Der TuS zu Gast beim Favoriten der Aufstiegsrunde

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Am Abend des 3. September 2022 haben wohl nur die allerwenigsten der 886 Zuschauer im Hexenkessel Stählerwiese an die Zeit ab Ostern 2023 gedacht. Und doch hatten bereits einige Teams in den deutschlandweit fünf Drittliga-Gruppen eines ganz fest im Visier – die Aufstiegsrunde zur 2. HBL im April/Mai 2023! Und nach sieben Monaten und 26 teils nervenaufreibenden Spieltagen geht es nun erneut bei Null los. Neun Mannschaften duellieren sich in einer Einfach-Runde mit jeweils vier zugelosten Heim- und Auswärtsspielen um zwei freiwerdende Plätze im Unterhaus der stärksten Handballliga der Welt. Und allerspätestens am 27.Mai wird die Frage beantwortet sein, ob der TuS Ferndorf sich in der Saison 2023/24 in der 2.Liga wiederfindet oder aber, ob auch in der kommenden Saison Drittklassigkeit Trumpf im Kreuztaler Handballtempel ist.

Erster Gegner bei diesem Unterfangen ist der EHV Aue. Dass das Spiel an einem Freitagabend auswärts, in der von vielen Teams, auch in der 2.Liga, gefürchteten Erzgebirgshalle stattfindet, macht die Aufgabe nochmal um ein Vielfaches schwerer. Die Auer ihrerseits dürfen sich so ein klein bisschen als der Gewinner der ausgelosten Heim- und Auswärtsspiele fühlen. Die Mannschaften, die bereits vor Saisonbeginn Ambitionen Richtung Zweitklassigkeit hatten, müssen sich in den nächsten Wochen in der Sporthalle im Stadtteil Lößnitz vorstellen. Und das Team von Chefcoach Stephan Just hat durchaus eine erste Sieben auf dem Feld, die auch in der 2.Liga eine gute Rolle spielen könnte. Im Tor gibt sich niemand geringeres als der 11-malige isländische Nationalspieler Sveinbjörn Pétursson die Ehre. Die pfeilschnellen Außenspieler kennt man in Ferndorf von zahlreichen Duellen aus den letzten Jahren. Denn schon zu Zweitliga-Zeiten waren Maximilian Lux und Kevin Roch ob ihres Variantenreichtums gefürchtet. Apropos Roch – der Kapitän ist seit 2008 in Aue und personifiziert wie kaum ein anderer den EHV. Nach der Saison ist für ihn Schluss ; nun darf man nur einmal raten, was „seine“ Mannschaft ihm zum Abschied schenken möchte. Auf den Halbpositionen tummeln sich echte Shooter. Halbrechts der ehemalige Hüttenberger und zudem tschechische Nationalspieler Dieudonne Mubenzem. Halblinks der ehemalige Dessauer Elias Gansau. Am Kreis hat ein international erfahrener Mann die Auer Institution Bengt Bornhorn abgelöst. Julian Ernst Jerebie füllt die großen Fußstapfen Bornhorns erstaunlich gut. Alles in allem also ein echter Lackmustest für die Mannen von Robert Andersson, wie auch der Schwede betont: „Gegen einen solch heimstarken Gegner, der zudem zu den Topfavoriten auf die ersten beiden Plätze zählt, befinden wir uns in der Rolle des Underdogs. Wir müssen in allen Zonen gut und mit Kontakt verteidigen.“

Der Ferndorfer Coach kann an diesem ungewöhnlichen Anwurftag aus dem Vollen schöpfen. Und hat damit die Qual der Wahl. Denn neben dem langzeitverletzten Rene Mihaljevic gibt es keine Ausfälle zu verzeichnen. Und da sich die Hauptprotagonisten in den letzten Spielen durchaus gesteigert haben, gibt es an den meisten Personalien nichts zu rütteln. Im Tor wird das Trainerteam Robert Andersson / Jannis Michel auf die altbewährten Tim Hottgenroth und Lucas Puhl setzen können.  Im Rückraum sind, von links nach rechts, Niklas Diebel, Marko Karaula, Julian Fanger, Jörn Persson, Fabian Hecker und Marvin Mundus gesetzt. Bei diesen Spielern setzt Andersson auf viele Tore aus erster und zweiter Welle: „Wir brauchen Entlastung durch einfache Tore aus dem Rückraum und/oder durch erfolgreiche Abschlüsse nach erster und zweiter Welle.“ Ebenso gesetzt ist auf Rechtsaußen das treffsichere Duo Josip Eres und Paul Schikora. Durch den Ausfall Mihaljevics ist auch die Kreisbesetzung mit Valentino Duvancic und Mattis Michel  klar geregelt. Bleibt also die Nominierung auf der Linksaußenposition, für die es vier Kandidaten gibt. Neben dem variabel einsetzbaren Linus Michel ist das u.a. auch Alexander Reimann. Doch aktuell scheint sich die Ferndorfer Kommandobrücke auf Portugal und Israel festzulegen – namentlich also auf Gabriel de Rocha Viana und Neuzugang Alon Oberman. Somit wird sich der Coach zwischen Linus Michel, Alexander Reimann und dem ukrainischen Halblinken Rostyslav Polyshchuk entscheiden müssen, wer am Freitagabend nicht zum offiziellen Kader gehört. Das Team reist übrigens schon am Donnerstagabend in Aue an und absolviert am Freitagvormittag noch ein Aktivierungstraining. 

Wer schon vor dem Anpfiff Gewinner sind, das sind die rund zwei Dutzend TuS-Fans, die sich auf den Weg an die tschechische Grenze machen. Wichtig für die Mannschaft, dass sie sich auch weit entfernt von ihrer sportlichen Heimat Stählerwiese auf ihre Anhänger verlassen kann. Denn wie diktierte es Andersson der schreibenden Zunft in die Blöcke: „Handball ist eine sehr komplexe Sportart. Und da gehört natürlich auch die Psyche dazu.“ Und damit genügend Energie den rund 400 Kilometer weiten Weg ins Erzgebirge findet, sitzen am Freitagabend hoffentlich Hunderte vor dem Stream von Sportdeutschland.tv und drücken der TuS-Equipe die Daumen. Und dann heißt es wieder: Alle dabei für Liga Zwei !


WISSENSWERTES
Gegner:  EHV Aue / Erzgebirgische Handballverein Aue
Heimspielstätte:  Erzgebirgshalle (2.250 Plätze)
Einwohner Aue: 16.000 (zum Vergleich: Ferndorf = 4.200)
Trikotfarbe:  blau / weiß
größte Erfolge:  Dino der 2. Handball Bundesliga – 29 Jahre Zweitligist

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