Mitte Mai ist die Zeit der Eisheiligen. Mamertus, Pankratius und Servatius zerstören nur allzu gerne (Jung-)Pflanzen und (junge) Triebe. So ein klein wenig hat die bisherige Saison des TuS Ferndorf auch etwas von den Eisheiligen. Einmal im Spielfluss, sind die Mannen von Trainer Ceven Klatt nicht aufzuhalten und dabei im Ergebnis gnadenlos. Ganz ähnlich den eingangs erwähnten Herrschaften. Doch allzu streng sind die Michel & Co. dabei nicht. Ganz im Gegenteil. Bereits seit Beginn dieser Spielzeit herrscht ein tolles Klima in der Kabine der Rot-Weißen. Ein tolles Miteinander, einer kämpft für den anderen und es wird zusammen gelacht und gefeiert – so wie es sich für ein Team im Mannschaftssport gehört!
„Julian Mummes Kreise einengen und ihn zumindest zu einer schlechteren Quote zwingen“ – in den Worten Klatts über den Dreh- und Angelpunkt des Aldekerker Spiels, Julian Mumme, schwingt durchaus eine gehörige Portion Anerkennung mit. Der Mann mit der, wie es eine niederrheinische Zeitung umriss, waffenscheinpflichtigen rechten Klebe, besitzt zudem ein außerordentlich gutes Auge in der zweiten und dritten Welle. Hauptadressaten in der Kleingruppe sind dabei dann die beiden Kreisläufer Maximilian Tobae und Mummes Bruder Jonas. Nach dem Ausfall des etatmäßigen Shooters David Hansen auf der halblinken Königsposition, der dem TVA an allen Ecken und Enden fehlt, sind die Männer aus der deutsch-niederländischen Grenzregion sogar etwas variabler im Rückraum geworden. Tim Gentges, Trainer der Grün-Weißen, wurde durch die Hansen-Verletzung bereits früh in der Saison zum Spielertrainer. Der erfahrene Stratege, im Hauptberuf Polizist, verlässt sich in diesem Fall auf das Aldekerker Urgestein Frank Fünders auf der Aldekerker Bank. Dass es, entgegen der bisher gesammelten Erfahrungen in der 3.Liga, durchaus auch einige Gästefans in die Stählerwiese zieht, dürfte nicht schwer zu erahnen sein. Denn Aldekerk ist ein ähnlich handballverrücktes Dorf wie Ferndorf. Und nicht nur durch die fünf Siege in den letzten sieben Spielen wurde eine echte Handball-Euphorie entfacht. Zum letzten Spiel der Meisterschaftsrunde am kommenden Samstag gegen den Longericher SC in der Vogteihalle, bei dem die Niederrheiner den Klassenerhalt wahrscheinlich in eigenen Händen haben, erwartet man mit rund 700 Zuschauern sogar ein ausverkauftes Haus.
Akkus auftanken hieß es für die Jungs vom Kindelsberg in der vergangenen Woche. Von Vatertag bis Muttertag hatte die TuS-Equipe trainingsfrei. Einige Spieler nutzten die rar gesäten freien Tage gar für einen Besuch in ihrer Heimat. Seit Montag gilt die volle Konzentration der Siegerländer Handballer aber wieder dem Liga-Alltag. Denn da warten vor den sehnlichst erwarteten Aufstiegs-Play-Offs noch zwei Aufgaben gegen Gegner aus dem Tabellenkeller. Und damit man sich nicht nachsagen lassen muss in den Abstiegskampf eingegriffen zu haben, will sich die TuS-Equipe auch in diesen beiden Spielen schadlos halten. „Wir sind fit und gesund, haben Kräfte gesammelt und wollen einen tollen Heimabschluss mit unseren Fans in der Stählerwiese feiern“, weiß Klatt aber auch, dass das gegen Aldekerk kein Selbstläufer wird. „Gut verteidigen und hohes Tempo gehen“, sind diesbezüglich Schlagworte, die beim TuS Ferndorf diese Saison mit Leben gefüllt werden. Dass der Abend durchaus Potential für viele Emotionen bietet, dafür sorgt auch der immer näher rückende Abschied vom langjährigen Dirigent und Stabilisator des Ferndorfer Abwehrverbunds – Lucas Puhl, von seinen Mannschaftskameraden auch liebevoll Puhlic genannt. Typisch Puhlic auch die Antwort auf die Frage, wie denn das Gefühl so kurz vor dem Abschied sei: „Da habe ich mir gar keine so großen Gedanken drüber gemacht!“ Um aber gleich nachzuschieben: „Am Samstagabend ist meine ganze Familie da. Das ist mir unglaublich wichtig und darauf freue ich mich auch sehr!“ Da Puhlic bei seinem Team, seinen ehemaligen Mannschaftskameraden, dem Umfeld und den Fans sehr viele Freunde gewonnen hat, wird sicherlich die ein oder andere Träne kullern.
Was für die Spieler und das Team hinter dem Team unglaubliche Wertschätzung bedeutet, erfreut auch die Verantwortlichen und macht alle stolz – der TuS Ferndorf wird wieder einmal mehr als 1100 Zuschauer begrüßen dürfen. Im Hexenkessel Stählerwiese, der am Samstag emotional aufgeladen sein und spätestens am 2.Juni wieder seine ganze Stärke entfachen wird, gibt es noch vereinzelte Sitzplatz-Tickets und genügend Stehplatz-Tickets. Die Handball-Euphorie im Siegerland ist greifbar. Überall sind die Aufstiegs-Play-Offs Thema, überall sind die Handballer vom TuS Ferndorf in aller Munde. Die Fans freuen sich darauf, wenn am 2.Juni in einer ausverkauften Stählerwiese Geschichte geschrieben wird! Doch der nächste Gegner ist bekanntlich immer der Stärkste. Und somit bedarf es auch am Samstagabend der immer wieder hochgelobten Unterstützung der Fans. Live in Kreuztals guter Stube, im Stream bei Sportdeutschland.tv oder aber im Herzen heißt es dann wieder: Scream for your team – mit der #familieferndorf, mit der #familietus !
WISSENSWERTES
Gegner: TV Aldekerk
Einwohner Aldekerk: 4.000 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.900)
Trikotfarbe: grün-weiß
größte Erfolge: Zweitliga-Aufstieg 1990, Drittliga Aufstiege 2010 & 2022