Geschlossene Teamleistung des Tabellenführers

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So oft haben Trainer in verschiedensten Sportarten schon Ihre Mannschaften gewarnt. Gewarnt davor, nach einem überragenden Spiel den nächsten Gegner nicht zu unterschätzen. Und so war Ferndorfs Coach Ceven Klatt in den Tagen nach dem Krefeld-Spiel gleichermaßen als Coach und Psychologe gefordert. Über seine augenzwinkernde Einschätzung einen Tag nach dem Spiel, „dass die Mannschaft eine schöne Rückfahrt gehabt hätte“ lässt sich schlussfolgern, dass Klatt seinen Job unter der Woche sehr gut gemacht hatte.

Dass die mHSG Friesenheim-Hochdorf kein Gegner ist, den man im Vorbeigehen schlägt, darin waren sich alle einig. „Fokussiert und konzentriert“ schickte Klatt seine Jungs aufs Feld, um mit der ersten Garde schnell für klare Verhältnisse zu sorgen. Dass dieser Plan allerdings so reibunglos funktionierte, war für alle recht überraschend. Josip Eres war es, der sich von Beginn an hellwach zeigte. Gemeinsam mit einem der Hauptdarsteller aus der Vorwoche, Daniel Hideg, und Kapitän Mattis Michel, hatte man beim 2:4 (7.) zum ersten Mal eine Zwei-Tore-Führung herausgeworfen. Als fünf Minuten später Julius Fanger einen Kempa-Trick zum 2:6 erfolgreich abschloss, waren die gut zwei Dutzend TuS-Fans auf der Tribüne begeistert. Gutes Rückzugsverhalten, einige geblockte Würfe der Gastgeber. Die Abwehrarbeit funktionierte tadellos und vorne zeigten sich die Jungs vom Kindelsberg  äußerst treffsicher. „Lucas Puhl hat wirklich stark gehalten“ – das Trainerlob verdiente sich der gebürtige Gummersbacher mit einer exzellenten Anfangsviertelstunde. Nachdem Janko Kevic Rechtsaußen Eres mit einem Pass quer über das Feld in Szene setzte und Puhl einen Siebenmeter entschärfte, hatte die TuS-Equipe bereits früh für klare Verhältnisse gesorgt. 2:9 zeigte die Anzeigetafel nach besagter Anfangsviertelstunde. Und doch ging Klatt an der Seitenlinie mit, als wäre gerade, bei unentschiedenem Spielstand, die entscheidende Spielminute angebrochen. Im Glauben an die eigene Stärke ließen sich die Siegerländer dann ein bisschen zu sehr auf den Run & Gun Handball der Friesenheim-Hochdorfer ein. Das Spiel wurde bisweilen etwas wild. Zu wild für des Trainers Empfinden, der beim 7:12 (22.) eine Auszeit nahm. Und anscheinend an den richtigen Reglern drehte. Denn unter anderem Marvin Mundus und Gabriel Viana sorgten bis zum 8:16 (27.) wieder für eine deutliche Verteilung der Kräfteverhältnisse. Doch statt diese Führung mit in die Pause zu nehmen, gestattete man dem Eulen-Nachwuchs, die mHSG Friesenheim-Hochdorf ist bekanntlich die zweite Mannschaft der Eulen Ludwigshafen, eine Verkürzung des Rückstands auf 11:16. Obendrein wurde Hideg kurz vor der Halbzeitsirene mit einer Zeitstrafe bedacht. Ungünstige Voraussetzungen also für den Start in Hälfte Zwei.

Doch die Unterzahl überstanden die Klatt-Mannen. Nicht nur schadlos, man baute die Führung sogar peu á peu aus. Nach einem tollen Pass Hidegs auf den am Kreis wartenden Michel stand es gar 10:21 (36.) und Klatt konnte mit einigen Personalrochaden beginnen. „Im Sinne der Belastungssteuerung haben wir die Kräfte verteilt. Ich mache den Jungs aus der zweiten Reihe ein großes Kompliment“, war Klatt mit der Vorstellung derer, die sonst eher weniger Spielzeit sammeln, sehr zufrieden. Puhl zeigte sich weiterhin auf der Höhe des Geschehens und kam am Ende auf sehr gute 17 Paraden. Und da sich auch die oben angesprochenen Spieler wie zum Beispiel ein Marko Karaula und Maximilian Schmidt gut ins Kollektiv einfügten, war kein Bruch im Spiel zu erkennen. Besonders erfreut war der TuS-Coach darüber, dass sein Team „den Sieg souverän nach Hause gebracht hat“. Über 11:23 (40.) und 15:24 (45.) ging es mit einem Tor von Paul Schikora zum 16:26 in die letzten zehn Minuten. In der 52.Minute hatte dann auch endlich die Leidenszeit von Valentino Duvancic ein Ende. Der 22-jährige, der über mehrere Monate mehr Zeit in der Reha als in der Handballhalle verbracht hat, durfte sein Comeback feiern – und was für eines: Innerhalb von vier Minuten traf Duvancic drei Mal und zeigte auf Anhieb, welchen Wert er für das Team hat. Schmidt, dem Youngster im Team der Ferndorfer, war es vorbehalten, für den Endstand zu sorgen. Ein Start-Ziel-Sieg der bei all denen, die es mit dem TuS halten Hoffnung schürt, dass es am Ende der Saison wirklich zu einem der beiden ersten Plätze reichen wird. Diese berechtigen dann zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga. Und wer Klatt und sein Team kennt weiß, dass sie sich selbst am maximal möglichen Erfolg messen.

Puhlic, wie ihn seine Mitspieler liebevoll nennen, führte den Reigen der Rot-Weißen an. Schulterschluss mit den mitgereisten Fans. Eine Szene die verdeutlicht, dass sich die Mannschaft über den lautstarken Support, den sie bei jedem Heim- und Auswärtsspiel erfährt, wahnsinnig freut. So werden sich nach dem spielfreien Wochenende am 4./5.November sicherlich wieder zahlreiche TuS-Fans auf den Weg nach Haßloch machen, wo die TuS-Equipe am 11.November um 19:30 Uhr zum nächsten Spiel antritt. Erst am 18.November steht wieder ein Heimspiel auf dem Programm. Dann stellt sich der TuS Opladen in der Stählerwiese vor. Doch nun heißt es erst einmal Kräfte tanken für die Michel & Co.. „Die Jungs sollen sich regenerieren und dann werden wir versuchen, die angeschlagenen Spieler fit zu bekommen, um mit frischen Kräften in Haßloch wieder anzugreifen“, gebührt dem Erfolgscoach das Schlusswort.

Tore: Josip Eres (8/2), Julius Fanger (4), Valentino Duvancic, Marvin Mundus (je 3), Daniel Hideg, Janko Kevic, Mattis Michel, Maximilian Schmidt, Gabriel Viana (je 2), Marko Karaula (2/1), Alexander Reimann, Paul Schikora (je 1)


Fotos: A.Domian

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