Ex-Zweitligist, Zuschauerkrösus, Aufstiegsaspirant – der TuS Ferndorf ist bei vielen Gegnern in der 3. Liga Süd-West der gejagte Favorit. Bei Heimspielen in der Stählerwiese kann sich das Team von Ceven Klatt in engen Spielsituationen immer auf den Hexenkessel verlassen. Die Zuschauer tragen das Team um Kapitän Mattis Michel nicht selten zum Erfolg. Doch auch die Gegner der Süd-West-Staffel bauen gerade in diesen Highlight-Spielen auf ihr Publikum. Und so wird auch der samstägliche Gastgeber des TuS, der TV Gelnhausen, nicht müde, auf die Bedeutung seiner Hölle-Süd, sowie die Teams zu verweisen, die dort in der Vergangenheit Federn lassen mussten.
Und wahrlich erwiesen sich die Männer aus der Barbarossastadt in der abgelaufenen Spielzeit als ausgesprochen heimstark. „Gerade zu Hause sind sie zu emotionalen Auftritten imstande“, zeigt sich TuS-Coach Klatt überrascht über den schwachen Saisonstart der verletzungsgeplagten Gelnhäuser und ergänzt: „Sie gehen ein gutes Eins gegen Eins und harmonieren mit der Kleingruppe am Kreis. Dazu sechzig Minuten ein brutal hohes Tempo. Da werden wir zuvorderst ein gutes Rückzugsverhalten benötigen, um den Gegner in den gebundenen Angriff zu zwingen.“ Dabei haben die Osthessen mit einigen Problemen zu kämpfen. Yannik Mocken, Torschützenkönig der vergangenen Saison ist ebenso außer Gefecht gesetzt wie zum Beispiel der hochveranlagte Keeper Julian Lahme, auf dessen Einsatz die Gastgeber ein wenig hoffen. Doch auch die verbliebenen Spieler im Kader des Trainerteams Sergej Budanow und Matthias Geiger haben eine Qualität, die in keinster Weise dem Saisonstart von 1:5 Punkten entspricht. Die beiden jungen Rückraumakteure Fynn Hilb und Jonathan Malolepszy sorgen beispielsweise für ein gleichbleibend hohes Tempo. Und im Schatten der Mocken-Verletzung hat sich mit Felix Reinhardt ein weiterer Linksaußen ins Rampenlicht gespielt. So gilt es, dem schnellen Spiel der jungen Gelnhausener Mannschaft Einhalt zu gebieten und selbige, vor dem begeisterungsfähigen Publikum in der Rudi-Lechleidner-Halle, erst gar nicht ins Rollen kommen zu lassen.
Was war das für ein Spiel gegen die Bergischen Panther. Zwei grundverschiedene Halbzeiten präsentierten die Klatt-Mannen am vergangenen Samstag ihren Fans. Waren die zwanzig Gegentore in Halbzeit Eins so gar nicht nach dem Geschmack des Trainers, spielte sich die TuS-Abwehr in Hälfte Zwei in einen kleinen Rausch und kassierte nur noch fünf Gegentore. Ein weiterer Fingerzeig dafür, dass „Handball auch zu einem großen Teil im Kopf funktioniert“, wie es Klatt formulierte. Dabei stehen ihm bei der Auswärtsaufgabe in Osthessen bei weitem nicht alle Spieler zur Verfügung. Zu den Langzeitverletzten Valentino Duvancic und Paul Schikora gesellten sich nämlich am vergangenen Wochenende zu allem Überfluss auch noch Josip Eres, Daniel Hideg und Gabriel Viana. Wobei Viana sich im absoluten Notfall, trotz gebrochener Nase, zur Verfügung gestellt hätte. „Ich hoffe, dass es gerade bei Josip für ein paar Minuten pro Halbzeit reicht“, spricht der TuS-Coach einen nicht zu unterschätzenden Faktor an. Denn durch die Eres-Verletzung und den Ausfall Schikoras, waren die beiden verbliebenen Linkshänder, Fabian Hecker und Marvin Mundus, zu einem Sechzig-Minuten-Einsatz gezwungen. Das zehrt natürlich nicht nur an der körperlichen, sondern auch an der mentalen Fitness. Beim Halblinken Hideg sieht es vorsichtig optimistisch aus, dass er langsam wieder an den Wettkampf herangeführt werden kann. Vielleicht reicht es schon am Wochenende wieder zu ersten Spielminuten. Hauptaufgabe für die Michel & Co. wird wieder eine gut aufgestellte Abwehr sein. Der Coach spricht immer wieder von der Stabilität, die er dort gerne sieht und verweist auf die Qualitäten seiner Mannen im Angriffsspiel. „Doch wir müssen im Angriff weniger fehlerbehaftet agieren“, wurmt Klatt immer noch die hohe Anzahl technischer Fehler in den ersten Saisonspielen.
All das ist am Samstagabend um 19:30 Uhr zweitrangig. Denn im Mainz-Kinzig-Kreis geht es um zwei äußerst wichtige Punkte, und damit um eine gute Ausgangsposition vor den beiden Heimspielen gegen Longerich und Hanau. Am Support der begeisterungsfähigen TuS-Fans wird es schon einmal nicht liegen. Denn nicht wenige haben sich die 150 Kilometer Strecke schon auf die Fahne geschrieben und werden ihr Team vor Ort unterstützen. Dann heißt es im Block C der Rudi-Lechleidner-Halle wieder: #familieferndorf + #familietus
WISSENSWERTES
Gegner: TV Gelnhausen
Einwohner Gelnhausen: 23.200 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.850)
Trikotfarbe: Rot
größte Erfolge: Zweitligist von 1988-1993 und von 2002-2007