Mehr Topspiel geht nicht

0

Eisenach gegen die Rhein-Neckar-Löwen in der Handball-Bundesliga. Oder aber Newcastle gegen Paris in der Fußball Champions-League. Zwei Beispiele, bei denen eine Symbiose zwischen den Rängen und dem Spielfeld dazu geführt hat, dass der Heimverein den hoch favorisierten Gast besiegen konnte. Bei beiden oben aufgeführten Beispielen wurde auf dem Feld und auf den Rängen jeder gewonnene Zweikampf gefeiert wie ein Titelgewinn. Das soll, nein, das muss auch am Sonntagnachmittag der Fall sein, wenn der Hexenkessel Stählerwiese richtig Fahrt aufnimmt. Der Vorverkauf deutet auf ein sehr, sehr gut gefülltes TuS-Wohnzimmer hin. Eine Atmosphäre, die in der Vergangenheit schon so oft dafür gesorgt hat, dass den Jungs in Rot und Weiß förmlich Flügel wuchsen.

Dabei stellt sich ihnen ein Team in den Weg, dass durchaus die Weihen für Höheres hat. Die HSG Krefeld war bereits in den vergangenen Jahren immer mal wieder auf dem Sprung zurück in Liga Zwei. Für den ganz großen Coup hat es am Ende nie gereicht. Dass wollen die Mannen vom niederländischen Altinternationalen auf der Trainerbank, Mark Schmetz, nun diese Saison nachholen. Dafür steht Schmetz ein Kader zur Verfügung, der auf fast jeder Position mit einem jungen aufstrebenden Talent, neben einem erfahrenen Haudegen ausgestattet ist. „“Ein Kader mit Tiefe und ganz viel Qualität“, wie es Ferndorfs Coach Ceven Klatt treffend umschreibt. Sich einzelne Spieler herauszupicken ist fast schon beleidigend für die anderen Akteure. Doch gerade der äußerst druckvoll agierende Rückraum zeigt besondere Qualität. Sechzig Minuten in der Lage höchstes Tempo zu gehen, will sich Klatt auch keinesfalls auf Run & Gun Handball einlassen. Mit Jörn Persson und Christopher Klasmann agieren zwei Spieler im Kader der Schwarz-Gelben, die auch in Ferndorf ihre Spuren hinterlassen haben. Neben den zwei starken Eins gegen Eins Spielern auf der Mittelposition, Lukas Hüller und dem Ex-Ferndorfer Persson, sind es die Spielertypen auf den Halbpositionen, die das Verteidigen so schwer machen. Sowohl in der Lage aus zehn Metern zu treffen, wie auch perfekt harmonierend im Kleingruppenspiel mit dem Kreis. Es gibt nahezu keine Schwachstelle im Ensemble der Niederrheiner.

Für die Jungs vom Kindelsberg steht die Trainingswoche ein wenig unter dem Motto, dass das die Spiele sind, für die man Handball spielt. „Ein Spiel auf das wir hingearbeitet haben und auf das wir uns freuen“, sagt Klatt und schiebt sofort hinterher, dass es „auf Kleinigkeiten ankommen wird“. Explizit nennt Ferndorfs Coach hier das Torhüterduell, welches man für sich entscheiden möchte. Und das Tempospiel, wobei man mit dem Gast keinesfalls um die Wette rennen will. Nochmal Klatt: „Es gilt aggressiv zu verteidigen und im Angriffsspiel geduldig zu sein!“ Die leicht angeschlagenen Spieler beißen alle auf die Zähne, da keiner dieses Highlight-Spiel verpassen will. Stand Freitag stehen Klatt alle Spieler des Kaders zur Verfügung. Also die Qual der Wahl. Denn natürlich ist auch der TuS, als Tabellenzweiter der Süd-West-Staffel, auf allen Positionen durchgängig doppelt gut besetzt. Da wird es wieder insbesonders auf das Deckungsverhalten der TuS-Equipe ankommen. „Wir haben in Ratingen zu viel individuell verteidigt. Gegen Krefeld müssen wir wieder mehr als Team verteidigen“, weiß der Coach ganz genau, wo er die Hebel unter der Woche anzusetzen hat. Dabei ganz besonders gefordert sind die Innenblock-Spieler wie Fabian Hecker und Nikita Pliuto. Doch auch der unermüdlich hinten wie vorne rackernde Kapitän Mattis Michel oder der in einer bestechenden Form agierende Josip Eres auf der rechten Außenbahn sind für Klatt fast unersetzliche Mosaiksteine auf dem Weg zum Heimerfolg. Und wie schon zuletzt festgehalten – es gibt im Ferndorfer Team keine Konstante, auf die sich der Gegner einstellen kann. Es entwickelt sich in jedem Spiel Torgefahr von allen Positionen, so dass unmöglich vorhergesagt werden kann, wer dem Topspiel seinen Stempel aufdrücken wird.

Ob bei den epischen Handball-Duellen der 80-er, 90-er Jahre oder aber zu Zweitligazeiten, die ja noch gar nicht so lange her sind. Die Stählerwiese hat schon einige Spiele erlebt, die sie in den Grundfesten erschüttert haben. Am späten Sonntagnachmittag wollen die Michel & Co. ein weiteres dieser Spiele folgen lassen. Gemeinsam mit den Siegerländer Handballfans will man als Tabellenführer in die neue Woche starten. Und bei diesem Unterfangen sind auch die Fans in besonderem Maße gefragt. Wenn es mal Phasen gibt, in denen es nicht so gut läuft, muss der Funke mal nicht vom Spielfeld auf die Tribüne überspringen, sondern einmal mehr den umgekehrten Weg nehmen. Dann heißt es rund um den Hexenkessel in Kreuztals guter Stube wieder: Scream for your team – #familieferndorf, #familietus.


Wissenswertes
Gegner: HSG Krefeld Niederrhein
Heimspielstätte: Glockenspitzhalle (1.500 Plätze) – Yayla Arena (5.300 Sitzplätze)
Einwohner Krefeld: 226.844 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.900)
Trikotfarbe: gelb / schwarz
größter Erfolg: Aufstieg in die 2. Liga 2019

Kommentare sind geschlossen.