In den 60-er Jahren wurde mit dem Bau des „Schul- und Sportzentrums Stählerwiese“ begonnen. Nach dessen Fertigstellung und dem Wandel vom Feld- zum Hallenhandball wurde die Stählerwiese Heimat der TuS-Handballer. Über Jahrzehnte hinweg wurden hier Siege gefeiert und Niederlagen betrauert. Doch 2020 öffnete die Stadt Kreuztal mit der Modernisierung, Erweiterung und dem damit verbundenen Neubau der Hintertortribüne ein neues Kapitel. Seitdem ist die beste Stube der Stadt ein echter Hingucker. Platz für rund 1.400 Zuschauer und in allen Bereichen aufgehübscht. Der 2. Juni 2024 wird einen weiteren Meilenstein setzen, wenn man in einigen Jahren auf die Entwicklung der Sporthalle Stählerwiese zurückblickt. Denn zum ersten Mal in der Zeit nach dem Umbau wird Hallensprecher Kai Brückmann das eine magische Wort verkünden: Ausverkauft! Zum ersten Mal in der jungen Geschichte des neuen, modernisierten Hexenkessels ist selbiger ausverkauft. Und man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass dies bei einem möglichen Endspiel am 15. Juni zum zweiten Mal der Fall wäre.
Doch bevor dieser Termin ins Auge gefasst werden darf, gilt es die Hürde HC Oppenweiler/Backnang noch ein zweites Mal zu überspringen. Nachdem das Team von Gästecoach Daniel Brack die Nervosität aus den ersten dreißig Minuten abgelegt hatte, gelang den Grün-Weißen aus dem Murrtal quasi ein Punktsieg. Denn die zweite Hälfte ging mit 19:17 an die Männer aus dem Rems-Murr-Kreis. Eine eindrückliche Warnung, dass man den Dritten der Süd-Staffel keineswegs auf die leichte Schulter nehmen darf. Dazu steckt auch viel zu viel Qualität im Kader des HC O./B.. Jürgen Müller, Torwart-Urgestein und wahrhaftiger Aufstiegsexperte, sowie der halbrechts agierende Tim Dahlhaus sind da zuvorderst zu nennen. Doch auch Spieler wie Abwehrchef Markus Dangers bringt reichlich höherklassige Erfahrung mit. Garniert wird das Ensemble von fintenreichen und gegenstoßorientierten Außenspielern, die dem TuS am vergangenen Donnerstag insgesamt elf Tore einschenkten. Wermutstropfen bei den Murrtalern: Das junge Talent Elias Newel, ausgestattet mit einem Zweitspielrecht für den Bundesligisten Frisch Auf Göppingen, hatte sich unter der Woche im Training verletzt und fällt für die Aufstiegsspiele aus. Eine erhebliche Schwächung für die Gäste, da der 19-jährige Newel mit seiner jugendlichen Unbekümmertheit diese Saison schon 110 Feldtore erzielt hat. Doch Dreh- und Angelpunkt bei den Baden-Württembergern ist zweifelsfrei Daniel Schliedermann. Oft recht unorthodox agierend, sind es seine Impulse und Tore, die dem Team auch mal schnelle und einfache Tore geben.
Das Hinspiel in Oppenweiler hatte schon etwas von einer „Marvin Mundus Show“. Der zurecht mit dem Titel „Spieler des Spiels“ ausgezeichnete Mundus warf zehn Tore und erledigte auch seinen Job in der Abwehr ganz nach dem Gusto seines Trainers. Ceven Klatt war angetan von der Offensivleistung seines Teams, legte aber ganz klar den Finger in die Wunde als er betonte, dass man zu viele Gegentore bekommen hat. Das soll sich im Rückspiel wieder ändern und eine große Stärke der Klatt-Mannen werden. Selber auf der Basis einer guten Abwehrperformance ins schnelle Umschaltspiel kommen. Und dann hat man mit Julius Fanger, Fabian Hecker, Daniel Hideg, Janko Kevic und dem bereits erwähnten Mundus Spieler, die nicht nur selbst auf den Torerfolg zielen, sondern genauso heiß darauf sind, ihre Mannschaftskameraden in den Kleingruppen in Szene zu setzen. Und hier sind vor allen Dingen die Kreisläufer Valentino Duvancic und Kapitän Mattis Michel Hauptabnehmer. Apropos Kreisläufer – schön zu sehen, dass der scheidende Nikita Pliuto, den es zur HSG Konstanz zieht, sich am Donnerstag mit aufgewärmt hat. Sein Einsatz kam noch zu früh, aber wer weiß was da noch kommt – der Sport schreibt ja oft genug die verrücktesten Geschichten. Rechtsaußen Paul Schikora musste schon das Hinspiel in Zivil verfolgen und fällt auch fürs Rückspiel aus. In Homburg unglücklich umgeknickt, lässt sein Sprunggelenk aktuell keinen Einsatz auf diesem Niveau zu. Dass sein Team den Fair-Play-Gedanken lebt freut den Meistercoach aus dem Bergischen ungemein. Nichts desto trotz hat er den Seinen für die nächsten Wochen und Monate ins Aufgabenheft diktiert, dass man „vielleicht auch Mal ein bisschen dreckiger und abgezockter sein darf“.
Was die anwesenden Fans des TuS Ferndorf für eine Atmosphäre in die kleine Gemeindehalle Oppenweiler gezaubert haben war großartig. Und doch will man an diesem besonderen Tag noch einmal nachlegen. Die Mannschaft wurde bereits im Hinspiel von einer Choreo empfangen. Und auch für das Rückspiel hat sich der Fanclub Brigade C wieder etwas einfallen lassen. Was nicht unerwähnt bleiben sollte in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass möglichst alle Zuschauer in Rot kommen. Die Spieler auf dem Feld sollen gemeinsam mit der roten Wand eine Symbiose bilden. So, dass der Funke vom Spielfeld auf die Tribüne überspringt. Oder, wenn es mal nicht so läuft, vielleicht auch einmal anders herum. Denn ab sofort muss auch der Hexenkessel wieder liefern. Nicht umsonst gefürchtet bei den Auswärtsteams, wird es in den Play-Offs auch ganz entscheidend auf die Zuschauer ankommen. Denn es wird auch mal schlechte Phasen in einem Spiel geben. Doch da dürfen sich die Michel & Co. wie immer auf die Unterstützung der Siegerländer Handballfans freuen. Und egal ob auf den Tribünen der Stählerwiese, am Stream bei Sportdeutschland.tv oder im Herzen – am Sonntagnachmittag um 16:30 Uhr heißt es wieder: Scream for your team – mit der #familieferndorf, mit der #familietus !
WISSENSWERTES
Gegner: HC Oppenweiler/Backnang
Einwohner Oppenweiler & Backnang: 4300 & 37400 (zum Vergleich: Ferndorf = 3900)
Heimspielstätte: Gemeindehalle Oppenweiler – 700 Zuschauer Fassungsvermögen
Trikotfarbe: grün-blau
größte Erfolge: Aufstieg in die 3.Liga 2015