Vielerorts hatte man sich was vorgenommen beim TuS Ferndorf für den Abend des Siebten im Oktober. Die Männer von Chefcoach Ceven Klatt wollten die schwache Anfangsphase aus dem Longerich-Spiel vergessen machen. Zudem war es wichtig für die Jungs in Rot und Weiß, dieses Mal deutlicher weniger Gegentore zu kassieren als im letzten Heimspiel. Und last but not least hatte der Fanclub Brigade C, ob seines zwanzigjährigen Bestehens, eine Choreo über die gesamte Hintertortribüne geplant. All diese Vorhaben konnten am Ende des Abends als überaus gelungen abgehakt werden. Die TuS-Equipe hatte eine eindrucksvolle Abwehr aufs Parkett gestellt und war von Beginn an präsent. Und die Brigade C feierte sich und ihr zwanzigjähriges Bestehen mit einer eindrucksvoll ausgearbeiteten Choreo.
Zur „Klattschen“ DNA gehört ein beherztes Auftreten im Abwehrverbund. Aggressives Heraustreten der Halbverteidiger, um früh genug in die Zweikämpfe zu kommen. Dazu ein gut verschiebender, schnell auf den Beinen agierender Innenblock. All das brachten die Männer vom Kindelsberg schon in der Anfangsphase des Spiels aufs Parkett. „Ich bin außerordentlich zufrieden mit der Anfangsphase und der herausragenden Abwehr“, war der TuS-Coach voll des Lobes über die Seinen, denen er zu Beginn der Trainingswoche einen Schwerpunkt mit dem Thema des Spielauftakts gesetzt hatte. Vor der Saison-Rekordkulisse von 1062 Zuschauern eröffnete, man ist geneigt ein natürlich hinterher zu schieben, Marvin Mundus den Torreigen für die Siegerländer Handballer. Doch es ging recht torarm weiter. Obendrein offenbarten exzellente Handballer, wie Janko Kevic auf Ferndorfer oder aber Maximilian Bergold auf Hanauer Seite, ungeahnte Schwächen im Abschluss. Noch dazu kam eine strenge Regelauslegung des Unparteiischen-Gespanns, unter der auch Gästetrainer Hannes Geist litt, der bereits nach gut drei Minuten mit der gelben Karte verwarnt wurde. Beim 4:2 nach acht Minuten war der TuS zum ersten Mal mit zwei Toren in Führung. Als dann Ferndorfs Kapitän und Identifikationsfigur Mattis Michel mit einer Zwei-Minuten-Strafe bedacht wurde, gelang es seinen Mitspielern, dieser Unterzahl zum Trotz, die Führung auf drei Tore auszubauen (7:4, 17.). Michels Gespannsmann am Kreis, Nikita Pliuto, war es nun, der mit zwei Toren weitere Akzente setzte. Hanaus Coach zog mit einer Auszeit die Notbremse, um den Vier-Tore-Lauf des TuS zu unterbrechen. Das gelang nicht wirklich, denn die Abwehrarbeit funktionierte auf Seiten der Gastgeber weiterhin auf hohem Niveau. Alexander Reimann und Marvin Mundus störten ihre Gegenspieler auf der Halbposition mit frühem Heraustreten, wobei hier insbesondere Reimann zu gefallen wusste. Nun wurde es auch noch zirkusreif in der Stählerwiese. Zur großen Freude der lautstarken Anhängerschaft spielte Linksaußen Josip Eres, der wieder im Vollbesitz seiner Kräfte war und eine tolle Partie ablieferte, einen Kempa-Pass auf Julius Fanger, den dieser im Tor der Gäste versenkte. 11:4 stand es nun nach einundzwanzig Minuten. Und als Eres mit einem Tempogegenstoß die, leider vergebene, Chance zum 13:4 hatte, musste man um die Gäste aus der Grimmstadt bangen. Zu stark präsentierten sich die Ferndorfer. Und insbesondere der am letzten Wochenende zurecht stark kritisierte Abwehrverbund zeigte sich bestens aufgelegt. Ein Höhepunkt vor dem Gang in die Halbzeitpause war sicherlich noch das Anspiel Janko Kevics auf Marko Karaula. Hinter dem Rücken und von der Hanauer Abwehr nicht zu verteidigen war es nun schon Schmankerl Nummer Zwei, welches die Klatt-Mannen ihren Fans präsentierten.
Mit einem 15:8 ging es in Halbzeit Zwei weiter. Dabei gehörte sowohl der Schlussakkord aus Hälfte Eins, wie auch die erste Parade in Hälfte Zwei dem Zerberus der hessischen Gäste. Can Adanir wurde nun langsam aber sicher zu einem echten Faktor. Hätten sich seine Vorderleute nicht bei so mancher Überzahlsituation sehr generös gezeigt, wäre der Vorsprung wie Eis in der Sonne geschmolzen. So brachten selbst zwei parierte Siebenmeter von Adanir keine wirkliche Veränderung auf der Anzeigetafel. 18:12 stand es nach vierzig Spielminuten und Klatt begann, allen Spielern im Kader Einsatzzeit zu gewähren. Gabriel Viana führte sich direkt mit zwei blitzsauberen Treffern ein.. Und nachdem Hanaus Kreisläufer Dziugas Jusys für zwei Stürmerfouls binnen kürzester Zeit eine Zwei-Minuten-Strafe kassierte, war sein Coach dermaßen auf Betriebstemperatur, dass dieser in der 45.Minute ebenfalls zwei Minuten als Bankstrafe aufgebrummt bekam. Fanger, Eres und Mundus sorgten nun innerhalb von 100 Sekunden für eine Vorentscheidung. 25:15 und die Torgefährlichkeit des letztjährigen Staffelsiegers konnte auf die beiden Außenspieler beschränkt werden. Aus dem Rückraum erarbeiteten sich die Geist-Mannen kaum echte Gelegenheiten und auch das Spiel über den Kreis hatte die TuS-Abwehr bestens im Griff. Beim 26:18 (52.) nahm Klatt eine Auszeit, um einem möglicherweise Einzug haltenden Schlendrian vorzubeugen. Dies gelang nicht wirklich, denn beim 26:21 fünf Minuten vor dem Ende legte Klatt mit Auszeit Nummer Drei noch einmal nach. Alle Sinne schärfen und die hart eingefahrene Ernte auch ins Silo bringen. Und obwohl die Gäste mit einer sehr offensiven Abwehr quasi „All in“ gingen, machte Viana mit seinem dritten Treffer den Deckel drauf. So war es am Ende Jonas Wilde im Ferndorfer Tor vorbehalten, für das letzte Highlight im Spiel zu sorgen. Er hielt einen Siebenmeter und sorgte genau mit diesem gehaltenen Ball dafür, dass der TuS Ferndorf aktuell die beste Abwehr der 3.Liga Süd-West stellt. Sicherlich ein großer Verdienst des neuen Coaches auf der Ferndorfer Bank, der hörbar zufrieden war: „Ich bin stolz auf die Jungs, dass wir gegen einen Gegner, mit dem wir letzte Saison noch große Probleme hatten, einen dominaten Start-Ziel-Sieg eingefahren haben.
Weiter geht die wilde Fahrt durch die Süd-West-Gruppe mit einem Auswärtsspiel in der Nähe Düsseldorfs. Interaktiv Ratingen ist der Gegner am kommenden Sonntag. Und wer die reisefreudige Ferndorfer Fanschar kennt, wird sich leicht vorstellen können, dass sich etliche Rot-Weiße am Sonntagmittag auf die Reise ins Umland der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt machen. „Uns erwartet in Ratingen ein schweres Spiel bei einer cleveren und sehr erfahrenen Mannschaft“, baut sicherlich auch Klatt auf die immer wieder außergewöhnliche Unterstützung eben jener Fans.
Tore: Josip Eres (7/1), Julius Fanger (4), Marko Karaula, Marvin Mundus, Nikita Pliuto, Gabriel da Rocha Viana (je 3) , Janko Kevic, Mattis Michel (je 2), Alexander Reimann (1)
Fotos: H. Burbach