„Stühlerücken“ wird im freien Wörterbuch beschrieben mit dem Austausch von einer oder mehreren Personen in Führungspositionen. Diese Begrifflichkeit umschreibt ganz gut, was im Sommer 2023 auf der Trainerbank des TuS Ferndorf passiert ist. Ceven Klatt, ehemaliger Spieler des TuS Ferndorf und erfolgreicher Zweitligacoach u.a. bei den Rimparer Wölfen (heute: Wölfe Würzburg), hat das Ruder der TuS-Equipe übernommen. Und mit Klatt gibt es auch fünf Neue im Team der Rot-Weißen. Daniel Hideg, Janko Kevic, Nikita Pliuto, Maximilian Schmidt und Jonas Wilde werden mit den Etablierten zusammen versuchen, die Saison mit dem maximalen Erfolg zu beenden. Und wie man den ehrgeizigen Neu-Coach kennt, geht er auch durchaus offensiv mit der Zielsetzung um: „Diese dritte Liga ist nochmal stärker als die aus dem letzten Jahr. Es wird ein Hauen und Stechen um die ersten beiden Plätze geben. Aber einen dieser ersten beiden Plätze, und die damit verbundene Qualifikation für die Aufstiegsrunde, wollen wir gemeinsam erreichen!“
Erster möglicher Spielverderber bei diesem Unterfangen ist die HG Saarlouis. Der Verein, der in der Punkterunde 2022/23 als letztes seine Aufwartung in der Stählerwiese machte. Doch mit dem Team aus dem Frühjahr ist der aktuelle Kader nicht mehr vergleichbar. Spielertrainer Branimir Koloper musste bereits nach nur einem Jahr seinen Spind in der altehrwürdigen Halle am Stadtgarten wieder räumen. Sein Nachfolger auf der Trainerbank ist auch gleichzeitig sein Vorgänger. Philipp Kessler war bereits zu Zweitligazeiten Spieler sowie Trainer in der sechstgrößten Stadt des Saarlandes. Neben Kessler hat es auch weitere Ehemalige zurück in die Festungsstadt gezogen. Dabei überstrahlt ein Name alle anderen. Lars Weissgerber, der in Saarlouis das Handballspiel auf der Rechtsaußen-Position erlernte, und die letzten fünf Jahre beim Bundesligisten HSG Wetzlar aktiv war, kehrte in seine Heimatstadt zurück. Doch nicht nur Weissgerber wird für Torgefahr sorgen. Tom Paetow auf der Mitte und Marcel Becker auf Halbrechts sollte die Ferndorfer Abwehrreihe ebenso auf dem Schirm haben wie das gut funktionierende Kleingruppenspiel mit den brandgefährlichen Kreisläufern. Und im Kasten der Grün-Weißen steht mit Routinier Daniel Schlingmann ebenfalls einer aus der oberen Regalreihe. „Wir müssen uns bei Saarlouis auf wechselnde, offensive Abwehrformationen einstellen“, weiß Klatt zu berichten, der zudem ein Team beobachtet hat, „welches des öfteren mit Sieben gegen Sechs agiert“.
Dafür gilt es Lösungen zu finden. Sowohl im Defensivverbund, wie auch im Angriffsspiel, wobei Klatt betont: „Natürlich wollen wir möglichst einfache, schnelle Tore erzielen. Doch ich habe keine Lust auf sechzig Minuten Run & Gun. Wir werden versuchen, den Gegner ins gebundene Spiel zu zwingen.“ Das Personal für dieses Unterfangen steht dem neuen Coach fast uneingeschränkt zur Verfügung. Einzig die beiden Langzeitverletzten Valentino Duvancic und Paul Schikora sind noch nicht wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen. Die Stimmung bei den Siegerländer Handballern könnte besser kaum sein. Hat man doch erst vor Wochenfrist den Zweitligisten Eintracht Hagen in einem Testspiel klar bezwungen. Nicht nur bei diesem Test, auch bei den anderen Vorbereitungsspielen, hat sich der neue Spielgestalter Janko Kevic in den Vordergrund gespielt. Der 37-jährige bringt eine unglaubliche Erfahrung mit in die Stählerwiese. Über 70 Länderspiele für Kroatien und viele Jahre Europacup – das kann der jungen Ferndorfer Truppe nur guttun. Doch nicht nur auf dem Handballfeld hat sich was getan in den letzten Wochen. Auch abseits der 800 Quadratmeter hat das Team Termine wahrgenommen und ist zusammengewachsen, was auch Klatt im Rahmen der Pressekonferenz noch einmal betonte: „Es liegen intensive Wochen hinter uns. Und wir sind schon in dieser frühen Phase zu einem echten Team geworden!“
Eine eindrucksvolle Konstante der letzten Jahrzehnte ist das treue und begeisterungsfähige Publikum in Kreuztals Handballtempel. Ein neuer Dauerkartenrekord wurde aufgestellt und bereits zum ersten Spiel ist man frohen Mutes, dass die 1000 Zuschauer Marke, in der 1400 Zuschauer fassenden Stählerwiese, geknackt wird. Rund um den Kindelsberg fiebert man seit Wochen dem Saisonstart entgegen. Jetzt ist endlich alles angerichtet für den ersten von fünfzehn Festtagen in Kreuztals guter Stube. Und es sind hoffentlich auch noch ein paar Kurzentschlossene mit dabei, wenn es Samstagabend um 19 Uhr endlich wieder heißt: #familieferndorf + #familietus
WISSENSWERTES
Gegner: HG Saarlouis
Einwohner Saarlouis: 34.700 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.850)
Trikotfarbe: grün-weiß
größte Erfolge: Aufstieg in die 2.Liga 2009