TuS-Express rollt unaufhörlich Richtung Herbstmeisterschaft

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Beim obligatorischen Bad in der Menge nach dem Spiel war die Musikauswahl Programm – der Zug hat keine Bremsen; eine Aussage die unterstreicht, dass der TuS Ferndorf augenblicklich das Maß aller Dinge in der 3. Liga Süd-West ist. Während in der Süd-Staffel vermeintliche Aufstiegsanwärter immer mal wieder Punkte lassen, zieht die TuS-Equipe derzeit unaufhaltbar ihre Kreise. Ein Sieg am kommenden Samstag beim Tabellenvierzehnten TV Aldekerk wäre gleichbedeutend mit dem inoffiziellen Titel des Hinrundenmeisters. TuS-Coach Ceven Klatt hatte bereits in der Pressekonferenz vor dem Spiel die Devise ausgegeben, dass man nun auch mit dem einen Minuspunkt in die kurze Pause gehen möchte.

Dabei war der Tabellendritte, die HSG Rodgau Nieder-Roden, der erwartet schwere Brocken auf dem Weg des Erfolgs. Vor der wieder einmal beeindruckenden Kulisse von lautstarken 1084 Zuschauern waren es kleine taktische Veränderungen, die am Ende ausschlaggebend waren. Doch starten wir in der ersten Spielminute. Nach 32 Sekunden war klar, dass Gästespieler Ketil Horn und die Stählerwiese keine Freunde mehr werden. Letzte Saison als Top-Torschütze der Liga geführt, musste er das Spiel in Kreuztal verletzungsbedingt pausieren. Und dieses Mal erwischte es den Rückraumspieler nach nicht einmal einer Zeigerumdrehung mit dem Verdacht auf Kreuzbandriss. Und somit waren die Gäste auch dieses Mal einer torgefährlichen, spielstarken Option beraubt. Doch die Mannen von Coach Jan Redmann steckten diesen Nackenschlag erstaunlich gut weg. Während die Michel & Co. immer wieder über den Rückraum und den Kreis zu Torabschlüssen kamen, waren es bei den Gästen vornehmlich die Außenspieler, die immer wieder gut in Szene gesetzt wurden. Kopf an Kopf ging es durch die Anfangsphase. In der zehnten Minute konnte sich der TuS Ferndorf beim 7:5 das erste Mal mit zwei Toren absetzen. Janko Kevic war in dieser Phase nicht nur umsichtiger Regisseur, sondern entwickelte auch extremen Zug zum Tor. Ein Doppelschlag von Mundus war gleichbedeutend mit der 10:8 Führung. Im Anschluss kassierte der Kapitän, Mattis Michel, eine umstrittene Zwei-Minuten-Strafe. Insgesamt war Klatt von der strengen Regelauslegung des Unparteiischen-Gespanns nicht in Gänze überzeugt und monierte unter anderem das Zeitstrafenverhältnis von 7:2. Nach einer Auszeit von Klatt glichen die Gäste nicht nur aus, sondern gingen beim 12:13 auch erstmals in Führung. Doch da hatte Ferndorfs Coach schon die erste Maßnahme ergriffen, die maßgeblichen Einfluss aufs Spiel nehmen sollte. Jonas Wilde hatte Lucas Puhl im Ferndorfer Kasten abgelöst und führte sich mit den ersten Paraden prächtig ein. „Jonas Wilde hatte einen sehr guten Einfluss auf unser Spiel“, konnte sich der Zerberus über Trainerlob freuen. Ein sehenswertes Unterhand-Tor von Julius Fanger bescherte den 13:13 Ausgleich. Fortan nahm der TuS-Express richtig Fahrt auf und ließ sich auch von der vierten Zwei-Minuten-Strafe in Hälfte Eins nicht aus dem Konzept bringen. Kevic und Mundus mit je zwei Treffern und dazu das Tor Nikita Pliutos kurz vor der Pausensirene zum 18:14 – nach einer zähen Anfangsphase schienen die Jungs vom Kindelsberg endlich in der Spur zu sein.

Wilde spielte zu Beginn der zweiten Hälfte weiterhin groß auf und entschärfte sowohl einen Siebenmeter, wie auch den daraus resultierenden Nachwurf. Daniel Hideg, der am Spieltag seinen 27. Geburtstag feierte und am Ende auf tolle sechs Tore kam, bildete nun mit Pliuto den Innenblock. Da der gesamte Ferndorfer Abwehrverbund nun viel schneller auf den Beinen war und darüber hinaus wesentlich besser verschob, machte man den Hessen das Leben extrem schwer. Im Angriff übernahm der gebürtige Rheinland-Pfälzer Hideg nun mehr und mehr Verantwortung, doch mehr als vier Tore betrug der Vorsprung nie. „Ein Lob an Daniel Hideg, der unser Spiel nochmal merklich verändert“ – Ferndorfs Coach ist froh, mit unterschiedlichen Spielertypen auf der Königsposition im linken Rückraum immer wieder andere Akzente setzen zu können. Gabriel Viana war es in der 48.Minute vorbehalten, beim 26:21 für die erste Fünf-Tore-Führung des Abends zu sorgen. Als danach Fanger und Viana technische Fehler der Gäste zu zwei weiteren Treffern nutzten, war beim 28:21 die Vorentscheidung gefallen. „Am Ende haben wir das souverän runter gespielt“, war auch Klatt hörbar zufrieden mit dem Auftritt seiner Jungs. Mit dem Gefühl im Rücken, dass nichts mehr anbrennen kann, gab der TuS-Coach all seinen Spielern Einsatzzeit. Einziger Wermutstropfen im Freudenbecher blieb die mitunter sehr engherzige Regelauslegung der Unparteiischen. Leidtragende waren diesmal die beiden Linksaußen des TuS, Gabriel Viana und Alexander Reimann. Dass die HSG Rodgau Nieder-Roden bis zum Schluss ein unangenehm zu bespielender Gegner blieb, war auch den beiden bockstarken Außenspielern zu verdanken, die am Ende 15 der 25 Gästetore beisteuerten. Der immer mehr Spielzeit erhaltende Valentino Duvancic war es dann, der das letzte Ferndorfer Tor erzielte. Am Ende zierte ein 31:25 die Anzeigetafel, was Klatt wiederum erfreuen dürfte. Denn wieder einmal hatte sein Team über dreißig Tore erzielt und den Gästen, die bis zu diesem Spieltag immer mindestens 28 mal erfolgreich waren, nur 25 Gegentore gestattet. 

Nun geht es ein letztes Mal im Jahre 2023 auf Reisen. Ziel der Rot-Weißen ist am kommenden Samstagabend der Niederrhein. Nur zehn Kilometer von der niederländischen Grenze entfernt, wartet eine handballverrückte Gemeinde auf die Klatt-Mannen. Der TV Aldekerk, Heimatverein der beiden deutschen Nationalspieler Julius Kühn und Luca Witzke, steht zwar nur auf Platz 14 der 3. Liga Süd-West, hat aber so manches Spiel nur äußerst knapp verloren und wird eine Auswärtshürde sein, die es mit aller Konzentration und hundertprozentigem Einsatz zu meistern gilt. Sicherlich werden auch wieder einige Siegerländer Handballfans in den Landkreis Kleve aufbrechen. Auch wenn das Team die Herbstmeisterschaft erst am kommenden Samstag eintüten kann – die Fans des TuS Ferndorf sind jetzt schon meisterlich !

Tore: Daniel Hideg, Marvin Mundus (je 6), Janko Kevic (5/2), Gabriel Viana (4), Valentino Duvancic (3), Julius Fanger, Mattis Michel, Nikita Pliuto (je 2), Fabian Hecker (1)


Fotos: H. Burbach, RGR

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