Auswärtsspiel beim Traditionsverein

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Der TuS Ferndorf in Deutschlands zweithöchster Handball-Liga. Das hat immer noch ein bisschen was von gallischem Dorf. Oder dem berühmt gewordenen Schlauchboot, welches sich gegen Motoryachten durchsetzen muss. Denn nacheinander ging/geht es gegen Gegner, die allesamt schon Erfahrungen in der Beletage des deutschen Handballs gesammelt haben. Rostock, Lübeck, Großwallstadt, Essen – um nur die Beispiele der letzten und der kommenden Spiele zu nennen. Am Samstagabend ist der TuS-Tross zu Gast in der Untermainhalle in Elsenfeld. Dort sind in den achtziger Jahren große Europapokalschlachten geschlagen worden. Und auch der Weg zur deutschen Meisterschaft führte zu dieser Zeit oft nur über das Unterfränkische.

Auch wenn sich die Macher beim TV Großwallstadt auf die Fahnen geschrieben haben, in naher Zukunft mal wieder ans Tor zur Bundesliga zu klopfen, so heißt es aktuell „Abstiegskampf in Liga Zwei“. Und da ist die Mannschaft von Neu-Coach Maik Handschke, der vor gut zwei Wochen Ralf Bader abgelöst hat, mittendrin statt nur dabei. Somit trifft Handschke gleich in seinem zweiten Spiel als Chef auf der Großwallstädter Kommandobrücke auf einen ehemaligen Weggefährten. Mit Ferndorfs Coach Robert Andersson spielte er von 1992-1995 zusammen beim TSV Bayer Dormagen. Sein Team hatte man nicht in die Abstiegszone verortet. Dafür spielen zu starke Einzelkönner am Main. Zwei der besten Torschützen der Liga prägen das Großwallstädter Spiel im Rückraum. Auf der Königsposition spielt mit Savvas Savvas ein gebürtiger Grieche, der auch in so mancher Bundesligamannschaft eine gute Figur abgeben würde. 145 Feldtore, und damit die Nummer Eins in Liga Zwei, sprechen eine deutliche Sprache. Nicht minder wichtig für den TVG ist der Mann auf der rechten Angriffsseite. Der niederländische Nationalspieler Tom Jansen zählte jüngst zu den heißgehandeltsten Spielern auf dem Transfermarkt. Und da Savvas beim ASV Hamm und Jansen beim VfL Gummersbach für die kommende Saison unterschrieben haben, werden wir wahrscheinlich mindestens einen von Beiden in der ersten Liga sehen. Man sollte allerdings nicht den Fehler machen und die Großwallstädter auf diese beiden Personalien reduzieren. Denn sie haben mit Jan Steffen Minerva einen herausragenden Keeper in ihren Reihen. Davor stellen sie eine kompakte Abwehr, wo unter anderem der Ex-Ferndorfer Thomas Rink seinen Dienst verrichtet.


Bei den Rot-Weißen schaut man wieder besorgt Richtung der Ausfallliste. Neuester Zugang ist Rutger ten Velde. Die genaue Diagnose steht noch aus, doch ist zu befürchten, dass der Wirbelwind auf der Linksaußenposition erst in den letzten Spielen der Saison wieder zur Verfügung steht. Bei den Schneider-Brüdern und Kim Voss-Fels hatte Andersson unter der Woche noch ein wenig Hoffnung. Doch egal wer zuletzt auf der Platte stand – fünf Siege in Folge sind ein Ausdruck der eigenen Stärke. Und für die Statistiker: So etwas hat ein Ferndorfer Team in der zweiten Liga zuvor noch nie geschafft. Doch die Mannschaft ist gewillt, sich mit dem Ausbau dieser Serie auf lange Sicht ein Denkmal unter dem Kindelsberg zu setzen. Dabei wird es gemäß den Aussagen des Coaches „auf Kleinigkeiten ankommen“. Eine dieser Kleinigkeiten wird die Unterstützung der Fans sein. Einige PKW-Besatzungen stehen in den Startlöchern und werden sich am Samstagmittag auf den Weg machen. Ein Support über den sich das Team außerordentlich freut. „Die Fans sind unglaublich hilfreich. Das hat man besonders in den letzten beiden Heimspielen gemerkt. In Großwallstadt wollen wir eine gute Abwehr stellen und die Zahl der technischen Fehler wieder so gering wie möglich halten“, weiß Andersson genau, welche Stellschrauben am Ende entscheiden werden. Wieder im Vollbesitz seiner Kräfte ist Rückkehrer Simon Strakeljahn, der der Mannschaft die ersten Wochen im neuen Jahr gefehlt hat. Sein Stellvertreter Julian Schneider hat einen exzellenten Job gemacht, kann aber nun für ten Velde auf die Außenposition rücken. Hat man im Herbst vergangenen Jahres oft genug einen alten Gassenhauer zitiert, wenn man sagte „wann wirft der TuS Ferndorf endlich wieder Tore“, so ist diese Schwäche ausgemerzt. In den letzten Wochen werfen die Andersson-Schützlinge im Schnitt 30 Tore. In Zusammenarbeit der beiden gut harmonierenden Keeper, Lucas Puhl und Kai Rottschäfer, mit ihrer Abwehr, ist es wahrlich kein leichtes Unterfangen mehr als 30 Tore gegen den TuS Ferndorf zu erzielen.

Nun heißt es Daumen drücken, damit die Ferndorfer Jungs weiter auf der Welle des Erfolges reiten. Geschichte schreiben ist das große Stichwort. Denn sechs Siege in Folge wären eine wunderschöne Hypothek für zukünftige Teams des TuS, an denen man sich dann messen müsste. Und eine Chance für die derzeitigen Protagonisten, sich in den Ferndorfer Geschichtsbüchern zu verewigen. Für alle die, die den Weg an die hessisch-bayrische Landesgrenze nicht antreten, heißt es wieder anderweitig mitzufiebern. Und egal ob dies im Livestream auf Sportdeutschland.tv, im Liveticker oder sonst wo ist – für alle Fans der Rot-Weißen heißt es Samstagabend um 19:30 Uhr: Scream for our team !


WISSENSWERTES
Gegner: TV Großwallstadt
Einwohner Großwallstadt: 4.100 (zum Vergleich: Ferndorf = 4.200)
Heimspielstätte:  Untermainhalle, Elsenfeld – 2.500 Zuschauer Fassungsvermögen
Trikotfarbe: blau-weiß
größte Erfolge:  2x Europapokalsieger der Landesmeister, 7x Deutscher Meister, 4x DHB-Pokalsieger

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