspiel mit Persson, für viel Tempo auf dem Parkett. Mit der nun immer weiter zunehmenden Hektik auf dem Feld kamen die Niederrheiner allerdings besser zurecht. Der Ex-Ferndorfer Klasmann stellte beim 10:11 (23.) den Anschluss her. Als kurze Zeit später Reimann ein Einlaufen in die Aktion von außerhalb des Spielfeldes abgepfiffen wurde, konnten die Gastgeber zum 13:13 (28.) egalisieren. Die schon erwähnten Polyshchuk und Klasmann sorgten mit ihren Toren dann für ein 14:14 beim Gang in die Kabinen.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit musste die eingangs erwähnte Hiobsbotschaft verkraftet werden, dass Eres verletzt draußen bleiben musste. Rechtshänder Alexander Reimann übernahm zu Teilen Eres‘ Aufgabe und machte seine Sache gut. Ansonsten lastete die Verantwortung auf der rechten Angriffsseite nun auf Fabian Hecker und Marvin Mundus. Trotz des Vorteils, die zweite Halbzeit eröffnen zu dürfen, gelang den Hausherren der erste Treffer im zweiten Spielabschnitt. Gleichbedeutend mit der ersten Krefelder Führung im gesamten Spiel. Als die Gelb-Schwarzen dann nach 33 Minuten das 17:15 erzielten, kippte das Momentum in deren Richtung. Doch die Ferndorfer Jungs hatten sich viel vorgenommen und kämpften sich zurück in die Partie. Viana, Mundus, Hecker und Persson drehten die Partie wieder und gaben den Ihren das Gefühl zurück, das Spiel wieder von vorne weg zu gestalten. Gabriel Viana rackerte eindrucksvoll am Kreis und konnte sich auch immer mal wieder Verschnaufpausen nehmen. Denn Rene Mihaljevic, der lange verletzte Kreisläufer, stellte sich nach langer Leidenszeit in den Dienst der Mannschaft und rackerte ebenso unermüdlich am Kreis für seine Nebenleute. Nach unzähligen Wechseln im Innenblock hatte Andersson mit Hecker/Viana aber nun endlich seine Wunschlösung gefunden. Die Persson & Co. legten nun immer ein Tor vor, was seitens der Gastgeber aber meist postwendend remisiert wurde. Dem für Reimann nun auf Linksaußen agierenden Alon Oberman passierte das gleiche Missgeschick wie in der ersten Halbzeit Reimann. Ein Fuß außerhalb des Spielfeldes beim Einlaufen in die Aktion und somit technischer Fehler Ferndorf. Klasmann übernahm bei Krefeld nun die Rolle des Entscheiders, doch bei den Rot-Weißen war keinerlei Kräfteverschleiß wahrnehmbar. Mit einer 24:25 Führung ging es in die letzten zehn Minuten. Und es sollte eine Crunch-Time werden, die sich ihren Namen redlich verdient. Tore wurden auf beiden Seiten nur noch aus dem Rückraum erzielt. Und die Keeper nahmen ihrerseits immer wieder mal einen Ball weg. Bei Hottgenroth waren es am Ende über ein Dutzend Paraden, mit denen er die Niederrheiner entnervte. Doch das ganz große Kino sollte erst noch kommen. Die Nummer 29, Fabian Hecker, machte das 29.te Ferndorfer Tor. Doch die HSG Krefeld egalisierte nicht nur, sondern konterte zur 30:29 Führung. Die erste Krefelder Führung seit der 35.Minute. Persson zeigte dann wieder einmal keine Nerven und remisierte. Doch die letzte Spielminute lag in den Händen der Gastgeber. Hecker kassierte 32 Sekunden vor Schluss seine zweite Zwei-Minuten-Strafe. Unterzahl, Ball bei Krefeld, und wegen der Zeitstrafe musste Krefeld kaum noch Befürchtungen haben ins Zeitspiel zu geraten. Doch ein technischer Fehler sieben Sekunden vor dem Ende ließ die Rot-Weißen noch ein letztes Mal in Ballbesitz kommen. Persson stand schon in der Nähe des Mittelkreises, übernahm die Assist-Rolle und setzte den nach vorne geeilten Viana in Szene. Der konnte nur noch regelwidrig am Torwurf gehindert werden, so dass ein Strafwurf die logische Konsequenz war. Mundus, der zuvor bereits vier Siebenmeter eiskalt verwandelt hatte, übernahm die Verantwortung. Und keine drei Sekunden später gab es nur noch rot-weiße Ekstase. Die Ferndorfer Spieler eilten in einer Jubeltraube zu den mitgereisten Fans und ließen sich zurecht feiern. 

Nun gilt es, den kleinen Funken Hoffnung weiter am Glimmen zu halten, und am Vatertag den nächsten Heimsieg folgen zu lassen. Mit dem Ersten der 3. Liga Süd-West, der HSG Hanau, hat man schließlich noch eine Rechnung offen. Und vielleicht honorieren auch die treuen Siegerländer Handballfans den neu entfachten Glauben ans Team. Denn von den drei noch ausstehenden Partien finden zwei in der heimischen Stählerwiese statt. Und die kuriosesten Geschichten hat halt schon immer der Sport geschrieben.

Tore: Jörn Persson, Rostyslav Polyshchuk (je 7), Marvin Mundus (7/5), Josip Eres (3/1), Fabian Hecker, Alexander Reimann, Gabriel da Rocha Viana (je 2), Niklas Diebel (1)

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