TuS überspringt die erste Auswärtshürde

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Lange Auswärtsfahrten haben eine gewisse Faszination. Eine Gruppe Gleichgesinnter begibt sich auf eine Fahrt mit ungewissem Ausgang. Immer der Gefahr ausgesetzt, dass die Rückfahrt aufgrund einer Niederlage nicht ganz so amüsant wird wie die Hinfahrt. Doch nachdem sich die TuS-Fans, die ihr Team nach Oppenweiler/Backnang begleitet hatten, wieder zu Hause waren, musste konstatiert werden, dass es für Alle ein rundum gelungener Tag war. Garniert mit dem Auswärtserfolg der Mannen von Meistercoach Ceven Klatt. Garniert, wenn nicht sogar die Kirsche auf der Torte, von einem Auswärtssupport, von dem man sich im Rems-Murr-Kreis noch lange erzählen wird. 70 Tickets waren an den TuS Ferndorf gegangen. Am Ende werden es aber knapp 100 Fans gewesen sein die, fast alle in Rot gekleidet, über sechzig Minuten lautstark auf sich aufmerksam machten.

Empfangen wurde die TuS-Equipe von einem Fahnenmeer und einer toll inszenierten Choreo, auf der „Meine Heimat – meine Liebe“ zu lesen war. Angetrieben von diesem tollen Empfang legten die Michel & Co. gleich einmal los wie die Feuerwehr. Vorne eröffnete Marvin Mundus den Torreigen, währenddessen in der Abwehr Mattis Michel eine Zeitstrafe bekam. Es ging wild los und einige technische Fehler schlichen sich auf beiden Seiten ins Spiel. Daniel Hideg, Mattis Michel und Julius Fanger waren die nächsten Torschützen der Männer in Rot und Weiß. Das mündete in einer 2:4 Führung nach acht Minuten. Die folgenden zehn Minuten gehörten Mundus und Ferndorfs Zerberus Lucas Puhl. Der Halbrechte im TuS-Team traf vier Mal äußerst sehenswert. Und hinter einer gut verschiebenden und gut gestaffelten Abwehr war es Puhl, der sich mit unzähligen Paraden in die Köpfe der Gastgeber gespielt hatte. „Wir verteidigen in der ersten Halbzeit richtig gut und aus dieser Abwehr resultiert dann auch eine gute Torhüter-Leistung“, spielt Klatt aber auch auf die Tatsache an, dass die Baden-Württemberger in dieser Phase gefühlt nur noch per Siebenmeter zum Torerfolg kamen. Über 4:7 (13.) und 7:11 (19.) marschierte der TuS-Express unaufhaltsam davon. Spätestens mit dem 8:13 in der 22.Minute durch Gabriel Viana hatte man dem gefürchteten Hexenkessel den Stecker gezogen. Mundus, der am Ende völlig zurecht den Titel „Spielers des Spiels“ erhielt, zeigte sein unerschütterliches Selbstvertrauen durch seine Tore zum 10:15 und 10:16. Nachdem Josip Eres den ersten Siebenmeter für die Jungs vom Kindelsbergverwandeln konnte, wäre es um ein Haar mit einer Sechs-Tore-Führung in die Halbzeit gegangen. Doch in der Schlusssequenz des ersten Durchgangs erhielten die Gastgeber ihren vierten Siebenmeter, den sie zum Pausenstand von 12:17 verwandelten.


Die Sechs-Tore-Führung war beim 15:21 in der 35.Minute wieder hergestellt und hatte auch bis zum 17:23 (37.) Bestand. Doch danach riss ein bisschen der Faden bei den Siegerländer Handballern. Vorne war man auf der Suche nach Lösungen und kam meist über den Kreis zum Abschluss. Und während die Offensivfraktion des TuS mit sich selbst und/oder dem Aluminium haderte, waren beide Parteien auf der Suche nach ihrer Abwehrperformance. „Wir haben dann eine schlechte Phase, in der wir im Abwehrverbund nicht mehr in die Helferkette kommen“ – so beschreibt Klatt die Phase, als die Lücken für die Gastgeber zu groß wurden und sich, vielleicht auch dem Tempo und den hohen Temperaturen in der Halle geschuldet, erste Verschleißerscheinungen zeigten. Ein Wechselfehler auf Seiten des TuS kam nun auch noch dazu. Und da im Kasten der Gastgeber Levin Stasch richtig heiß lief, wurde aus einer Sechs-Tore-Führung ein 22:24 (44.). Richtig heiß wurde es dann eingangs der Crunch-Time. Die TuS-Jungs hatten sich wieder gefangen und waren in der Spur. Fanger wurde dann beim Torwurf äußerst rüde gefoult, traf aber gleichzeitig zum vermeintlichen 22:27. Vermeintlich, da der Schiedsrichter in die Aktion gepfiffen hatte und das Tor somit nicht zählte. Was Fanger noch verwehrt blieb, holte Fabian Hecker nach. Der von Ferndorfs Hallensprecher immer mal wieder liebevoll genannte Vollstrecker gewährte seinem Gespannspartner Mundus immer wieder Verschnaufpausen und sorgte vor allen Dingen im Abwehrverbund für viel Stabilität. Dem 23:28 (52.) durch Valentino Duvancic ging ein Traumanspiel Hidegs voraus. Der gebürtige Baden-Württemberger ist im Süden der Republik kein Unbekannter. In Oppenweiler trat er dieses Mal nicht als herausragender Torschütze in Erscheinung, setzte aber mit teils brillianten Anspielen seine Mitspieler in Szene und verrichtete Schwerstarbeit in der Abwehr. „Wenn es keine Lösung mehr gibt, gibt es die Lösung Mundus“ – der Ausspruch des Kommentatoren-Teams bei sportdeutschland.tv hatte durchaus Wahrheitsgehalt, denn mit Mundus‘ zehntem Tor zum 29:34 war die Messe eigentlich gelesen. 100 Sekunden noch auf der Uhr, und die Fans in Rot und Weiß hatten bereits die Feierlichkeiten eingeläutet. Doch da spielten die Murrtaler nicht mit. Zwei schnelle Tore der Grün-Weißen und zwei vergebene Chancen der TuS-Jungs mündeten im Endergebnis von 31:34.

Das lässt dem HC Oppenweiler/Backnang eine nicht unrealistische Chance, mit einem guten Spiel in Kreuztal das Gesamtergebnis noch zu drehen. Doch erst einmal haben die Männer aus dem Siegerländer Handballdorf alle Trümpfe in der Hand, wie auch Klatt befand: „Wir spielen zwei gute Halbzeiten im Angriff und eine gute Halbzeit in der Abwehr. Jetzt haben wir uns eine gute Ausgangsposition verschafft!“ Und diese Ausgangsposition gilt es am Sonntagnachmittag zu vergolden. Ab 16:30 Uhr, wenn es in Kreuztals bester Stube wieder Spitzenhandball zu sehen gibt, heißt es wieder: Alle dabei für Liga Zwei !! Wer keine Karte ergattern konnte, hat unter Umständen am frühen Freitagabend noch eine Chance. Denn wenn der HC Oppenweiler/Backnang sein Kontingent nicht komplett aufbraucht, gehen diese Rückläufer in den freien Verkauf.

Tore: Marvin Mundus (10), Josip Eres (6/3), Mattis Michel (4), Janko Kevic, Gabriel Viana (je 3), Valentino Duvancic, Julius Fanger, Fabian Hecker, Daniel Hideg (je 2)


Fotos: M.Lehmann

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