Alle Tickets bezahlt? Auf geht’s – Alle nochmal dabei sein. Ab geht die wilde Fahrt. Die nächste Fahrt geht rückwärts. Anschnallen, loslegen, Spaß haben.
All das sind Sprüche vom Autoscooter auf der Kirmes. Doch irgendwie auch anwendbar auf den Saisonstart des TuS Ferndorf. Denn dass es eine wilde Fahrt werden wird, das mag wohl kaum Jemand bezweifeln. Dabei geht die wilde Fahrt dieses Mal hauptsächlich in den Südwesten der Republik. Nach dem bitteren Abstieg am 11.Juni diesen Jahres war erst einmal Wunden lecken angesagt. Doch schnell wurde deutlich, dass es viele in und um den Verein gibt, die sich dem neuen Abenteuer aufgeschlossen entgegen stürzten. Allen voran der weiterhin Verantwortliche auf der Ferndorfer Kommandobrücke, Robert Andersson. Doch auch etliche Spieler waren und sind gewillt, dem TuS Ferndorf bei dem Erreichen der neu gesteckten Saisonziele zu helfen.
Erster Gegner, der sich dem Andersson-Team in den Weg stellt, ist ein Aufsteiger. Der VTV Mundenheim oder, wie sie sich selber nennen, die Munnremer Hornissen stellen sich zu gewohnter Handballzeit am Samstagabend in der Stählerwiese vor. Und auch wenn die Gäste das Saisonziel mit „Klassenerhalt“ sehr defensiv formulieren, ist die Mannschaft von Coach Steffen Schneider keineswegs gewillt, nur als Sparringspartner in Kreuztal vorbei zu schauen. Dritte Liga – auf Seiten der Siegerländer ein Rückschritt nach vier Jahren Zweitklassigkeit, ist es für die Hornissen aus dem Ludwigshafener Ortsbezirk ein echtes Abenteuer. Dafür haben die Schneider-Schützlinge letzte Saison aber auch hervorragend gearbeitet. 56:4 Punkte lautete nach dreißig Saisonspielen die eindrucksvolle Bilanz. Das alles wurde nicht durch einen herausragenden Einzelkönner möglich, sondern durch eine mannschaftliche Geschlossenheit, wie auch der Trainer betont: „Ich würde keinem gerecht werden, wenn ich einen Spieler heraushebe.“ Und dennoch gibt es da den ein oder anderen im Mundenheimer Kader, dem besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Aus der vergangenen Saison eingespielte Kleingruppe par excellence ist die linke Seite. Linksaußen Marco Binnes und Simon Schleidweiler auf der Königsposition im linken Rückraum. Apropos Schleidweiler – wie beim TuS Ferndorf mit den Michel-Brüdern, gibt es auch im Mundenheimer Team die drei Schleidweiler-Brüder.
Bei den Rot-Weißen aus dem eh und je handballverrückten Ferndorf hat es einen großen Umbruch gegeben. Während auf der Trainerbank mit dem Tandem Andersson/Michel alles beim Alten blieb, gab es auf der Platte die große Rochade. Mit den Publikumslieblingen Andreas Bornemann und Rutger ten Velde sowie den höchst emotional verabschiedeten Schneider-Brüdern verließen vier Leistungsträger den Verein. Auch der Abgang des langjährigen Abwehrchefs Branimir Koloper war ein Schlag ins Kontor. Branko wird man allerdings wiedersehen, denn beim diesjährigen Gastspiel in Saarlouis am 26.November sitzt Koloper auf der Trainerbank der Saarländer. Kasai, Rottschäfer, Siegler, Strakeljahn, Voss-Fels – die Liste der Abgänge ist lang. Doch die sportliche Leitung, mit Mirza Sijaric an der Spitze, hat in den Wochen nach dem Abstieg unzählige Gespräche und Verhandlungen geführt. Wichtige Spieler an den Verein gebunden und viele Neuzugänge präsentiert. Diese werden in den kommenden Wochen nach und nach ihre Fußspuren in der Handball-Historie des TuS Ferndorf hinterlassen. Und wer weiß – vielleicht spricht man in einigen Jahren neben dem Jahrhundertspiel in Hamburg auch von den Helden der Saison 2022/23. Auch dem Trainer ist die Vorfreude auf die neue Saison anzumerken: „Wir sind sehr weit. Die Vorbereitung war top und wir sind von Verletzungen verschont geblieben. Alle freuen sich dass es endlich los geht. Und bis auf die Rekonvaleszenten Valentino Duvancic und Marko Karaula sind alle an Bord!“
An einer Konstante der letzten Jahrzehnte wird auch in dieser Saison nicht gerüttelt. Denn auf die bedingungslose Unterstützung von den Rängen wird das Team vom Kindelsberg auch in der kommenden Saison bauen können. Weit über 600 Dauerkarten wurden verkauft, die Handballbegeisterung in Ferndorf und Umgebung ist ungebrochen. Viele haben die liebgewonnenen Samstagabende schon vermisst. Jetzt ist es endlich an der Zeit, dass der Hexenkessel Stählerwiese wieder angefacht wird. Die beiden Fanclubs haben die Trommeln gestimmt und die Kehlen geölt, so dass einem stimmungsvollem Heimauftakt nichts im Wege steht.
WISSENSWERTES
Gegner: VTV Mundenheim
Einwohner Mundenheim: 12.900 (zum Vergleich: Ferndorf = 3900)
Trikotfarbe: schwarz-gelb
größte Erfolge: Aufstieg in die 3.Liga 2010, 2016 & 2022