Heimspiel zur ungewohnten Zeit

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Im Sportjargon wird oft vor dem angeschlagenen Boxer gewarnt. Übertragen auf die 3.Liga Süd-West sollte der TuS Ferndorf also wahrlich auf der Hut sein vor dem kommenden Gegner. Denn auch wenn die TSG Haßloch „nur“ mit 10:6 Punkten im Mittelfeld der Tabelle rangiert, so haben sie sich vier der sechs Minuspunkte erst in den letzten beiden Spielen eingefangen. Das waren allerdings mit der 26:40 Niederlage bei der Gummersbacher Reservemannschaft und der 22:25 Heimniederlage gegen den TV Gelnhausen zwei echte Niederschläge. Und um im Boxslang zu bleiben: Es wird sich zeigen, ob der Gegner am Dienstagabend Nehmerqualitäten hat oder ob die, im übertragenen Sinne, Niederschläge Wirkung gezeigt haben.

Doch man muss auch konstatieren, dass das Verletzungspech in Haßloch gnadenlos zugeschlagen hat. Nach und nach kehren allerdings die krankheits- und verletzungsbedingt fehlenden Spieler in den Kader vom Trainerteam der Gäste, Andreas Reckenthäler und Philip Rogawski, zurück. Zum Personal der Gäste: Es ist keine Tormaschinerie, die der TuS Ferndorf am Dienstagabend in der Stählerwiese erwartet. Und auch einen klassischen Shooter sucht man bei den Kurpfalz-Bären, wie sich die Haßlocher Handballer selbst nennen, vergeblich. Viele Lösungen finden sie im Angriff in der Kleingruppe. Hier harmoniert vor allen Dingen die linke Angriffsseite bestens miteinander. Mit Kapitän Kevin Seelos auf der Halbposition und Florian Kern auf Linksaußen sind dann auch schon zwei Haupttorschützen genannt. Indiz für gute Lösungen im spieltaktischen Bereich sind Tore über den Kreisläufer, die bei der TSG Haßloch an der Tagesordnung sind. Niemand im Lager der Rheinland-Pfälzer sieht sich als Favorit bei der Aufgabe im Siegerland. Aber „mit Spaß am Spiel auflaufen und das Match genießen“ will man dann doch. „Und falls dann noch eine Überraschung möglich ist, haben wir eine tolle Heimfahrt“, wird der sportliche Leiter der Kurpfälzer , Thomas Müller, auf der Vereinshomepage zitiert.

Dass auf Seiten der Ferndorfer Handballer immer mehr die Rädchen ineinandergreifen, sieht man an der wöchentlich wahrnehmbaren Entwicklung. War es schon am letzten Heimspieltag gegen Rodgau/Nieder-Roden die nicht mehr übliche Viertelstunde Auszeit die man sich gönnte, so war es am vergangenen Wochenende darüber hinaus auch noch wirklich sehenswerter Handball, den die Michel & Co. aufs Parkett brachten. Flüssige Kombinationen an deren Ende, sauber abgeräumt, der Außenspieler zum Abschluss kommt – da sieht man die Arbeit, die das Team jeden Tag im Training vollrichtet. Gestützt auf eine gute Abwehr mit dem neuen Innenblocker Fabian Hecker, werden auch die Torhüter von Spiel zu Spiel stärker. Und im Gegensatz zu den ersten Spielen der Saison nutzen inzwischen auch die Außenspieler die sich ihnen bietenden Möglichkeiten mit einer nahezu 100%-Quote. Hier muss vor allen Dingen Josip Eres genannt werden, der sich zuletzt in bestechender Form präsentierte. Doch auch sein Pendant auf der Gegenseite, Gabriel Viana, nutzt nicht nur die sich ihm im Angriff bietenden Chancen, sondern spielt darüber hinaus noch einen exzellenten Part auf der Halbposition in der Abwehr. 

Wenn vor Saisonbeginn neue Spieler verpflichtet werden, ist eine Aussage immer wiederkehrend: „Freue mich auf die Atmosphäre in der Stählerwiese“. Und ja, in den Trainingseinheiten vor Heimspielen ist den TuS-Jungs die Vorfreude auf den Hexenkessel anzumerken. Es ist keine Selbstverständlichkeit, in jedem Heimspiel vor solch einer tollen, begeisterungsfähigen Kulisse aufzulaufen. Im Saisonverlauf wird es auch bestimmt noch Spiele geben, in denen eben diese Unterstützung das Zünglein an der Waage ist. Auch wenn auf dem Parkett vielleicht mal etwas schief gehen sollte, ist es umso entscheidender, dass der Hexenkessel Stählerwiese seinem Namen weiterhin alle Ehre macht. Und so heißt es dann zur ungewohnten Zeit am Dienstagabend: Scream for our team !


WISSENSWERTES
Gegner: HSG Haßloch
Einwohner Haßloch: 21.000 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.900)
Trikotfarbe: blau-weiß
größte Erfolge: Deutscher Feldhandballmeister 1975

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