Souveräner Auswärtssieg in Dansenberg

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Julius Fanger bestätigt seine gute Form und erzielt drei Treffer in Dansenberg (Archivbild)

„Für die meisten liegt die größte Gefahr nicht darin, hoch zu zielen und zu scheitern, sondern darin, das Ziel zu niedrig zu hängen und es zu erreichen!“ Ein Satz von Michelangelo, den Ferndorfs Coach Ceven Klatt am späten Samstagabend so unterschrieben hätte, denn er war „mit der ersten Halbzeit zufrieden, mit der zweiten Halbzeit nicht zufrieden“. Und wahrlich – Ferndorfs Trainer sah in den zweiten dreißig Minuten in Dansenberg ein Team, welches nicht mehr unaufhörlich auf dem Gaspedal stand und gierig nach Toren war. Aber vielleicht auch nur zu menschlich, denn bereits am Dienstagabend wartet ein echtes Saison-Highlight, wenn Zweitligist SG BBM Bietigheim in der zweiten Pokalrunde seine Visitenkarte in Kreuztals guter Stube abgibt.

Und doch darf man den Auswärtserfolg bei unbequem zu bespielenden Dansenbergern als erwachsene Leistung bezeichnen. Unterstützt von mehr als zwei Dutzend Schlachtenbummlern fanden die Siegerländer etwas schleppend in die Partie. 4:4 stand es nach zehn Minuten. Da war Linksaußen Alexander Reimann aber bereits nicht mehr an Bord. Der offensiv auf der Halbposition deckende Sachsen-Anhaltiner kam in einer Abwehraktion deutlich zu spät, griff in den Wurfarm des Gegenspielers und kassierte folgerichtig die rote Karte (6.). Neben der roten Karte Reimanns musste der erste Fehlwurf Josip Ereš von der Strafwurfmarke quittiert werden. Doch irgendwie waren diese beiden Dinge so etwas wie ein Signal, dass die TuS-Maschinerie nun endlich ins Rollen kam. Aus einer 6:7 Führung machten die Michel & Co. innerhalb von nur sieben Minuten ein 6:14 (23.). Julius Fanger kam immer öfter mit Tempo auf die Abwehr und setzte dann die Kreisläufer in Szene. Und egal ob Mattis Michel oder Nikita Pliuto, beide zeigten sich gewohnt treffsicher. Ohne Übertreibung darf in dieser Spielphase davon gesprochen werden, dass die Pfälzer erst gar nicht mehr aus der Halbzeitpause hätten zurück kommen dürfen, wäre da nicht mit Michael Fiedler ein famos haltender Rückhalt zwischen den Dansenberger Pfosten gewesen. Die Abwehrarbeit der Rot-Weißen war zu diesem Zeitpunkt exzellent. Gutes Verschieben, schnell auf den Beinen – da hatte Klatt seine helle Freude an dem Defensivauftritt seiner Jungs. Am Ende musste die TuS-Equipe nur acht Gegentore in den ersten dreißig Minuten quittieren. Ein absoluter Spitzenwert! Doch es gab noch weitere Aufreger in den letzten 70 Sekunden von Hälfte Eins. Ereš verwarf einen zweiten Siebenmeter und Fiedler, der Zerberus im Kasten des Heimteams, entschärfte ein ums andere Mal Freistellungen der Ferndorfer Jungs. Und hätte das umsichtig leitende, baden-württembergische Schiedsrichtergespann Johannes Friedhoff & Sven Ernst noch vor der Pause den Deckel drauf machen wollen, hätten sie dem Dansenberger Luca Steinführer den roten Karton unter die Nase halten können. So beließen sie es bei einer Zwei-Minuten-Strafe und der Dansenberger Rechtsaußen durfte weiter mitwirken.

In Halbzeit Zwei ließ Klatt seinen Worten von unter der Woche Taten folgen und wechselte weiterhin munter durch. Allerdings nicht wie vermutet ohne Qualitätsverlust. Denn die Rot-Weißen kamen nicht wieder richtig in Tritt. Über 9:19 (33.) und 12:22 (37.) waren es beim 14:23 (41.) erstmals nach langer Zeit wieder weniger als zehn Tore Vorsprung. Ferndorfs Coach hatte genug gesehen und bat zur Auszeit. Selbst in dieser Phase war Klatt der Wille anzusehen, dass seine Jungs das möglichst professionell nach Hause schaukeln: „Am Samstag Mittag hätte ich das alles so unterschrieben. Aber nach dem Spiel muss ich sagen, dass ich erwarte, dass wir bestimmt Sachen besser lösen!“ Nach der Auszeit zeigte sich keine große Veränderung. Das Spiel beider Teams wirkte zerfahren und es häuften sich, mit zunehmender Spielzeit in der schwülwarmen Halle, die Unkonzentriertheiten auf beiden Seiten. Maximilian Schmidt kam zu seinem Saisondebut im Ferndorfer Trikot. Das hatte bereits in Hälfte Eins Marko Karaula gefeiert, der sich am Ende nicht nur über die ersten Spielminuten der Saison, sondern auch über zwei Tore freuen konnte. Den kroatischen Dreh- und Angelpunkt des Ferndorfer Spiels, Janko Kević, der auch im Kaiserslauterer Vorort wieder aus der Masse herausstach, schonte Klatt nun im Hinblick auf das Pokal-Highlight am Dienstagabend. Beim 19:28 (50.) machte Jonas Wilde, der seinen Job zu aller Zufriedenheit erledigt hatte, Platz für seinen Gespannsmann. Das war aber nicht Lucas Puhl. Denn der war privat verhindert, und so war es Keeper Nummer Drei, Tim Hottgenroth, der an alter Wirkungsstätte noch zehn Einsatzminuten bekam. Großes Thema der zweiten dreißig Minuten war die Chancenverwertung. Es liegt in der Natur der Sache, dass man bei hohen Führungen mal einen Gang rausnimmt. Aber die sich ergebenden Chancen sollten dann schon noch konsequent genutzt werden. Ein echtes Highlight zu Beginn der Crunch-Time war dann ein Rückhandanspiel Ereš an den Kreis, welches allerdings nicht von Erfolg gekrönt war. So trudelte das Spiel langsam aus und den Rheinland-Pfälzern gelang in den letzten Minuten noch Ergebniskosmetik. 25:33 stand nach sechzig Minuten auf der Anzeigetafel. Der TuS Ferndorf war seiner Favoritenrolle gerecht geworden, und hat zumindest in den ersten dreißig Minuten aufblitzen lassen, warum viele Experten die Mannen von Ceven Klatt am Ende auf einem der ersten beiden Plätze sehen.

Nun gilt die Konzentration dem Spiel der zweiten Pokalrunde. Am Sonntag kommt das Team zu einer leichten Einheit zusammen und wird hauptsächlich im spieltaktischen Bereich arbeiten. Für das Trainerteam Klatt/Michel eine spannende Aufgabe, den Spagat zwischen Meisterschaft und Pokal zu bewältigen. Doch auf das Spiel gegen, das vom ehemaligen Weltstar Iker Romero betreute, Bietigheim freuen sich Spieler, Offizielle und Umfeld. Eine Partie, in der die Ferndorfer Jungs befreit aufspielen können, bevor am kommenden Samstagabend der Fokus wieder auf die Meisterschaftsrunde gelegt wird. Denn dann kommen die Bergischen Panther in die Stählerwiese.

Tore: Josip Ereš (10/2),  Gabriel de Rocha Viana (5), Janko Kević (5/2), Nikita Pliuto (je 4), Julius Fanger (3), Mattis Michel (3), Marko Karaula (2), Marvin Mundus (1)

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