Verdienter Auswärtssieg im Erzgebirge

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Weiterer Ausfall droht – Magnus Neitsch verletzte sich im Spiel gegen EHV Aue (Archivbild H.Burbach)

Verdienter Auswärtssieg im Erzgebirge Wer noch einen Beweis benötigte, warum Handball ein solch faszinierender und spannender Sport ist, dem sei das gestrige Match des TuS Ferndorf beim EHV Aue wärmstens ans Herz gelegt. Ein Drama in mehreren Akten. Mit wechselnden Führungen, einem TuS der den Deckel nicht auf die Begegnung bekommt, sich am Ende aber doch noch für einen couragierten Auftritt im Erzgebirge belohnt. „Anscheinend können wir momentan nicht ohne Drama“, meinte dazu ein hörbar gelöster Michael Lerscht.

So oft in dieser Saison hatte der TuS Ferndorf am Ende einer Partie in die Röhre geschaut, da man kurz vor Ultimo Treffer kassierte, die Punkte kosteten. Am Samstagabend war der Handballgott, sofern es diesen denn geben mag, endlich einmal im rot-weißen Dress gekleidet. Durch die bereits am Freitag erfolgte Anreise traf ein ausgeruhtes Ferndorfer Team in der Erzgebirgshalle Lößnitz ein, die mit 1510 Zuschauern gut besucht war. Und zu Spielbeginn wirkten die Mannen von Coach Michael Lerscht hellwach. Ball und Gegner wurden in Bewegung gebracht, und den ersten Angriff schloss Linksaußen Magnus Neitsch erfolgreich ab. Anschließend war es der erwartete Showdown mit wechselnden Führungen. Der erste Knackpunkt in der Partie war nach einer Viertelstunde erreicht. Julius Lindskog Andersson, Jonas Faulenbach und Tim Rüdiger machten aus einem 8:8 eine 8:11 Führung. Drei Tore, drei verschiedene Torschützen – einer der großen Pluspunkte, die das TuS-Team gestern Abend in die Waagschale werfen konnte. Somit konnte man der Erzgebirgshölle, wie die Auer Halle oft zitiert wird, ein wenig an Lautstärke nehmen.

Und der TuS setzte sogar noch einen drauf. Ein in dieser Phase entfesselt aufspielender Andreas Bornemann netzte drei Mal und die Rot-Weißen schraubten den Zwischenstand vom 11:14 auf ein 12:19. Lerscht lobte seine Jungs, indem er zu Protokoll gab: „In der ersten Hälfte finden wir immer wieder sehr gute Lösungen in der Kleingruppe. 20 Tore zur Halbzeit sprechen eine eindeutige Sprache. Die macht man gerade in Aue nicht mal eben so im Vorbeigehen.“ Bei eben diesem leistungsgerechten Halbzeitstand von 14:20 traute so mancher TuS-Fan seinen Augen kaum. Hätte den geneigten Stählerwiese-Besucher die Kunde vom 20:14 seiner Ferndorfer erreicht, die meisten wären wohl überrascht gewesen, aufgrund der wenigen Tore des Auer Teams. Dass es sich dabei allerdings um einen Pausenstand handelte, davon konnte man, bei der sonst üblichen Trefferausbeute bei Spielen mit Ferndorfer Beteiligung, nicht wirklich ausgehen. In Halbzeit Zwei ging es erst einmal so weiter, wie Halbzeit Eins geendet hatte. Zwei schnelle Tore zum 14:22 endeten in einem 18:26 in der 41.Minute. Und da sind wir beim Unterschied zwischen Fußball und Handball. Während bei Fußballspielen bei einem 3:0 in der 75.Minute die Messe gelesen ist, kann bei einem Handballspiel mit obigem Zwischenstand noch alles passieren. Und das durften die Zuschauer auch gestern Abend wieder erleben. Ins Ferndorfer Spiel kam ein kollektiver Bruch. Die sich aufreibende Rückraumachse Faulenbach, Lindskog Andersson und Bornemann wurde immer müder. Gerade Faulenbach, der erst zwei Trainingseinheiten diese Woche absolviert hatte, musste dem grippalen Infekt aus der Vorwoche Tribut zollen.

Aufgrund der Verletzungsmisere hatten die beiden anderen Rückraumasse keine Gelegenheiten zum Verschnaufen. Und dann kam alles zusammen. Der Auer Keeper entschärfte ein paar Ferndorfer Einschussgelegenheiten, die Ostdeutschen liefen ein paar Tempogegenstöße und kamen damit zu einfachen Toren und schlussendlich war auch die Halle wieder zum Faktor geworden. Beim 28:29 in der 53.Minute hatte Aue den Anschluss geschafft. „In Aue ist es dann so wie es ist. Das Publikum kommt und dann hat man einen extremen Hexenkessel, dem man standhalten muss“, wusste auch Lerscht, dass das lange sieben Minuten werden würden. Aue hatte nun mehrfach getroffen, auch Wirkungstreffer gelandet, und der TuS wankte wie ein taumelnder Boxer dem erlösenden Rundengong entgegen. Wankte – aber fiel nicht, denn der von der Siebenmeterlinie eiskalte Julius Lindskog Andersson mit Treffer Nummer Zehn, sowie Tore von Thomas Rink und Julian Schneider brachten den Vorsprung fast über die Ziellinie. Aber es wäre nicht Handball, es wäre nicht die Crunchtime und es wäre vor allen Dingen nicht der TuS, wenn nicht noch was passieren würde. Und so wurde den aufopferungsvoll kämpfenden Auern sechs Sekunden vor der Schlusssirene noch ein Siebenmeter zugesprochen. Doch der bereits in der 10.Minute eingewechselte Lucas Puhl, der schon die fünfzig Minuten davor gut gehalten hatte, entschärfte den Siebenmeter und sorgte für rot-weiße Glückseligkeit. Die Mitspieler begruben nach dem Schlusspfiff Puhl in einer Jubeltraube und feierten den Auswärtssieg. „Am Ende haben wir sicherlich das Glück auf unserer Seite.

Aber wenn man die sechzig Minuten betrachtet ist es ein verdienter Auswärtssieg“, war Ferndorfs Coach glücklich über die Punkte 17+18 auf der Habenseite, wenngleich er noch ein Haar in der Suppe fand: „Magnus Neitsch hat sich verletzt und wird womöglich auch noch ausfallen. Wie lange, das wird sich im Laufe der Woche zeigen. Dazu hat Moritz Barwitzki muskuläre Probleme, so dass wir schauen müssen, wie es auf der Linksaußenposition weiter geht.“ Weiter geht es für die rot-weiße Equipe auf jeden Fall am kommenden Samstag, wenn sich der aktuelle Tabellenvorletzte, der TV Emdetten, in der Stählerwiese vorstellt. Nach vier Siegen aus den letzten fünf Partien hat sich die Mannschaft eine ausverkaufte Stählerwiese mehr als verdient.

Tore: Julius Lindskog Andersson (10/5), Andreas Bornemann (7), Jonas Faulenbach (6), Thomas Rink (3), Magnus Neitsch, Tim Rüdiger (je 2), Branimir Koloper, Julian Schneider (je 1)

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