Der Hexenkessel soll nochmal Kräfte mobilisieren

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Welcher Fan des TuS Ferndorf erinnert sich nicht gerne zurück an den 13. April 2021. Mit einem sensationellen und unerwarteten Derbysieg gegen den VfL Gummersbach nährten die Diebel, Eres & Co. an jenem Dienstagabend die Hoffnung auf den Klassenerhalt. Ein gutes Jahr später trennten sich dann die Wege der beiden Teams. Während sich das oberbergische Aushängeschild zurückmeldete in der Beletage des deutschen Handballs, mussten die Mannen von Coach Robert Andersson, nach vier Jahren zweite Bundesliga, den bitteren Gang in die Drittklassigkeit antreten.

Dort wartet am Samstagabend nun die zweite Mannschaft des VfL Gummersbach als nächste Aufgabe auf die Michel & Co.. Und dass diese Aufgabe wahrlich kein leichtes Unterfangen wird, davon zeugen allein schon die nackten Zahlen und Tatsachen. Auf Platz 4 der Tabelle wird das Team von Trainer Goncalo Miranda geführt. Eben jener Miranda, der der dritten Liga Süd-West wahrlich kein gutes Zeugnis ausstellt und immer mal wieder die Spielweise der anderen Mannschaften kritisiert. Sein Team ist durch das junge Durchschnittsalter und die gut ausgebildeten Spieler in der Lage, auf Knopfdruck mehrere Abwehrsysteme zu spielen. Dazu kommt ein hohes Grundtempo im Spiel, welches nicht selten in wahren Torfestivals mündet. Die Mannschaft mit den drittmeisten Feldtoren zu Gast bei der Mannschaft mit den meisten Feldtoren. Da sind Erwartungen an ein Spektakel nicht unbegründet. Eine der jüngsten Mannschaften der Liga hat ihren Leader zwischen den Pfosten. Martin Nagy kämpft sich nach seinem Fußbruch, über Einsätze in Liga Drei, wieder ans Erstligateam heran. Moritz Köster, Bruder des Nationalspielers Julian Köster, entstammt wie sein Bruder aus dem Dormagener Nachwuchs. Er hält, mit dem talentierten Kreisläufer Bruno Felix Eickhoff, die Abwehr zusammen. Dass vor der Saison mit Paul Ohl und Philip Würz zwei hoffnungsvolle Talente aus Rheinland-Pfalz geholt wurden, spricht für das gute Scouting der Oberberger. Und das ist ein  ebenso wichtiger Baustein in der Talentförderung wie die Durchlässigkeit nach oben. Aktuell praktiziert bei Rechtsaußen Finn Schroven, der immer mal wieder Bundesligaluft schnuppern darf.

Bei der TuS-Equipe wird es vor allen Dingen wieder auf die drei Grundtugenden ankommen. Zum einen muss der Abwehrverbund seine Aufgaben erledigen. Das gelingt immer dann besonders gut wenn die Abwehr leichtfüßig unterwegs ist, den Keeper unterstützt, um mit diesem im Verbund gut zu stehen. Besonders die vier Abwehrrecken Valentino Duvancic, Fabian Hecker, Jannis Michel und Rene Mihaljevic erledigten diese Aufgaben zuletzt besonders gut. Dann kommt es auf die Anderssonschen Prinzipien an. Der Coach möchte ein schnelles Spiel mit guter erster und zweiter Welle sehen, und obendrein genügend Tiefe im Spiel haben. Torgefahr von allen Positionen wird obendrein immer wieder gepredigt. Und nach und nach greifen auch immer mehr Rädchen ineinander. Im Gegensatz zu den ersten Saisonspielen ist eine Weiterentwicklung des Teams unverkennbar. Ja wenn, ja wenn da nicht die Verletztenmisere wäre. Die will das Trainergespann Andersson/Michel zwar nie vorschieben, aber beim Einstudieren von Abläufen wäre ein vollzähliges Training über mehrere Wochen eine bis dato noch nicht erreichte Wunschvorstellung. Alex Reimann, Niklas Diebel, Marko Karaula und Paul Schikora fallen definitiv am Samstagabend aus. Der Einsatz des in Pohlheim bereits fehlenden Tim Hottgenroth steht auf der Kippe. Bei Josip Eres und Marvin Mundus hat das Trainerteam die Hoffnung auf Kurzeinsätze noch nicht aufgegeben. Vielleicht sollten – nicht ganz ernstgemeint – die Rot-Weißen einen Antrag stellen, dass sich das Spielgeschehen nur auf die Mitte und den Kreis bezieht. Denn nur da hat das Verletzungspech noch nicht zugeschlagen. Als Ersatz für die unter Umständen drei fehlenden Linkshänder wird auf alle Fälle Florian Schneider aus der zweiten Mannschaft zum Kader gehören. Ob es noch weitere Leihgaben aus dem Oberliga-Kader gibt, entscheidet sich erst am Spieltag selbst. Keine guten Voraussetzungen, doch Andersson hat Vertrauen in seine Jungs und weiß auf was es ankommt: „Junge Nachwuchsmannschaft, das heißt sehr hohe Laufbereitschaft und variable, offensive Abwehrformationen. Da gilt es, in den zu erwartenden Zweikämpfen Lösungen zu finden.“

1.024 Zuschauer in der runderneuerten Stählerwiese bedeuteten beim Heimspiel gegen Haßloch Zuschauerrekord in Liga Drei. Dieser wird aber aller Voraussicht nach beim Heimspiel gegen die Gummersbacher Reserve geknackt. Ein gut laufender Vorverkauf lässt darauf schließen, dass selbst die Marke von 1.100 fallen könnte. Man braucht kein Prophet zu sein, um zu konstatieren dass solche Fanmassen die Spieler zu Höchstleistungen treiben. Das wird allerdings auch vonnöten sein. Denn die Akkus des aufrechten Häufleins der nicht Angeschlagenen sind ziemlich leer. Daher braucht es erneut einer fantastischen Stimmung im Hexenkessel.
Die Mannen um Kapitän Mattis Michel waren nach dem Spiel gegen Hanau alle der Meinung, dass die Fans die Mannschaft mit zum Sieg getragen haben. Das soll auch an diesem Spieltag gelingen. Mission „Tabellenführung verteidigen“ – und für alle die es mit den Siegerländer Handballern halten, heißt es am Samstagabend um Punkt 19 Uhr wieder: Scream for our team !


WISSENSWERTES:
Gegner: VfL Gummersbach II
Einwohner Gummersbach: 51.100 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.900)
Trikotfarbe:  blau-weiß

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