„Über den Kampf zum Spiel finden“ – eine Losung, die man landauf, landab wöchentlich aus vielen Trainermündern hört. Selten war soviel Wahres an dieser Aussage wie am Samstagabend in der Rudi-Lechleidner-Halle in Gelnhausen. TuS-Coach Ceven Klatt hatte bereits unter der Woche mahnend den Zeigefinger gehoben und davor gewarnt, den Gegner am Tabellenstand festzumachen – und so war er nach dem Spiel froh, die Auswärtshürde Gelnhausen übersprungen zu haben: „Es war das erwartet schwere Spiel gegen einen Gegner, der in seinem hohen Tempo die größte Stärke hat.“
Der TuS Ferndorf tat sich zu Beginn der Partie sehr schwer mit der aggressiven Deckung der Gastgeber, die zudem schnell auf den Beinen war. Im Rückraum wurden in Person von Julius Fanger und Janko Kevic einige falsche Entscheidungen getroffen, so dass folgerichtig nach fünf Minuten ein 4:1 auf der Anzeigetafel stand. Der TV Gelnhausen drückte von Beginn an aufs Gaspedal und versuchte mit schneller erster Welle zum Torerfolg zu kommen. Erst nach dem 6:3 kam die TuS-Equipe dann besser ins Spiel. Vorrangig war es, der an diesem Tag vor Spielfreude strotzende, Marvin Mundus, der nicht nur als Torschütze in Erscheinung trat, sondern zusätzlich seine Mitspieler in Szene setzte. So wie beim Ausgleich zum 6:6 (11.) durch Kapitän Mattis Michel. Wenn es allerdings nochmal einer Szene bedurft hätte, um die Siegerländer Handballer wachzurütteln, so taten ihnen die gastgebenden Hessen in der 14.Minute den Gefallen. Nacheinander wurden Kevic, Fanger und Mundus im Ferndorfer Rückraum äußerst robust und hart an der Schmerzgrenze angegangen. Kein Pfiff der Schiedsrichter und im Anschluss stellt Gelnhausen auf 9:7. Aber ab da war es ein gänzlich anderes Spiel. „Wir bekommen unseren Rückzug geordnet und zwingen den Gastgeber immer öfter ins gebundene Spiel“, sprach Klatt eines der Rädchen an, an denen er drehte. Fabian Hecker, der den nur zu den Siebenmetern eingesetzten Josip Eres auf Rechtsaußen toll vertrat, sorgte mit seinem zweiten Treffer für die erste Ferndorfer Führung (10:11, 18.). „Ein besonderes Lob an die rechte Angriffsseite. Marvin Mundus und Fabian Hecker hatten eine hohe Effektivität, die unserem Spiel sehr gutgetan hat“, war der Coach erfreut über die Treffsicherheit seiner beiden Linkshänder. In einer Überzahlsituation versuchte Lucas Puhl sich als Torschütze einzutragen, traf aber das verwaiste Tor der Hessen nicht. Besser machte es nur wenige Sekunden später Kevic, der aus ca. dreißig Metern das leere Tor traf und mit dem 12:15 (24.) für die erste Drei-Tore-Führung der Seinen sorgte. Insbesondere Julius Fanger war nun die Spielfreude nun anzumerken. Drei Mal traf der Zwanzigjährige in Folge und sorgte für den 15:19 Halbzeitstand.
Halbzeit Zwei begann hektisch. Run & Gun Handball von beiden Seiten. Und auch auf den Rängen versuchten beide Fanlager ihr Team bestmöglich zu unterstützen. Es war dann Mundus, der das Spiel an sich zog, als Torschütze in Erscheinung trat und dem Ganzen mit einem schönen Dreher zum 18:24 (39.) das Tüpfelchen aufs I setzte. Danach gab es nochmal einen Bruch im Ferndorfer Spiel. Überhastete Abschlüsse und Unkonzentriertheiten – die Jungs vom Kindelsberg machten es unnötigerweise noch einmal spannend. Bis auf 22:25 (46.) robbten sich die Osthessen heran. Doch auf einen konnten sich die TuS-Fans am Samstagabend ganz besonders verlassen – Marvin Mundus. In Anlehnung an den guten alten VW Käfer kann der Werbespruch von damals abgewandelt werden auf ein: Marvin Mundus – und er trifft, und trifft, und trifft, …! Richtung Crunch-Time sorgte Klatt nochmal für Entlastung, als er auch Gabriel Viana aufs Spielfeld beorderte. Der mit einem Nasenbeinbruch gehandicapte Portugiese stellte sich in den Dienst seiner Mannschaft und steuerte sogar noch das Tor zum 25:30 (54.) bei. „Eine souveräne und überzeugende Vorstellung“ seines Teams, hatte Klatt in seinem fünften Pflichtspiel als Trainer des TuS Ferndorf gesehen. Das Spiel war gewonnen und wenn es am Ende einen Wermutstropfen im Freudenbecher gab, dann höchstens die Anzahl der Gegentore. Die möchte der Coach immer so gering wie möglich halten. Denn er weiß um die Qualitäten seiner Mannen in der Offensive, so dass bei geringer Gegentoranzahl die Chance auf einen Sieg exorbitant steigt.
Die nächste Aufgabe im Ligabetrieb wartet bereits am kommenden Samstag in der Stählerwiese auf die Michel & Co.. Gegner ist dann der Longericher SC Köln, mit dem man zuletzt in der Saison 2017/2018 die Klingen kreuzte. Da es sicherlich nicht so deutlich werden wird wie damals, als die Siegerländer beide Spiele deutlich gewannen, wird auch dem Publikum wieder eine besondere Rolle zukommen. Es liest sich wie eine Plattitüde, wenn von der Hilfe durch das Publikum gesprochen wird. Doch auch beim letzten Heimspiel gegen die Bergischen Panther haben die Fans das Team durch schwere Situationen getragen und somit auch ihren Anteil am Sieg. Das soll auch am Samstag wieder der Fall sein, wenn es in der Stählerwiese heißt: Scream for our team !
Tore: Marvin Mundus (9), Julius Fanger, Janko Kevic, Mattis Michel (je 5), Fabian Hecker (3), Josip Eres (3/3), Marko Karaula (2), Alexander Reimann, Gabriel da Rocha Viana (je 1)