TuS im Münsterland in der Außenseiterrolle

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Im Sommer 2022 trennten sich die Wege des TV Emsdetten und des TuS Ferndorf. Nicht bezüglich der Klassenzugehörigkeit, denn man musste nach vier gemeinsamen Jahren in Liga Zwei gemeinsam den Gang in Liga Drei antreten. Dort verschlug es aber den TuS bekanntlich in die Süd-West Gruppe, während die Emsdettener der West-Gruppe zugeordnet wurden. Dort gingen die Münsterländer wie das sprichwörtliche heiße Messer durch die Butter. 49:3 Punkte und Superlative allenthalben. Schnell hatten die Mannen von Trainer Sascha Bertow den Stempel des Top-Aufstiegskandidaten. Umso verwunderlicher, dass die Grün-Schwarzen nur Platz Vier der Aufstiegsrunden-Tabelle zieren. Zwei Unentschieden in Aue und gegen Vinnhorst, sowie die Niederlage in Krefeld am vergangenen Donnerstag, bringen nun schon mächtig Druck auf den Emsdettener Kessel.

Ferndorfs Co-Trainer Jannis Michel brachte es auf den Punkt: „Wir treffen auf eine Top-Mannschaft mit sehr hoher individueller Qualität.“ Auf jeder Position hat der Gastgeber Spieler in seinen Reihen, die ohne Probleme in der zweiten Liga mithalten können. So trifft der TuS, ähnlich wie im Spiel in Aue, wieder auf einen Spieler auf der Königsposition, der diese auch entsprechend ausfüllt. Der 28-jährige Niederländer Robin Jansen fühlt sich Nahe seiner Heimat pudelwohl. Das zeigen auch seine 39 Feldtore in den bisherigen sechs Spielen. Darüber hinaus gilt die volle Aufmerksamkeit der Emsdettener Kleingruppe aus Halbrechts und Rechtsaußen. Neben dem torgefährlichen Eigengewächs Yannik Terhaer auf Außen, ist den Handballfans in ganz Deutschland der Mann auf Halbrechts ein Begriff. Er hat auf seiner angestammten Position auf Rechtsaußen in den letzten 13 Jahren alles gewonnen, was es nur so zu gewinnen gibt – inklusive internationaler Titel. Die Rede ist von Tobias Reichmann, der zu Beginn dieser Saison seine Zelte in Emsdetten aufgeschlagen hat. Eine interessante Erfahrung für den Vielgereisten, im Herbst seiner Karriere von Außen auf Halb zu wechseln. Dass aber nicht nur die rechte Kleingruppe funktioniert, zeigen zwei Top-Torschützen aus der Punkterunde. Die beiden Linksaußen Dirk Holzner und Paul Kolk sind die personifizierte Torgefahr. 

Da gegen zu halten wird eine Mammutaufgabe für die Ferndorfer Abwehr, die sich ab und an als nicht gerade sattelfest erwiesen hat. Ein wenig mehr Stabilität erhofft sich Coach Robert Andersson vom Rückkehrer aus der Krankenstation, Rene Mihaljevic. Für den wird es eine Heimkehr an die alte Wirkungsstätte. Und er wird von einer tollen Atmosphäre berichten können, die bei Heimspielen des TVE herrscht. „Es wird laut, es wird voll und es wird hitzig“, weiß auch Jannis Michel einzuschätzen, was die TuS-Jungs in der Emshalle erwartet. Schussfestigkeit – eine Begrifflichkeit, die bei Tieren Anwendung findet, und die Fähigkeit eben jenes Tieres beschreibt, sich möglichst nicht von Schüssen, Knallern oder lauten Geräuschen ablenken zu lassen. Im übertragenen Sinne gilt diese Schussfestigkeit auch für die Ferndorfer Angriffsmaschinerie, die sich von der Kulisse – es wird eine ausverkaufte Emshalle mit 2.200 Zuschauern erwartet – nicht verunsichern lassen darf. Eine schwierige Aufgabe also für die Rückraumkanoniere der Siegerländer. Ein guter Abwehrverbund, der den beiden Keepern die Möglichkeit gibt, ihre Hände an Ball zu bekommen und gut durchdachte Angriffe. Wenn dann noch das Rückzugsverhalten der Persson & Co. stimmt, ist man im nördlichen Münsterland nicht chancenlos. 

Zumal es an der Mannschaft ist, die treue Gefolgschaft mit positiven Erlebnissen in die Sommerpause zu verabschieden. Denn nach der Heimniederlage gegen Hanau war der Frustfaktor bei den rot-weißen Anhängern so hoch wie lange nicht mehr. Allzu gerne hätte man den, wenn auch nicht sonderlich realistischen, Aufstiegstraum noch ein bisschen weiter geträumt. Doch all das ist Makulatur, und es liegt nur noch an der TuS-Equipe selbst, für ein versöhnliches Saisonende zu sorgen.


WISSENSWERTES
Einwohner Emsdetten: 36.200 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.900)
Heimspielstätte: Emshalle – 2.200 Zuschauer Fassungsvermögen
Trikotfarbe: grün-schwarz
größte Erfolge: DHB-Pokal Halbfinalist 1983, Aufstieg in die 1. Liga 2013

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