Die letzten Spiele der Ferndorfer Handballer waren nichts für Menschen, die beim Kardiologen ein und aus gehen. Das Auswärtsspiel bei den Munnremer Hornissen in Mundenheim passt dagegen eher in die Kategorie „glanzloser Auswärtssieg“. Doch egal bei welcher Sportart, es ist dem Tabellenführer nicht Woche für Woche möglich, eine Glanzleistung nach der anderen, respektive einen Nervenkrimi nach dem anderen auf die Platte zu zaubern.
Der Samstagabend im Ludwigshafener Ortsbezirk begann kurios. Stimmungsvoll lief die TuS-Equipe in die Halle ein. Denn die einzigen, die sich lautstark bemerkbar machten, waren die, wieder einmal zahlreich mitgereisten, Fans in Rot und Weiß. Dass dann auch noch die Technik den Gastgebern fast einen Strich durch die Rechnung machte, passte für das Heimteam zu diesem Abend. Als dann der Anzeigetafel und dem Zeitnehmertisch wieder Leben eingehaucht worden war, konnte der Handballabend mit etwas Verspätung beginnen. Mit einer veränderten Startaufstellung hatte sich das Trainerteam Robert Andersson / Jannis Michel etwas überlegt. Und der von Beginn an auflaufende Rostyslav Polishchuk zeigte sich in Spiellaune. Zwei Tore des Ukrainers zum 1:2 (4.) und 2:3 (6.) sollten aber für die darauffolgenden sechs Minuten das letzte Highlight aus Ferndorfer Sicht gewesen sein. In Unterzahl probierten es die Andersson-Mannen mit dem zusätzlichen Feldspieler. Doch erste Pflicht, wenn der Torhüter nicht in seinem Tor weilt, muss lauten, dass man leichte Ballverluste vermeidet. Wenn dann aber zwei Mal der Ball hergeschenkt wird, und die Mundenheimer Zielwasser getrunken haben, ergeben sich zwei Treffer ins leere Tor. Erst nach dem 7:4 der Hausherren wachten die Siegerländer auf. Wiederum Polyshchuk, und Josip Eres mit seinen Treffern Nummer Zwei und Drei sorgten für Gleichstand nach einer Viertelstunde. Das war genau die Phase, in der sich die TuS-Abwehr auf der Höhe des Geschehens befand. Beweglich und früh genug an den Gegenspielern, wurde auch das Zusammenspiel mit Lucas Puhl im Tor immer besser. Nach zwanzig Minuten wechselte der Coach seinen kompletten Rückraum und beorderte die vermeintliche Stammformation auf die Platte. Hecker, Michel und der vierfache Torschütze Polyshchuk mussten Mundus, Persson und Fanger weichen. Vor allen Dingen Jörn Persson war die Spielfreude anzumerken. Wobei ansonsten weder Julius Fanger noch Marvin Mundus nachhaltig Eindruck hinterließen. Ganz im Gegensatz zu Josip Eres. Der Kroate war wieder einmal ein Muster an Beständigkeit und netzte allein in Halbzeit Eins sechs Mal. Durch das bessere Zusammenspiel mit seiner Abwehr, war es dann auch Puhl möglich, den ein oder anderen Ball zu entschärfen. Was zur Folge hatte, dass sich die Michel & Co. über ein 11:11 (20.) und 11:14 (25.) bis zur Pause auf 12:16 absetzen konnten.
Zum Start in Durchgang Zwei gab es direkt mal etwas zum Zunge schnalzen. Fanger vollendete einen sehenswerten Kempa. Und als Mattis Michel zum 12:18 netzte, war man sich im Ferndorfer Fanlager einig, dass einem sicher herausgespielten Auswärtssieg nichts mehr im Wege stünde. Doch diese Rechnung hatte man ohne die Gastgeber gemacht. Innerhalb von nur 70 Sekunden nutzten diese ein schlechtes Rückzugsverhalten der Siegerländer gnadenlos aus und stellten auf 15:18 (33.). Doch eines sollte sich von der ersten bis zur letzten Sekunde zeigen. Sobald der Tabellenführer aufs Gaspedal drückte und den Ball schnell laufen ließ, war zu erkennen dass da der Herbstmeister beim Tabellenneunten zu Gast war. Nach einer Ferndorfer Auszeit in der 41.Minute, es stand 16:21, wurde es noch deutlicher. Mundus zeigte sich weiterhin nervenstark von der Siebenmeter-Marke und auch Linksaußen Alexander Reimann verewigte sich nun zwei Mal unter den Torschützen. Nach einer Dreiviertelstunde löste Tim Hottgenroth seinen Gespannsmann Puhl zwischen den Pfosten ab und zeigte in der Schlussphase noch zwei, drei schöne Paraden. Beim 18:27 (51.) hob dann zum ersten Mal an diesem Abend „Air Hecker“ ab. In unnachahmlicher Weise schweißte der Sauerländer den Ball in den rechten Giebel. Mundenheims Bastian Schleidweiler wird den TuS Ferndorf nicht in guter Erinnerung behalten. Im Hinspiel kurz vor der Pause mit einer roten Karte disqualifiziert, erwischte es ihn im Rückspiel sieben Minuten vor Spielende mit der direkten Disqualifikation. In den letzten Minuten bis zum Spielende passierte nicht mehr sonderlich viel, so dass es dem spielfreudigen Polyshchuk vorbehalten war, mit dem 22:33 Treffer für den Endstand in dieser Partie zu sorgen.
Doch auch wenn das Team über weite Strecken nicht den Glanz eines Tabellenführers versprühte, so zählen aber auch in dieser Partie am Ende nur die zwei Punkte auf der Habenseite. Noch zwei Mal müssen die Andersson-Mannen ran. Bevor es zum Jahresabschluss am 17.Dezember nach Dutenhofen geht, wartet am kommenden Samstag die letzte Aufgabe in der Stählerwiese. Zu Gast ist der TV Kirchzell. Das Hinspiel haben die Mannen vom Kindelsberg in einer hart umkämpften Partie 26:30 gewonnen. Das ist Ansporn genug, am Samstag den nächsten Heimerfolg zu verbuchen. Dabei zählt das Team wieder auf die grandiose Stimmung im Hexenkessel. Mit den besten Fans der Liga im Rücken, möchte man im letzten Spiel des Jahres ein wechselvolles Handballjahr 2022 erfolgreich abschließen.
Tore: Josip Eres (9), Rostyslav Polishchuk (7), Marvin Mundus (7/6), Fabian Hecker, Mattis Michel, Jörn Persson, Alexander Reimann (je 2), Julius Fanger, Linus Michel (je 1)
Fotos: M.Lehmann