Toller Fansupport in Dutenhofen wird nicht belohnt

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Es war das Wochenende der Überraschungen in Handball-Deutschlands dritten Ligen. Im Norden verliert Tabellenführer Vinnhorst in Braunschweig. Im Süden verliert Tabellenführer Fürstenfeldbruck in Leutershausen. Und im beschaulichen Dutenhofen verliert der TuS Ferndorf als Tabellenführer der Staffel Süd-West sein zweites Spiel in der Drittligasaison 2022/23. Was wieder einmal untermauert, dass man kein Spiel in dieser Klasse gewinnen kann, wenn man nicht zu 100% fokussiert ist, wie es TuS-Coach Robert Andersson noch vor dem Spiel mahnend proklamiert hatte.

Dabei hätte das Umfeld mehr verdient gehabt. Eine große rot-weiße Fanschar hatte sich in den östlichen Stadtteil Wetzlars aufgemacht um den Michel & Co. den Rücken zu stärken. Mit den anwesenden Nachwuchsspielern des TuS, den beiden Fanclubs Brigade C und Ferndorfer Füchse sowie den zahlreichen Autos mit SI auf dem Nummernschild, werden es am Ende weit über 100 Fans gewesen sein, die es mit der TuS-Equipe hielten.

Doch das Spiel nahm nicht den Verlauf, wie es sich die Fans und die Andersson-Mannen vorgenommen hatten. Die HSG Dutenhofen/Münchholzhausen II legte ein 2:0 vor. Julius Fanger und Mattis Michel sorgten postwendend für den Ausgleich (5.). Nach der neuerlichen Zwei-Tore-Führung der Gastgeber zum 4:2 hatten sich bereits die drei Hauptprotagonisten des Abends auf Dutenhofener Seite in die Torschützenliste eingereiht. Der intelligent den Taktstock schwingende Lukas Gümbel, Heimkehrer Philip Opitz und der Ex-Ferndorfer Tim Rüdiger. Anschließend entwickelte sich ein Duell auf Augenhöhe. Marvin Mundus, der sich am gestrigen Abend endlich wieder einmal so präsentierte wie wir es aus den ersten Spielen der Saison kannten, wackelte seinen Gegenspieler aus und traf zum 6:6. Nach einer Parade Tim Hottgenroths war es dann Alexander Reimann vorbehalten, in der 13.Minute für die erste Ferndorfer Führung zu sorgen. Doch es zeichnete sich bereits in der ersten Viertelstunde ab, dass die Deckungsformation des TuS keinen Zugriff bekam. Zu tief gestaffelt, gewährte man dem Heimteam viel zu viel Platz zum Kombinieren. Die zogen daraus erfolgreich Kapital, indem sie ihre Angriffe geduldig ausspielten und auf die entstehenden Lücken warteten. Opitz, Dutenhofens Leihgabe aus Hüttenberg machte in der 19.Minute bereits sein viertes Tor. Und während auf Seiten der Hessen ganz viel so klappte wie gewünscht, befanden sich die Mannen in Rot und Weiß auf der ständigen Suche nach Ruhe im Spiel und haderten zudem mit vielen Unzulänglichkeiten und technischen Fehlern. Bei Jörn Persson wechselten sich Licht und Schatten quasi im Minutentakt ab. Und so zog das Heimteam nach einer Auszeit auf 13:10 (27.) davon, bevor nun auch Andersson versuchte mit einer Auszeit gegenzusteuern. Doch der Rückstand konnte vor der Pause nicht mehr verkürzt werden. So ging es mit einem durchaus verdienten 16:13 in die Kabinen. Hier wird der schwedische Altinternationale sicherlich nochmal an seine Mannen appelliert haben, den Matchplan durchzuziehen und über die gesamte Restspieldauer die Konzentration hochzuhalten und die vielen technischen Fehler zu minimieren.

Doch erst einmal waren es weiterhin die eingangs erwähnten Torschützen der Gastgeber, die dem TuS das Leben schwer machten. Doch nach und nach fingen sich die TuS-Jungs, gestützt auf den nun im Tor stehenden Lucas Puhl, erzielten fünf Tore aus dem Rückraum und Mundus verwandelte ganz sicher einen Siebenmeter. Das Spiel war wieder remisiert (19:19, 41.). Großer Wermutstropfen in dieser Phase, die Verletzung des Kapitäns. Mattis Michel erlitt eine Platzwunde und wurde noch in der Halle ärztlich versorgt – Weiterspielen ausgeschlossen! Auf der einen Seite entwickelte sich nun ein kleines Privatduell Opitz gegen Puhl. Auf der anderen Seite musste der TuS Ferndorf für jedes seiner Tore hart arbeiten. Teils sogar in Unterzahl, weil Valentino Duvancic seine zweite Zwei-Minuten-Strafe bekam, die jedoch höchst umstritten war. Gestützt auf mehrere Paraden des Zerberus Puhl, ging es mit einem Unentschieden in die Crunch-Time. Und die war in den letzten Wochen ja eigentlich wieder zum Freund der Siegerländer geworden. Eigentlich – denn obwohl Mundus, der als einziger Feldspieler sein Leistungsvermögen voll abrief, zum 24:25 traf, brachte das keinerlei Ruhe in die Ferndorfer Angriffsaktionen. Hinten bekam die Abwehr weiterhin keinen Zugriff. Und das bei Angriffsaktionen, in denen sich die Hessen den Ball auf acht, neun Metern ungestraft zuspielen konnten. Ganz im Gegensatz zum Abwehrspiel auf der anderen Hallenseite. Durchaus mal wild veranlagt, gab man den Ferndorfer Angreifern nie Ruhe und störte den Spielaufbau teils auch auf den eben angesprochenen acht, neun Metern. Rüdiger lief einen Tempogegenstoß nach dem anderen und hatte sichtlich Spaß daran, den alten Mannschaftskameraden den Jahresausklang zu vermiesen. Auszeit TuS Ferndorf 140 Sekunden vor dem Ende bei einem Zwei-Tore-Rückstand (27:25). Postwendender Ausgleich durch Mihaljevic und Persson – Auszeit Dutenhofen/Münchholzhausen II. Sechzehn Sekunden waren noch auf der Spieluhr und irgendwie sollte man doch zu verhindern wissen, dass die Gastgeber noch einmal zum Abschluss kommen. Doch wie bei einer Blaupause der vorherigen 59 Minuten, ließ man die Grün-Weißen ungestört im Abschlussbereich kombinieren und kassierte schlussendlich noch den Gegentreffer zum 28:27.

Wenn man etwas Positives aus diesem Abend in Dutenhofen mitnehmen will, dann sicherlich die Tatsache, dass für die ab dem 21.Januar anstehenden zehn Partien die Sinne geschärft sind. Keine Mannschaft aus dieser 3.Liga schlägt man, wenn man nicht 100% des Leistungsvermögens abruft. Und da dies gestern nur einem Mundus und einem Puhl gelang, reichte es am Ende nicht für Zählbares. Äußerst schade, dass man die tollen Fans, welche sechzig Minuten für eine tolle Stimmung sorgten, nicht mit einem Sieg in die Winterpause verabschieden konnte. Die erste Chance zur Wiedergutmachung bietet sich dem TuS-Tross erst wieder am 21.Januar. Das erste Heimspiel im neuen Jahr folgt dann gar erst eine Woche später, wenn der TuS Dansenberg in Kreuztal zu Gast ist. 

Tore: Marvin Mundus (7/2), Jörn Persson (6), Julius Fanger (4), Josip Eres (3), Mattis Michel, Rene Mihaljevic, Valentino Duvancic, Rostyslav Polyshchuk, Alexander Reimann (je 1)


Fotos: M. Lehmann

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