TuS überspringt auch die Auswärtshürde Hanau

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Marvin Mundus „is back“! 9 Treffer erzielte der Linkshänder nach seiner Verletzung (Foto:A.Domian)

Es war ein Spiel, auf das sich nicht nur das Hanauer und das Ferndorfer Umfeld gefreut hatte. Viele Handballfans hatten sich die Partie der beiden letztjährigen Erstplatzierten der Süd-West-Gruppe im Kalender eingetragen. Versprachen doch die letzten Partien Spannung und teils hochklassigen Handball. Die HSG Hanau nutzte die Partie gegen den Tabellenführer für eine ganz besondere Spieltagsaktion – „Handball mit Haltung“ ; die Gastgeber liefen mit einem Sondertrikot auf und setzten damit für Alle sichtbar ein tolles Zeichen für Vielfältigkeit und Demokratie. Wie auch Ferndorfs Chefcoach Ceven Klatt befand: „Eine schöne Aktion, die mit diesem Spiel auch einen würdigen Rahmen hatte!“

Doch da es dafür nun einmal keine Punkte gibt, standen schweißtreibende sechzig Minuten auf dem Plan, die allerdings für den TuS Ferndorf mit der ein oder anderen Schwierigkeit begannen. Ein äußerst spielfreudiger Julius Fanger, dem sein Coach am Ende wieder eine sehr gute Leistung attestierte, der klug Regie führende Janko Kevic und der abschlussstarke Josip Eres auf Rechtsaußen sorgten zwar für eine 3:7 Führung in der 10.Minute, aber zeitgleich erhielt Valentino Duvancic seine erste Zwei-Minuten-Strafe, der er in Minute Siebzehn gleich die zweite folgen ließ. Im Tor hatte Lucas Puhl diesmal die Nase vorn und machte seine Sache ordentlich. Bis auf ein Gegentor aus vierzehn Metern, bei dem es auch Klatt die Zornesröte ins Gesicht trieb. Hanau-Coach Hannes Geist versuchte, bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Partie, mit einer Auszeit entgegenzuwirken, doch das Spiel der Hessen blieb zu fehlerbehaftet. Zudem fightete der Ferndorfer Abwehrverbund, wieder einmal das Prunkstück bei den Siegerländern, eindrucksvoll um jeden Ball. Das 7:11 in der zwanzigsten Minute ging auf das Konto des Kapitäns – Mattis Michel, der aufgrund der frühen Zeitstrafen gegen Duvancic fast sechzig Minuten lang durchackern musste, traf sehenswert per Heber. Die Gastgeber rochierten nun im Tor. Der mit Spannung erwartete Auftritt Can Adanirs war schon früh beendet, da der Hanauer Zerberus keine Hand an den Ball bekam. Benedikt Müller kam für Adanir und nahm den Rot-Weißen sofort zwei Bälle weg. Doch immer dann, wenn wieder etwas Spannung ins Spiel kam, sorgte die TuS-Equipe mit eindrucksvollem Tempospiel für klare Verhältnisse. Beim zwischenzeitlichen 9:11 (23.) war es beispielsweise Fanger, der von der ungewohnten Linksaußen-Position traf, nachdem seine Mannschaftskameraden vorher vorbildlich abgeräumt hatten. Apropos Linksaußen – Gabriel Viana hatte sich leicht verletzt, so dass es immer wieder zu Rochaden auf der Außenposition sowie im Deckungsverbund kam. „Die Hürden mit Tinos frühen Zeitstrafen und Gabriels Verletzung haben wir gut überwunden. In der Halbzeit haben wir dann einiges in der Deckung verändert, da Fabian Hecker in den Innenblock wechselte und Marvin Mundus auf der Halbposition decken sollte.“ Früher als erwartet kam Mundus so auf mehr Spielzeit als erwartet. Anfangs noch leicht zögerlich, nutzte der gebürtige Lengericher seine Chancen später höchst eindrucksvoll. Zwei Mal netzte Mundus noch in Hälfte Eins. Doch sein Galaauftritt sollte erst in Halbzeit Zwei folgen. So stand es nach dreißig gespielten Minuten 13:16, was der HSG Hanau noch schmeichelte, drückten die Kräfteverhältnisse auf dem Feld doch schon zu diesem Zeitpunkt etwas anderes aus.

Und so war es dann auch die Rückraumriege der Klatt-Mannen, mit Fanger Kevic und Mundus, die gleich zu Beginn von Halbzeit Zwei für klare Verhältnisse sorgte. Innerhalb von sieben Minuten stellte der Tabellenführer auf 14:21, was bereits einer kleinen Vorentscheidung gleich kam. Zu sehr haderten die ansonsten so heimstarken Hanauer mit ihrer Zahl technischer Fehler und schlecht ausgespielter Überzahlsituationen. Und immer wenn das Tempo nach oben ging, schlug das Pendel noch ein Stück weit deutlicher Richtung des ungeschlagenen Spitzenreiters aus. Das Tor zum 16:24 (44.) brachte dann die Stimmung im prall gefüllten Gästeblock zum Kochen. Fanger auf Eres – ein traumhafter Kempa ; und beginn der Feierlichkeiten bei den mitgereisten TuS-Fans, die wieder einmal über sechzig Minuten für eine tolle Stimmung sorgten. Der nach Minuspunkten Tabellendritte wurde von den Michel & Co. aus den Schuhen und wieder rein gespielt. Die nordirischen Fußballfans kreierten 2016 den Song von „Will Grigg’s on fire“. Beim Auswärtscoup des TuS mutierte nun Mundus zur Siegerländer Version von Will Grigg. „Mundus on fire“ netzte zwischen der 33. und 55.Minute gleich sieben Mal! Und wo der TuS Ferndorf einmal in die Trickkiste gegriffen hatte, gab es noch weitere Aktionen für den Handball-Feinschmecker. Nämlich zwei Traumanspiele Kevics auf Duvancic, die dieser zum 18:28 (49.) und 19:29 (52.) verwandelte. Danach ließ Geist die junge Garde der HSG Hanau spielen, die den Rückstand nicht mehr weiter anwachsen ließ. Erwähnung finden sollten aber noch die gelungenen Aktionen des Neu-Ferndorfers Ante Simic, wie auch Klatt befand: „Es freut mich für Ante, dass ihm mit einem Tor und einem Assist gute Aktionen gelungen sind!“ Am Ende zierte ein 23:32 die Anzeigetafel. Ein Gegner, gegen den man in der vergangenen Saison nicht gut ausgesehen hatte, wurde diese Saison zwei Mal verdient in die Schranken gewiesen. Ein Fingerzeig, wie stark die Ferndorfer Mannschaft in dieser Saison agiert.

Man ist nun im letzten Drittel der regulären Saison angekommen. Es scheint so, als ginge es fortan nur noch darum, ob man als Erster oder Zweiter in die Aufstiegsrelegation einzieht, respektive, ab wann die Feierlichkeiten abgehalten werden. Doch vor der Kür steht nicht nur beim Eiskunstlauf die Pflicht. Auch die Klatt-Mannen müssen sich erst noch einiger Aufgaben entledigen, bevor man auf einen möglichen Gegner in der Aufstiegsrelegation schaut. Und die nächste Aufgabe heißt interaktiv.Handball Ratingen. Ein Gegner, der mit ehemals höherklassig agierenden Akteuren gespickt ist. Und die sind sicherlich erpicht darauf, bei einem Spiel vor großer Kulisse nochmal heiß zu laufen und ihr Können zu zeigen. Höchste Konzentration also auf den kommenden Samstag, wenn es mit Unterstützung des Hexenkessels wieder heißt: Alle dabei für Liga Zwei!

Tore: Marvin Mundus (9), Josip Eres (9/3), Julius Fanger, Janko Kevic (je 4), Valentino Duvancic (3), Mattis Michel, Ante Simic, Gabriel Viana (je 1),


Fotos A.Domian

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