TuS behält die weiße Weste

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Alexander Reimann steuerte fünf Treffer zum Sieg bei (Foto: M.Lehmann)

Als Momentaufnahme bezeichnet man allgemein das Festhalten einer kurzen Zeitspanne, eines Augenblicks oder eines besonderen Moments. So beschreibt Wikipedia die Begrifflichkeit „Momentaufnahme“. Und eine solche ist der Blick auf die Tabelle der 3.Liga Süd-West. Tabellenführer ist der TuS Ferndorf. Sicherlich eine schöne Momentaufnahme, doch es sind noch 23 Spiele zu absolvieren. Und wie schnell auch in der 3.Liga kurze Schwächephasen vom Gegner ausgenutzt werden, wurde am Samstagabend verdeutlicht.

957 Zuschauer, und damit nochmals mehr als zum Saisonauftakt gegen Mundenheim, wollten die Partie gegen die Zweitvertretung der HSG Wetzlar sehen. Und entgegen dem Gegner zum Saisonauftakt hatten die Mannen aus Dutenhofen und Münchholzhausen sogar ein gutes Dutzend Fans dabei. Die hatten allerdings zu Beginn wenig zu Lachen, denn der TuS-Express kam schnell in Fahrt. Bereits die ersten Aktionen durch Jörn Persson verdeutlichten, dass gerade der junge Mittelmann das Faustpfand Schnelligkeit in die Waagschale werfen konnte. Beim 4:1 in der 7.Spielminute hatten es bereits vier verschiedene TuS-Torschützen in die Ergebnisliste geschafft. Ein Fingerzeig, dass die Trainingsautomatismen zu greifen beginnen und das Spiel der Ferndorfer gestern nicht so stark rückraumlastig war wie in den ersten beiden Spielen. HSG-Coach Axel Spandau versuchte dem drohenden Unheil mit einer Auszeit entgegen zu wirken, doch in den ersten zehn Minuten war die HSG D./M. nicht mehr als ein Spielball für die TuS-Equipe. Ein 9:2 prangte auf der Anzeigetafel. Rechtsaußen Josip Eres, in den ersten beiden Matches nicht wirklich auffällig, hatte zu diesem Zeitpunkt bereits vier Mal genetzt. Nach einer Viertelstunde kam ein leichter Bruch ins Spiel der Siegerländer Jungs. Coach Robert Andersson wechselte munter durch und sorgte damit für etwas Verwirrung auf dem Spielfeld. Die Neuen auf dem Feld brauchten ein wenig um sich zu finden, und zeitgleich nutzte der Gästecoach diese Verwirrung, um seine Abwehr nun deutlich offensiver agieren zu lassen. Beim Zwischenstand von 12:7 in der 22.Minute nahm Andersson eine Auszeit und stellte seine Mannschaft neu ein. Und so dauerte es auch nur bis zur 25.Minute, bis der ukrainische Neuzugang Rostyslav Polishchuk ins Spiel eingreifen durfte. Als ebendieser seine Farben in der 29.Minute mit 16:8 in Führung brachte, diskutierte manch einer auf der Tribüne nur noch über die Höhe des zu erwartenden Sieges.

Doch die Gäste aus Mittelhessen zeigten Moral. In der 35.Minute stand es nur noch 18:13, und Ferndorfs Keeper Lucas Puhl war sichtbar erbost über das zu lasche Abwehrverhalten seiner Vorderleute. Und auch den sonst so ruhige Schweden an der Seitenlinie hörte man bis in die letzten Reihen der Stählerwiese, als er die viel zu großen Abstände und das schlechte Verschieben in der Abwehr kritisierte. So kam auch Neuzugang Fabian Hecker wieder zu einer seiner Lieblingsaufgaben – Abwehr spielen. Im Verbund mit dem wieder einmal nimmermüden Kapitän und Antreiber Mattis Michel lief es wieder etwas besser. Doch die Highlights wurden im Angriffsspiel gesetzt. Der Neuzugang aus Hamm, Alexander Reimann auf Linksaußen, spielte eine blitzsaubere Partie und glänzte mit fünf Toren. Doch was die Kleingruppe Persson/Michel den Zuschauern bot, war unterdessen wunderschöne Handballkost. Und so zogen die Rot-Weißen die Partie über 22:16 (43.) und 27:18 (49.) wieder an. Dass aber auch in der 3.Liga über die volle Distanz mit höchster Konzentration gearbeitet werden muss, zeigte sich in den letzten zehn Minuten. Dem etatmäßigen Innenblockspieler Mattis Michel wurde nun die wohlverdiente Pause gegönnt, so dass Hecker/Mihaljevic den Part in der Deckungsmitte übernahmen. Es war dann fast schon ein bisschen schade, dass sich die Andersson-Mannen noch ein klein wenig die Butter vom Brot spielen ließen. Von 30:21 (53.) bis zum 30:26 dauerte es nur fünfeinhalb Minuten. Fünfeinhalb Minuten, in denen man den hervorragenden Gesamteindruck ein wenig schmälerte. Gabriel de Roach Viana sorgte am Ende mit zwei Tempogegenstößen für den Endstand von 32:26.

Der französische Historiker Jean Jaures hat einmal gesagt: „Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers!“ Und so sollte man auf Seiten der Ferndorfer Fans auch nicht mit Traditionen brechen, sondern das Feuer weitergeben. Es war über die gesamte Spielzeit wieder eine tolle Atmosphäre in der Stählerwiese, doch in den vergangenen Jahren ist man in den letzten 120 Sekunden aufgestanden. Für die Fighter auf der Platte, und um den notwendigen Respekt für eine gute Leistung zu zollen. Und da man, wie mit obigem Spruch angedeutet, mit Traditionen nicht brechen sollte, wäre es toll, wenn am kommenden Samstag diese Tradition weitergeführt wird. Nächsten Samstag ist ein gutes Stichwort. Denn am kommenden Samstag folgt kein Auswärtsspiel. Mit der DJK Waldbüttelbrunn wurde das Heimrecht getauscht, so dass das nächste Heimspiel für die Michel & Co. bereits am 24.09. um 19 Uhr ansteht. Und dann heißt es hoffentlich vor ebenso großer Kulisse wieder: Scream for our team !

Tore:  Marvin Mundus (7/4), Josip Eres, Alexander Reimann (je 5), Niklas Diebel, Jörn Persson (je 3), Mattis Michel,  Rene Mihaljevic, Gabriel de Rocha Viana (je 2), Fabian Hecker, Rostyslav Polishchuk, Paul Schikora (je 1)


Fotos M.Lehmann, A. Domian und RGR

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