Nur 15 Gegentore beim Auswärtssieg in Pohlheim

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Oft genug sind in den letzten Wochen die Spitzenteams der Handball-Bundesliga gestolpert. Bei vermeintlich leichten Gegnern ließen Spitzenteams wie die SG Flensburg-Handewitt, der THW Kiel oder die Füchse Berlin Federn. Nun möchte sich in Reihen des TuS Ferndorf wirklich Niemand auch nur im Ansatz mit den eben genannten Mannschaften vergleichen. Aber die Aufgabe, die die Siegerländer am Samstagabend bei der HSG Pohlheim vor der Brust hatten, war nicht minder von möglichen Stolperfallen geprägt.

Im Gros waren es die Hauptprotagonisten aus dem Hanau-Spiel, die südöstlich von Gießen auf der Platte standen. Nicht auf dem Feld, aber auf dem Spielberichtsbogen, standen alle drei Michel-Brüder. Wobei Co-Trainer und möglicher Puhl-Ersatz Jannis schon vor dem Spiel betonte, dass er keine großen Ambitionen hegt, Lucas Puhl während der sechzig Minuten zu vertreten. Dass es kein Tore-Festival werden würde, zeichnete sich bereits früh ab. Nach über drei Minuten fiel das erste Tor. Und auch nach zehn Minuten stand es erst 1:3. Torschütze zu diesem Spielstand war der wieder einmal im Angriff fast fehlerfrei agierende Gabriel Viana mit einem ganz abgezockt verwandelten Tempogegenstoß. Die überaus zahlreich mitgereisten Ferndorf-Fans gingen das erste Mal „aus dem Sattel“ und sahen ihr Team auf der Siegerstraße. Doch so zäh wie sich der Beginn gestaltete, ließ es sich auch weiter an. Die Gastgeber spielten einen durchaus gepflegten Ball und gestalteten das Spiel nach einer Viertelstunde wieder ausgeglichen. Erst beim 5:6 (17.) durch Mattis Michel hatte man das erste Mal ein Hauch von Tempo im Ferndorfer Spiel gesehen. Das was Trainer Robert Andersson immer und immer wieder einfordert, setzten die TuS-Jungs nur schleppend um. Kurzum, das Ferndorfer Spiel war geprägt von Ideenlosigkeit und man fand nur selten spielerische Lösungen. Kurzzeitig besser wurde es mit zwei Toren von Fabian Hecker zum 7:9, bzw. 7:10. Keine Rückraumkracher, sondern Tore von der für ihn ungewohnten Rechtsaußen-Position. Dort wechselten sich Marvin Mundus und Fabian Hecker in den ersten dreißig Minuten ab. Eben diesem Mundus, der auch in Pohlheim nicht unbedingt vom Spielglück geküsst war, blieb es vorbehalten, mit der letzten Aktion in Hälfte Eins für den Halbzeitstand von 9:12 zu sorgen. 

Wie unzufrieden Andersson mit seiner Equipe war, zeigte auch der Personalwechsel zu Beginn der zweiten Halbzeit. Josip Eres, der sein Comeback für das kommende Wochenende beim Heimspiel gegen Gummersbach II in Aussicht gestellt hatte, stellte sich in den Dienst der Mannschaft und bekleidete die Rechtsaußen-Position. Die Minuten nach der Pause scheinen „Fanger-Time“ zu sein. Wie auch schon gegen Hanau, sorgte der Gummersbacher in Diensten des TuS für zwei schnelle Tore zum zwischenzeitlichen 9:15. Getragen von der tollen Unterstützung der mitgereisten Fans war nun wesentlich mehr Zug zum Tor erkennbar. In der Abwehr wurde gewissenhafter gearbeitet, besser verschoben und die Jungs in Rot und Weiß waren wesentlich schneller auf den Beinen als zuvor. Der eingangs erwähnte Puhl machte nun deutlich, warum das Trainerteam solch ein Vertrauen in ihn gesteckt hatte. Ein ums andere Mal brachte Puhlic ein Körperteil an den Ball, und so gaben sich Abwehr und Keeper gegenseitig die erforderliche Sicherheit. Auch den gegnerischen Kreisläufer hatten die Duvancic, Michel und Mihaljevic nun besser im Griff. Einziger Wermutstropfen im Kelch der sich nun anbahnenden Sieger war der neuerliche Rückfall Eres, der sich mit Schmerzen übers Parkett schleppte und danach wieder geschont wurde. Nicht dass hier ein neuerlicher Rückfall droht. Denn damit hätte man sich einen Bärendienst erwiesen, sollte der torhungrige Kroate erneut pausieren müssen. Die Torschützen wechselten sich nun munter ab. Valentino Duvancic, Rostyslav Polyshchuk und Jörn Persson sorgten schon vor Beginn der Crunch-Time, mit dem 12:21 nach 49 Minuten, für klare Verhältnisse. Nicht ganz so flüssig wie zwischen der 30. und 50.Minute lief es dann zum Ende hin. Was auch mit der starken Leistung des eingewechselten 20-jährigen Pascal Neul im Kasten der Gastgaber zu tun hatte. Dieser warf sich aufopferungsvoll in jeden Ball und kassierte sogar noch einen Gesichtstreffer von Viana, für den ebendieser zwei Minuten auf der Bank Platz nehmen musste. Trotz einer insgesamt schlechten Chancenverwertung und wenig Torgefahr aus dem Rückraum, lief es am Ende auf einen ungefährdeten 15:28 Sieg hinaus. Seine Aufgaben im Abwehrverbund hat ergebnistechnisch bis dato nur die HSG Saarlouis besser gelöst. Dem Team des ehemaligen Ferndorfer Abwehrchefs Branimir Koloper gelang gegen den Tabellenletzten aus Waldbüttelbrunn sogar ein Sieg mit nur 14 Gegentoren.

Aufgabe erledigt, Mund abwischen und auf die nächsten Herausforderungen konzentrieren. Bereits am kommenden Samstag wartet mit der Reservemannschaft des VfL Gummersbach ein spielstarker Gast auf die Andersson-Mannen, bevor das Gastspiel in Saarlouis am 26.November die Hinrunde beschließt. Das Match nach einem echten Spitzenspiel ist oft schwerer zu bestreiten als das Spitzenspiel selbst. Dieser Aufgabe haben sich die Michel & Co. ohne Glanz, aber mit der notwendigen Abgeklärtheit erledigt/entledigt. Nun liegt der Fokus auf dem kommenden Samstag, wenn im heimischen Wohnzimmer Stählerwiese wieder der Hexenkessel entfacht und der nächste Heimsieg gefeiert werden soll.

Tore: Marvin Mundus (6/2), Fabian Hecker, Gabriel Viana (je 4), Mattis Michel (3), Valentino Duvancic, Julius Fanger, Linus Michel, Rene Mihaljevic (je 2), Josip Eres, Jörn Persson, Rostyslav Polyshchuk (je 1)


Fotos: M. Lehmann und TuS Ferndorf

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