Teil eins der emotionalen Höhepunkte spielte sich bereits vor dem Anwurf ab. Mit einer launigen Anmoderation Kai Brückmanns betrat Chefcoach Ceven Klatt mit Mikrofon die Stählerwiese. Um nur Sekunden später mitzuteilen, dass man sein Arbeitspapier ligenunabhängig um zwei Jahre verlängert hat. Teil zwei der emotionalen Höhepunkte folgte nach dem Schlusspfiff. Lucas Puhl, über ein Jahrzehnt Teil der Familie Ferndorf, wurde von den Fans des Fanclubs Brigade C mit einer persönlichen Choreo gefeiert, die dem auch sonst eher schweigsamen Puhlic die Sprache verschlug.
Handball gespielt wurde aber auch. Und wie – der in Nieder-Roden schon unaufhaltsam rollende TuS-Express wirbelte zu Beginn der Partie wie ein Tornado über den bedauernswerten TV Aldekerk hinweg. Eine Anfangsphase ohne Fehl und Tadel mündete nach sieben Minuten in einer 8:2 Führung. Fünf verschiedene Torschützen waren Ausdruck Ferndorfer Variabilität und Effektivität. „Wir wollten von Anfang an zeigen, wer Herr im Ring ist und spielen eine überragende Anfangsphase“, war Klatt begeistert ob der Vorstellung seiner Jungs. Doch eine Auszeit der niederrheinischen Gäste zeigte Wirkung. Ihr Dreh- und Angelpunkt, Julian Mumme, ließ die schwachen Anfangsminuten hinter sich und zeigte sich einmal mehr als einer der besten Spieler in Liga Drei. Und während man auf Seiten des TuS kein Wurfglück mehr hatte, schlug das Pendel mehr und mehr Richtung der Mannen von der deutsch-niederländischen Grenze. Über 9:5 (15.) und 10:7 (19.), schmolz der Vorsprung bis zur 22.Minute auf zwei Tore. Und auch der Meistercoach haderte mit dieser Phase des Spiels: „Wir spielen gar nicht schlecht, verwerfen aber zu viele Hundertprozentige !“ Janko Kevic, dem Dirigenten des Ferndorfer Angriffsspiels, war es dann vorbehalten, die Siegerländer Handballer wieder in die Spur zu bringen. Der Kroate netzte drei Mal in Folge und sorgte beim 16:11 (27.) endlich wieder für eine beruhigende Fünf-Tore-Führung. Dass man diese Führung mit dem 17:13 nicht in voller Gänze mit in die Halbzeit nehmen konnte, war dabei nur ein Schönheitsfehler.
Schon im Vorfeld der Partie war klar, dass man auf Seiten der Männer vom Kindelsberg qualitativ hochwertiger durchwechseln kann, als auf Seiten der Aldekerker. Und so sollte es sich auch bewahrheiten. Während auf beiden Seiten den spielgestaltenden Akteuren immer mal wieder Pausen zugesprochen wurden, konnte dass der TuS Ferndorf viel besser auffangen. Während bei den Gästen sofort ein Bruch im Spiel erkennbar war, konnte Klatt durchwechseln ohne Qualität einzubüßen. Ganz im Gegenteil – gerade Julius Fanger nutzte immer wieder seine Chancen und netzte dabei insgesamt vier Mal sehenswert. Mit einem 21:17 ging es in die letzten zwanzig Minuten. Und in der Phase zwischen der 40.-50. Minute entwickelte sich ein Privatduell – Lucas Puhl gegen Joscha Schoemackers. Die beiden Keeper hielten alles was zu halten war und auch ein Stück weit darüber hinaus. Höhepunkt in dieser Phase ganz sicher eine Aktion, resultierend aus einer Unterzahlsituation des TuS Ferndorf. Puhl war auf der Bank, damit ein Spieler auffüllen konnte. Nach einem Ballverlust der Rot-Weißen versuchte sich Aldekerk mit dem Wurf aufs leere Tor. Diesen konnte Marvin Mundus artistisch klären, allerdings in die Hände eines Aldekerkers. Doch bei dessen Wurf kam Puhl gerade rechtzeitig zurück in seinen Kasten und klärte auf spektakuläre Art und Weise. Der Hexenkessel kam endlich auf Betriebstemperatur. 1142 Zuschauer sorgten nämlich auch am Samstagabend wieder für einen herausragenden Zuspruch. In die Crunch-Time ging es mit einem 26:19. Somit verkam diese ein wenig zum Schaulaufen. Während auf Seiten der Gäste immer wieder nach dem Motto „letzte Ausfahrt Mumme“ gehandelt wurde, bekamen auf Seiten der TuS-Equipe nun alle Spieler ihre Einsatzzeit. So durften auch Arvid Pötz und Ante Simic wieder ran. Der einzige der sich hinten anstellte, war Puhls Gespannmann Jonas Wilde. Er überließ den Erfolg dem Mann, der von den Fans gefeiert, und zu dessen Ehren sich die Jungs im Fanblock als „Puhligans“ präsentierten. Das Schlusswort gebührt dem Trainer: „Wir können nicht jede Woche wie gegen Nieder-Roden spielen. Wir gewinnen beide Halbzeiten mit plus Vier, bekommen unter 25 Gegentore und werfen über 30 Tore“, war er in seinem Fazit zufrieden mit dem Auftritt der Seinen. Gabriel Viana, fünffacher Torschütze nach längerer Verletzungspause, holte sich sogar noch ein Extralob des Trainers ab.
Nun trennen den TuS Ferndorf noch gerade einmal sechzig Minuten vom ersten Play-Off-Spiel. Die Ergebnisse aus der Süd-Gruppe lassen keine neuen Schlüsse zu. Der Gegner der Michel & Co. wird erst kommenden Samstag im Direktduell zwischen Oppenweiler/Backnang und Würzburg ermittelt. Und aus diesem Grund plant der Verein auch zweigleisig. Anmeldungen für die Auswärtsfahrt am 30.Mai werden noch bis kommenden Mittwoch entgegengenommen (per Mail an: [email protected]). Es kann sowohl nach Oppenweiler wie auch nach Würzburg gehen. So oder so freuen sich die Mannen von Ceven Klatt über jegliche Unterstützung. Gerade in den Topspielen wurde die Mannschaft im Saisonverlauf überragend supportet. Und wenn es eng zugeht, kann auch die Unterstützung von der Tribüne nochmal den ein oder anderen (entscheidenden) Prozentpunkt herauskitzeln. Somit heißt es am 30.Mai beim Aufeinandertreffen mit dem „Zweiten“ der Südgruppe einmal mehr: Alle dabei für Liga Zwei !!
Tore: Janko Kevic, Gabriel Viana (je 5), Marvin Mundus (5/1), Julius Fanger (4), Josip Eres (4/1), Mattis Michel (3), Daniel Hideg (2), Valentino Duvancic, Fabian Hecker, Paul Schikora, Ante Simic (je 1)
Fotos: H.Burbach