Es waren wieder einmal weit über 1.000 Zuschauer in der Stählerwiese. „Eine echt tolle Atmosphäre“ im TuS-Wohnzimmer, wie sie Gästecoach Matthias Geiger ausdrücklich in der Pressekonferenz lobte und am Ende ein 30:25 Erfolg der Hausherren. Durch diesen Erfolg gegen den Tabellendritten aus dem Main-Kinzig-Kreis haben die Mannen von Coach Robert Andersson nun sieben Punkte Vorsprung auf selbigen. Sieben Punkte bei noch sechs ausstehenden Spielen. Da darf der Vorgriff in Richtung des 4. März erlaubt sein. Da tritt die TuS-Equipe nämlich beim Tabellenführer in Hanau zum absoluten Spitzenspiel an.
Doch erst einmal musste am Samstagabend mit der Mannschaft des Trainerteams Budanow/Geiger ein schwerer Brocken aus dem Weg geräumt werden. Fabian Hecker begann im Innenblock. Als Pendant zur Seite stand ihm Valentino Duvancic. Und der räumte nicht nur hinten gewaltig ab, sondern zeigte sich, im Zusammenspiel mit seinen Mannschaftskollegen im Rückraum, auch in Spiellaune. Bis zur 17. Minute hatte Duvancic schon vier Mal genetzt. Doch der Reihe nach. Ein traumhaftes Anspiel von Julius Fanger verwertete eben dieser Duvancic zur 1:0 Führung. Mit einer hohen Laufbereitschaft und konsequentem Verschieben machte es die TuS-Abwehr dem Gast aus Hessen schwer Lücken zu finden. Doch dass der TV Gelnhausen nicht zu unrecht auf Tabellenplatz Drei steht, zeigten sie mit ihren kaum zu verteidigenden Durchbrüchen. Erster Knackpunkt der Partie dann in der 9. Minute. Hecker im Tempogegenstoß – statt den Halblinken des TuS nur zu begleiten, wie es inzwischen üblich ist, ging Gästespieler Silas Altwein in den Zweikampf. Folgerichtig blieb den Unparteiischen keine andere Wahl, als den 20-jährigen Gelnhäuser mit Rot des Feldes zu verweisen. Da stand es 4:4, und als man sich beim 6:6 (14.) immer noch auf Augenhöhe befand, stellte sich sogar der Kapitän in den Dienst der Mannschaft. Mattis Michel wurde unter der Woche geschont, kam aber nun seiner Aufgabe im Innenblock nach. Das Tempo auf dem Feld nahm mit vielen Toren aus der ersten Welle Fahrt auf. Beim 11:8 in der 21.Minute hatte der TuS zum ersten Mal eine Drei-Tore-Führung herausgeworfen, was den Gästecoach zur Auszeit bewog. Doch im Anschluss war es erst einmal Paul Schikora, der mit einem Ballklau, und dem daraus resultierenden Tempogegenstoß, auf 12:8 stellte (22.). Marko Karaula erhielt nun Einsatzzeit und führte sich mit zwei Toren, darunter einem eindrucksvollen Kracher in den Winkel, hervorragend ein. Bei beiden Teams ging fast jede Angriffsaktion über den Rückraum. Oft der ersten und zweiten Welle geschuldet, aber auch im Positionsangriff bekamen beide Teams keine Breite in ihr Spiel. Lucas Puhl war zu diesem Zeitpunkt ein entscheidender Faktor auf dem Feld. Das Torhüter-Duell mit dem erfahrenen Julian Lahme auf der Gegenseite ging in Halbzeit Eins jedenfalls klar an den gebürtigen Gummersbacher. Nach dem 14:10 (26.) bekam der TuS allerdings eine unerklärliche Schwächephase. Zwei Ballverluste nach technischen Fehlern bestrafte der Gast mit schnellen Gegenstößen. So konnte zur Halbzeit lediglich eine 15:13 Führung mit zum Pausentee genommen werden.
Wer gedacht hatte, dass es nach der Halbzeitpause wieder besser werden würde, der wurde bitter enttäuscht. Denn nach nicht einmal fünf Minuten war Andersson zu seiner zweiten Auszeit gezwungen. Es war kein Zug zum Tor erkennbar, und die Verantwortung wurde grundsätzlich auf den Nebenmann geschoben. Niklas Diebel und Julius Fanger übernahmen wieder, und sogleich war ein anderer Spirit auf dem Feld erkennbar. Aus dem zwischenzeitlich ersten Rückstand (15:16, 35.) wurde wieder eine Führung für den TuS. Das Spiel stand nun auf des Messers Schneide und beide Torhüter, Alexander Bechert hatte den glücklosen Lahme abgelöst, bekamen ein ums andere Mal ihre Hand an den Ball. Beim 22:21 in der 46.Minute kam es zu einem Novum. Denn dass der TV Gelnhausen gleich zwei Siebenmeter in einem Spiel verwirft, das kommt wahrlich nicht oft vor. Anschließend überschlugen sich die Ereignisse. Zuerst war es Fanger, der es verstand, den Hexenkessel so richtig auf Temperatur zu bringen. Dem jungen Gummersbacher ist es zuzutrauen, in die Rolle eines „Emotional Leaders“ hineinzuwachsen. Jedenfalls nahm er das Publikum mit auf eine wilde Fahrt, und der hessische Gast schien von der Wucht, die da von der Tribüne kam, ein wenig von der Rolle zu sein. Wechselfehler auf Seiten der Gäste, und der TuS nutzte die Überzahl, um herausragend auf Linksaußen abzuräumen. Dass Gabriel Viana dann den Ball in den Winkel zimmerte, brachte den Dezibelpegel Richtung Anschlag. In dieser teils zerfahrenen Phase der Partie war es dann Karaula, der mit einem Wurf ins verwaiste Gelnhäuser Tor, beim 27:23 (55.). die Vorentscheidung markierte. Der sonst recht blass gebliebene Josip Eres verwandelte noch eiskalt seinen dritten Siebenmeter, bevor dem achtfachen Torschützen Karaula das letzte Tor des Tages vorbehalten war. Ein 30:25 prangte auf der Anzeigetafel, und dem Team sowie den Verantwortlichen waren zentnerweise Steine vom Herzen gefallen.
Nun geht die wilde Fahrt bereits am kommenden Mittwoch weiter. Nachholspiel beim Tabellenletzten in Waldbüttelbrunn, und Auftakt zu einer Serie von drei Auswärtspartien in Folge. Denn bevor am 18.März die HSG Pohlheim in Kreuztal gastiert, warten die weiteren Partien in der Fremde, am 25.Februar in Haßloch und, wie eingangs erwähnt, am 04.März in Hanau, auf den TuS.
Tore: Marko Karaula (8), Niklas Diebel, Marvin Mundus (je 5), Valentino Duvancic (4), Josip Ers (3/3), Julius Fanger, Paul Schikora (je 2), Gabriel de Rocha Viana (1)
Fotos: H. Burbach, M. Lehmann, A. Domian