Bei einem souveränen Tabellenführer, der die Liga nach Belieben zu dominieren scheint, noch Fehler anzusprechen, ist nicht der einfache Weg. Aber ganz sicher ist es der Weg, um die Spieler noch ein Stück weit besser zu machen. Dass diese Kritik dann allerdings konstruktiv, und keinesfalls destruktiv sein muss, darüber gibt es keine zwei Meinungen. Und bei all den Dingen, die die Michel & Co. am Samstagabend hätten besser machen können, gab es schließlich auch noch viel mehr Dinge, die wieder einmal hervorragend geklappt haben.
So zum Beispiel der Auftakt ins Spiel. Janko Kevic glänzte wieder einmal in seiner Rolle als bester Vorbereiter der Liga. Die Kreisanspiele des Kroaten bewegen sich phasenweise in einer anderen Galaxie. Und wenn dann noch ein Kreisläufer wie Valentino Duvancic der Adressat ist, kann an einem solchen Abend wenig schieflaufen. Da auch der an diesem Abend überaus gut aufgelegte Marvin Mundus großen Gefallen am Torewerfen gefunden hatte, schienen die Weichen früh gestellt. Über 3:1 (4.) und 6:2 (8.) stellte die TuS-Equipe bereits nach zehn Minuten auf 8:3. Man hatte das Gefühl, die drückende Überlegenheit der Siegerländer Handballer würde zu einem Kantersieg führen. Von diesem Gefühl war nach weiteren neun Minuten allerdings nichts mehr übrig geblieben. Die Abstände im Ferndorfer Abwehrverbund und die damit vorhandenen Lücken wurden immer größer, und auch der Torwartwechsel von Lucas Puhl auf Jonas Wilde hatte keine Auswirkungen auf den Spielverlauf. Beim 9:9 in der 19.Minute waren die Gäste aus Rheinland-Pfalz auf Augenhöhe. Nach dem Ausgleich konnten die Rot-Weißen wieder auf drei Tore davonziehen, doch insbesondere Friesenheim-Hochdorfs Linksaußen, der 22-jährige Patrick Friedmann, hielt sein Team mit seinen Toren im Spiel. So ging es über 15:12 (26.) mit einem 19:16 in die Halbzeit. Einzig der fehlerfrei agierende Duvancic und Kevic im Angriffsspiel genügten den Ansprüchen eines Tabellenführers. „Wir machen zu viele Fehler im Angriff. Bekommen keine Abpraller und produzieren technischen Fehler. Sechzehn Gegentore gegen Friesenheim-Hochdorf II in einer Halbzeit sind indiskutabel“, legte Klatt den Finger in die Wunde. Es war nicht laut in der TuS-Kabine. Doch die Ansprache des Erfolgscoaches dürfte ganz sicher nicht in die Kategorie „Vergnügungssteuerpflichtig“ fallen.
Mit Beginn der zweiten dreißig Minuten hingegen sah alles wieder ein bisschen rosiger aus. Die Michel & Co. agierten wie aus einem Guss und sorgten mit einem 7:1 Lauf schnell dafür, dass es keine zwei Meinungen darüber geben durfte, wer am Ende des Spiels als Sieger vom Parkett geht. Dazu hatte auch Klatt eine klare Meinung: „Mit den ersten zehn Minuten einer jeden Halbzeit war ich zufrieden, Der Rest war überschaubar!“ Besonders Josip Eres und Julius Fanger sah man nun die Spielfreude an. Nach den angesprochenen zehn Minuten nach der Halbzeit, in denen die Jungs vom Kindelsberg brachial auf dem Gaspedal standen, zierte ein 28:19 die Anzeigetafel. Das Duo Eres/Fanger zeichnete sich für sechs der neun Tore verantwortlich. Und Eres war dann auch der erste aus der Stammformation, für den der Arbeitstag beendet war. Der in Kreuztal heimisch gewordene Eres machte Platz für Paul Schikora. Nach und nach gab Klatt allen Spielern Einsatzzeit. Bis zur 49.Minute hatten die TuS-Jungs gerade mal vier Gegentore in Halbzeit Zwei kassiert. Ausdruck für eine viel entschlossenere Abwehrarbeit. „Mehr Zielstrebigkeit in den Zweikämpfen und mehr Engagement“, hatte Klatt in der Halbzeit gefordert. Und seine Jungs setzten die Trainervorgaben in die Tat um. Das teils phlegmatische Auftreten in der Abwehr war einem beherzten Zupacken gewichen. Und im Angriff lief es ebenfalls ordentlich. Gabriel Viana wurde vom Trainerteam noch geschont, so dass zeitweise auch Kapitän Mattis Michel dort zum Einsatz kam. Und beim 29:20 auch von Linksaußen netzte. Dem 31:23 in der 54.Minute folgte ein echtes Novum. Valentino Duvancic, mit zehn Toren der überragende Mann auf dem Platz, verbuchte seinen ersten Fehlwurf. Absolut zu verschmerzen, wie auch der Trainer befand: „Valentino hat sich, neben unserer guten rechten Angriffsseite, ein Sonderlob verdient!“ Extrem profitiert hat Duvancic natürlich von den Anspielen seiner Teamkameraden. Doch zehn Tore bei elf Versuchen ist eine wirklich herausragende Ausbeute. Die beiden Ferndorfer Jungs, Linus Michel und Arvid Pötz, bekamen auch noch Spielzeit. Leider nicht mit einem Torerfolg gekrönt, aber bei einem am Ende souveränen 34:25 Auswärtssieg ist dies sicherlich verschmerzbar.
Nun geht der Blick in die kommende Woche, wenn sich mit der TSG Hassloch der Tabellenvierzehnte in der Stählerwiese vorstellt. Gegen Friesenheim-Hochdorf waren wieder einmal über 1100 Zuschauer in der Halle, die für eine Kulisse sorgten, die eines Tabellenführers würdig war. Und nur allzu gerne würde man seitens der TuS-Verantwortlichen gegen Hassloch wieder eine ähnlich eindrucksvolle Zuschauerzahl vermelden. Und dann heißt es wieder: Alle dabei für Liga Zwei!
Tore: Valentino Duvancic (10), Josip Eres (8/2), Marvin Mundus (7), Julius Fanger (4), Mattis Michel (2), Daniel Hideg, Paul Schikora, Jonas Wilde (je 1)
Fotos: A. Domian und RGR