TuS spielt wie aus einem Guss

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Es war ein Handballtag zum Verlieben. Bereits vor dem eminent wichtigen Heimsieg gegen die, bereits vor dem Spieltag als Absteiger feststehende, HSG Pohlheim, mit dem der letzte fehlende Punkt für die Aufstiegsrunde zur 2. Handball Bundesliga eingetütet werden konnte, war es eine runde Sache in der Stählerwiese. Denn beim Einlaufen wurde, unter großem Jubel, die Vertragsverlängerung mit Valentino Duvancic verkündet. Und zusätzlich feierte der Fanclub Brigade C die inzwischen fünfjährige Freundschaft mit den Fans aus Dessau mit einer beeindruckenden, die ganze Halle umfassenden Choreo.

Es war alles bereitet für einen tollen Handballabend. Und bereits in den ersten Minuten spielten die TuS-Jungs hochkonzentriert und wollten von Beginn an keinen Zweifel aufkommen lassen, wer am Ende das Spielfeld als Sieger verlässt. Julius Fanger war direkt hellwach und initiierte eine gelungene Aktion nach der anderen. Und nach zwei Toren des israelischen Neuzugangs auf Linksaußen, Alon Obermann, und den ersten starken Paraden Lucas Puhls, sah sich Gästecoach Andreas Lex bereits nach fünf Minuten und einem 5:0 Zwischenstand gezwungen, seine erste Auszeit zu nehmen. Doch erst einmal änderte sich wenig an der Gemengelage. Marko Karaula gelang sogar das 7:0, bevor sich die Gäste aus Pohlheim nach über acht Minuten zum ersten Mal im Spielbericht verewigen konnten. Dem Siebenmeter zum 8:1 ging dann ein zauberhaftes Anspiel Fangers auf den Capitano, Mattis Michel, voraus. Bei all der Spielfreude, der Entschlossenheit in der Abwehr und dem gezeigten Esprit, verwunderte es nicht, dass das Spiel beim 10:1 (12.) schon so gut wie entschieden war. Man hat gerade im Handball schon die ungewöhnlichsten Comebacks erlebt, aber die Gäste aus dem Landkreis Gießen wirkten in der Anfangsphase leicht überfordert. Vielleicht auch nervös ob der Kulisse. 1138 Zuschauer verwandelten die Stählerwiese wieder in einen Handballtempel par excellence, was auch der Gästecoach nach dem Spiel lobte: „Wir wollten diese außergewöhnliche Atmosphäre genießen und drücken Ferndorf für die Aufstiegsrunde die Daumen!“ Und die Rot-Weißen geizten weiterhin nicht mit Highlights. So zum Beispiel das Tor Obermans zum 13:3 (16.) fast aus dem Nullwinkel. Und bei aller berechtigter Lobhudelei für die Andersson-Mannen darf an dieser Stelle auch mal das herrlich unaufgeregt leitende Unparteiischen-Gespann Sabrina Kleinhenz & Lisa Wenzke Erwähnung finden. Die in blau-weiß gekleideten Gäste hatten nun den Torwart gewechselt. Und dieser Jan Wüst stellte sich direkt mal mit einigen Paraden vor. Da die TuS-Equipe nun mehr für die Galerie zu spielen versuchte, gelang den Pohlheimern, angeführt vom erfahrenen Stefan Lex, beim 15:8 (23.) ein wenig der Anschluss. Robert Andersson zog die Auszeit, um dem einkehrenden Schlendrian vorzubeugen. Und in den letzten fünf Minuten von Hälfte Eins standen die Michel & Co. dann auch wieder auf dem Gaspedal. Die letzten drei Treffer zum 19:10 Halbzeitstand erzielten beide Außen und ein Kreisläufer. Das zeigte, wohin die Reise am Samstagabend ging.

Denn auch zu Beginn der zweiten Halbzeit waren es vornehmlich die Außenspieler und Kreisläufer, die den Torreigen weiterführten. Was aber auch zeigt, dass genügend Breite und Schnelligkeit im Spiel vorhanden war, um Lücken für die oben Erwähnten zu reißen. „Ost-, Ost-, Ostdeutschland“ schallte es von der Hintertortribüne, wo sich auch zwanzig Handballfreunde aus Dessau eingefunden hatten um den TuS Ferndorf lautstark zu unterstützen. Und die Stählerwiese sah nun Handball wie aus dem Bilderbuch. Herrlich ausgespielte Überzahlsituationen und die bereits erwähnten Tore aus allen Positionen. Über 24:13 (37.) schraubten die Siegerländer bis zum 29:18 (46.) weiter am Ergebnis. Alle Spieler bekamen nun Einsatzzeit und beim 30:18 war eine Brüder-Kombination erfolgreich. Linus Michel setzte seinen Bruder Mattis in Szene. Überhaupt wurde der Kapitän, der ein ausgezeichnetes Spiel machte, immer wieder von seinen Mitspielern gesucht. Nicht verwunderlich, dass er am Ende auf fünf Tore kam. Und Linus Michel nutzte seine Einsatzzeit um nachhaltig Werbung zu betreiben. Ein Assist nach dem anderen konnte er auf seinem Konto verbuchen und stand auch in der Abwehr seinen Mann. „Nach den schlimmen Wochen tut das der Mannschaft sehr gut. Eine super Leistung von allen Spielern“, war Andersson nach dem Spiel überaus zufrieden mit dem Gezeigten. Eine Minute vor Schluss sorgte Alexander Reimann mit seinem fünften Treffer dann für den 37:21 Endstand.

Was bleibt nach diesem Handballabend hängen? Zum einen das überaus gelungene Heimspiel-Debüt von Alon Oberman, der am Ende sechs Treffer erzielen konnte. Zum anderen die Erkenntnis, dass bis zum Start der Aufstiegsrunde am 15. April noch sehr viel Arbeit vor dem Trainerteam Andersson/Michel liegt, was der Chefcoach auch in der Pressekonferenz erwähnte: „Wir haben noch zwei Spiele vor uns. Aber mit Blick auf die Aufstiegsrunde haben wir auch noch andere Aufgaben im Training zu bewältigen!“ Und so geht der Blick nicht nur auf den kommenden Sonntag, wenn zur ungewohnten Handballzeit um 14 Uhr das Auswärtsspiel bei der Zweitvertretung des VfL Gummersbach ansteht, sondern auch schon in Richtung der dann folgenden acht Spiele. An Aufgabe Nummer Eins, das Erreichen der Aufstiegsrunde, darf nun ein Haken gemacht werden. Nun folgt der schwierigere Part. Erfolgreiche Teilnahme an selbiger. Und das wird nur im Einklang mit dem bundesweit so gefürchteten Hexenkessel funktionieren. Also werden auch die Fans des TuS Ferndorf im April und Mai ihren Beitrag leisten müssen, damit das Team durch die Heimspiele getragen wird. Denn in puncto Einstellung werden die Mannen um Kapitän Mattis Michel keinen Zweifel daran aufkommen lassen – man will den maximalen Erfolg in dieser Saison 2022/23.

Tore: Alon Oberman (6/1), Josip Eres, Mattis Michel, Alexander Reimann (je 5), Julius Fanger, Marko Karaula (je 4), Marvin Mundus (3/2), Valentino Duvancic, Paul Schikora (je 2), Fabian Hecker (1)


Fotos: M. Lehmann und H. Burbach

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