TuS will die Punkte aus Nordhorn vergolden

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Wow – umgangssprachlich: Ausdruck des Erstaunens ; so sagt es uns das Wörterbuch. Und diese drei Buchstaben sind bei den Fans des TuS Ferndorf am vergangenen Freitagabend wahrscheinlich sehr häufig gefallen – wow ! Zum einen natürlich in Anbetracht des unerwarteten Auswärtserfolges beim bisherigen Tabellenzweiten aus Nordhorn-Lingen. Zum anderen aber auch als Ausdruck des Erstaunens, was die Mannen von Coach Robert Andersson so alles im Tank haben. Respektive, was Andersson aus den Seinen rausholt. Andererseits wecken diese Spiele Begehrlichkeiten. Denn wenn man bei einem Spitzenteam gewinnt, sollte auch beim Beutezug im thüringischen Eisenach Zählbares einzusacken sein.

Doch so einfach wie die Milchmädchenrechnung es vermuten lässt, wird die Aufgabe unterhalb der Wartburg keinesfalls sein. Denn der gastgebende ThSV Eisenach konnte in den vergangenen neun Spielen ganze sieben Mal das Feld als Sieger verlassen. Dabei sorgen unkonventionelle Spielsysteme oft für Verwirrung beim Gegner. Zuständig für das Einstudieren selbiger ist der 38-jährige Schweizer Misha Kaufmann, der in der Vorrunde einen schwankenden Traditionsverein übernahm. Inzwischen sind die Thüringer zusammengerückt und spielen das, was ihnen viele Experten vor der Saison auch zugetraut hatten – eine blitzsaubere Saison im oberen Tabellen-Mittelfeld. So sieht auch Andersson Schwerstarbeit auf sein Team zukommen: „Wir haben Aufgaben: den Matchplan über sechzig Minuten durchziehen, die Abwehraufgaben lösen vor die uns Eisenach stellt und Hangstein in den Griff bekommen.“ Eben jenen Fynn Hangstein, von dem nicht wenige behaupten, er sei der MVP der 2.Handball-Bundesliga in dieser Saison. Es gibt aber wohl auch kaum einen kompletteren Spieler in dieser Liga. Doch neben der, seine Mitspieler gekonnt in Szene setzenden, Tormaschine Hangstein, gibt es natürlich auch noch andere wichtige Bausteine des Eisenacher Erfolgs. So hat man in der Winterpause mit dem kroatischen U21-Nationalmannschafts-Keeper Fran Lucin einen Torhüter verpflichtet, der schon einige Male andeutete, welch großes Potenzial in ihm steckt. Und dann gibt es in Eisenach die, schon seit Jahren gut miteinander harmonierende, torgefährliche rechte Angriffsseite. Alexander Saul auf der Halbposition und Ante Tokic auf Rechtsaußen bringen es zusammen auf 169 Tore. Alles in allem eine gut miteinander harmonierende Mannschaft, die in ihrer mannschaftlichen Geschlossenheit schwer zu bezwingen ist.


Doch wie man Top-Teams schlägt, das weiß man unterhalb des Kindelsbergs ja spätestens seit Freitagabend. Was für ein Handballabend, was für eine Energieleistung der Schneider & Co.. Und auch wenn Andersson das Team immer über alles stellt, so fällt es trotzdem nicht schwer, einen Spieler heraus zu stellen. Torhüter Lucas Puhl – mit einer Quote von sagenhaft anmutenden knapp 50% gehaltener Bälle war es ihm zu verdanken, dass sich der TuS Ferndorf als Stolperstein der Emsländer erwies. Doch kein Torhüter dieser Welt kann ohne Abwehr glänzen. Und so ist in diesem Falle auch eine aufopferungsvolle Abwehrarbeit als Erfolgsfaktor zu nennen. Ein Fakt, auf dem aufgebaut werden kann und muss. Denn nur mit diesen Dingen ist es möglich, das Spielfeld in Deutschlands zweithöchster Spielklasse als Sieger zu verlassen. Was in Nordhorn wieder super funktionierte, war die Anderssonsche Spielphilosophie – Torgefahr von allen Positionen. Bestes Beispiel dafür, die sage und schreibe neun unterschiedlichen Torschützen. So fängt es zwar oft bei Rutger ten Velde, dem holländischen Wirbelwind auf Linksaußen an, doch auch die anderen Spieler tragen mit ihren Toren zum Teamerfolg bei. Stellvertretend sei Mattis Michel genannt, der sich seit einigen Wochen in bestechender Form zeigt, und sowohl hinten wie auch vorne für sein Team voran geht. Personell gibt es das inzwischen schon übliche Auf und Ab. Während Tim Rüdiger passen muss, gibt es auf der anderen Außenbahn ein vielbeachtetes Debut. Oleksandr „Sascha“ Kasai darf zum ersten Mal für den TuS Ferndorf auf Torejagd gehen. Der international erfahrene ukrainische Nationalspieler wird mit ten Velde die linke Außenbahn beackern. „Ein toller Mensch und guter Handballer, für den ich mich freue, dass wir ihn ein paar Stunden in der Woche auf andere Gedanken bringen können“, freut sich Andersson auf einen Spieler, der auch schon Champions League gespielt hat. Sollte es den Siegerländer Jungs gelingen, eine gute Abwehrleistung aufs Parkett zu bringen und gleichzeitig wieder Torgefahr über alle Positionen auszustrahlen, sind auch zwei Punkte in der Lutherstadt kein aussichtsloses Unterfangen.

Was dabei sicher hilft ist die, in sozialen Medien nachverfolgbare, Unterstützung aus der Heimat. Daumen drücken für die Rot-Weißen heißt es am Dienstagabend um 19:30 Uhr, wenn die Schiedsrichter Julian Köppl & Denis Regner aus dem DHB-Elitekader die Partie in der altehrwürdigen Werner-Aßmann-Halle anpfeifen. Und egal ob vor Ort im 230 Kilometer entfernten Eisenach, im heimischen Wohnzimmer oder sonstwo. Es gilt wieder zusammen zu stehen und gemeinsam für den Klassenerhalt zu kämpfen: Scream for our Team !


WISSENSWERTES
Gegner:  ThSV Eisenach
Einwohner Eisenach:  42.400 (zum Vergleich: Ferndorf = 4200)
Heimspielstätte:  Werner-Aßmann-Halle
Trikotfarbe:  blau / blau-weiß
größte Erfolge:  zehn Jahre 1.Liga / Platz 32 in der ewigen Tabelle der 1.Bundesliga

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