Es hat nicht sollen sein

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Man hatte sich auf Seiten beider beteiligter Teams so sehr auf das Gipfeltreffen der 3.Liga Süd-West gefreut. Dass es am Ende unter solchen Gegebenheiten entschieden wird, wird den beiden, den anderen Mannschaften in dieser Liga weit enteilten, Teams nicht gerecht. Zu sehr hatten die Männer aus der Stählerwiese mit den Nachwehen der letzten beiden Wochen zu kämpfen. Für einige Spieler hat es dann auch in Gänze nicht gereicht, für andere war nach kurzer Zeit erkennbar, dass ein Drittligaspiel auf Spitzenniveau zu früh kommt. Nicht auf dem Spielberichtsbogen standen Rene Mihaljevic, Alon Oberman und Gabriel Viana. So musste der dezimierte Kader konstatieren, dass einem gut aufgelegten Tabellenführer aus Hanau schwerlich beizukommen war.

Die Technik rund ums Spiel konnte nicht mit dem mithalten, was die Mannen von Hanaus Coach Hannes Geist seit 13 (ungeschlagenen) Partien aufs Parkett zaubern. Apropos Geist – der war sechzig Minuten in Aktion und machte, an der Seitenlinie, ähnlich viele Meter wie seine Mannen auf dem Feld. Den ersten Aufreger verzeichnete das Spiel bereits nach 100 Sekunden. Alexander Reimann hatte das 0:1 erzielt und blieb leicht angeschlagen hinter dem Hanauer Tor liegen. Das Unparteiischen-Gespann Christian Staszak und Stefan Walter ließ weiterlaufen. Wahrlich nicht der letzte Aufreger dieser Partie. In den Anfangsminuten reichte bei Jörn Persson noch die Kraft und er konnte dem Spiel seinen Stempel aufdrücken. So bereitete er TuS-Tor Nummer Zwei vor und erzielte den Treffer zum 2:3 in der 6.Minute selbst. Doch die folgenden fünf Minuten sollten ein Fingerzeig sein, in welche Richtung sich die Partie entwickelt. Während bei Angriffen des TuS Ferndorf sehr früh Zeitspiel angezeigt wurde, kamen die Männer aus der Brüder-Grimm-Stadt immer wieder mit ihren schnellen Toren aus dem Tempogegenstoß oder der ersten Welle zum Zug. Gleichzeitig haderten die Andersson-Mannen mit den Entscheidungen der Unparteiischen, da gefühlt eine Menge der Fifty-Fifty-Entscheidungen gegen die Gäste getroffen wurden. Und wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass das Spielglück, in der mit 1100 Zuschauern ausverkauften Main-Kinzig-Halle, kein rot-weißes Trikot trug, dann war es Reimanns Versuch in der 11. Minute. Beim Stande von 6:4 für die Gastgeber flog der Ball an beide Innenpfosten, sprang wieder heraus und wurde zum Abpraller in den Händen der HSG Hanau. Beim 8:5 in der 15. Minute war Hanau mit drei Toren enteilt. Was nun folgte war ein rüdes Foul an Reimann, der anschließend  bis zum Seitenwechsel pausieren musste. Linus Michel übernahm für ihn auf Rechtsaußen, da sowohl Alon Oberman, als auch Gabriel Viana fehlten. Die TuS-Equipe robbte sich immer wieder auf ein Tor heran, doch der Ausgleich wollte einfach nicht fallen. Marvin Mundus, Ferndorfs Halbrechter, zeigte sich mit einer Fackel aus dem Rückraum und ganz sicher verwandelten Siebenmetern ganz stark formverbessert. In den letzten fünf Minuten von Hälfte Eins überschlugen sich dann die Ereignisse. Beim Stande von 11:9 spielten die Michel & Co. eine der wenigen Überzahlsituationen wahrlich schlecht aus. Doch Josip Eres zauberte in unnachahmlicher Weise einen Tempogegenstoß in der 27. Minute zum 11:10 ins Tor. Hanau wurde nun wesentlich öfter in den gebundenen Angriff gezwungen, so dass die Gastgeber nicht mehr zu einfachen Toren aus dem schnellen Spiel heraus kamen. Niklas Diebel setzte nun zwei Mal eine Duftmarke und so ging es, weil Hanaus Maximilian Bergold eine weiterhin makellose Siebenmeter-Bilanz aufwies, mit einem 14:12 Rückstand in die letzten 45 Sekunden. Auszeit Robert Andersson und einstimmen seiner Mannen auf die verbleibenden Spielzeit in Hälfte Eins. Doch statt eines 14:13 lautete der Halbzeitstand 16:12. Handballsport wie er leibt und lebt. Nicht vorhersagbar und mit mancher Kapriole versehen, die selbst Experten manchmal sprachlos zurücklässt.

Wer im Ferndorfer Fanlager auf Besserung nach dem Pausentee gehofft hatte, der wurde eines Besseren belehrt. In der 38.Minute war Hanau auf 20:14 enteilt und Andersson nahm seine zweite Auszeit. Vier dieser ersten acht Minuten in Halbzeit Zwei mussten die Ferndorfer zudem in Unterzahl bestreiten. Das Zeitstrafen-Verhältnis von am Ende 4 zu 9 spricht Bände. Denn bis zum gestrigen Spieltag hatte sich das Team in 22 Spielen gerade einmal 61 Zeitstrafen geleistet Nach der angesprochenen Auszeit gelang es den TuS-Mannen in der 39.Minute erstmals, den Kreisläufer ins Spiel einzubinden. Sowohl Mattis Michel als auch Valentino Duvancic hatten sich aufgerieben an der harten und beweglichen Abwehr der Hessen. Der Abwehr und der damit einhergehenden Torhüterleistung war im Vorfeld immens viel Bedeutung beigemessen worden. Dazu muss konstatiert werden, dass dieses Duell ganz klar an den Gastgeber ging. Mit Ballgewinnen in der Abwehr oder des starken Can Adanir im Hanauer Kasten, wurden ein ums andere Mal die schnellen Außen in Szene gesetzt. Apropos Außen – Paul Schikora hatte den kurz vor der dritten Zeitstrafe stehenden Eres abgelöst, und netzte zwischen der 40. und 42.Minute drei Mal zum Zwischenstand von 22:18. Aufbruchstimmung bei den zahlreich mitgereisten Fans des TuS. Doch die beiden Spielleiter legten eine limitierte Souveränität an den Tag, als Mattis Michel für einen Gefühlsausbruch eine Zeitstrafe erhielt. Wahrscheinlich hätte man das auf der anderen Seite als gelebte Emotionalität ausgelegt. Ein Dreierpack der Hessen zum 25:18 (47.) zerstörte alle Hoffnungen derer, die es mit dem TuS Ferndorf hielten. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten gaben die Mannen um Aktivposten Mundus wirklich alles, und beim 28:24 bei 200 Sekunden Restspielzeit glaubten einige noch an den Punktgewinn. Doch auf die wirklich guten Paraden Tim Hottgenroths, der in den letzten zwanzig Minuten den glücklosen Lucas Puhl abgelöst hatte, hatte Adanir im Hanauer Tor immer noch eine Antwort parat. So zierte am Ende ein 28:24 die Anzeigetafel. Und Spieler, Offizielle und Fans waren etwas ratlos. Denn ohne die Krankheitswelle aus der vergangenen Woche, und somit im Vollbesitz der Kräfte, wäre für die Michel & Co. wirklich was zu holen gewesen im Osten Hessens.

Wer sich allerdings wirklich wie ein Aufsteiger in Liga Zwei präsentiert hat, sind die zahlreich mitgereisten Fans. Vor und während des Spiels sorgten beide Fanlager für eine tolle Stimmung, die der Bedeutung des Spiels angemessen war. Und gerade mit Blick auf einen wieder vollständig genesenen TuS-Kader und die voraussichtlich anstehenden Spiele in der Aufstiegsrunde, sei den rot-weiß gekleideten Fans zugerufen, dass genau diese Stimmung ein Team tragen kann. Die Mannschaft freut sich auf noch viele weitere dieser Gänsehautmomente, wenn in einer fremden Halle der Auswärtsblock in Rot und Weiß erstrahlt!

Tore: Marvin Mundus (6/3), Niklas Diebel, Josip Eres, Paul Schikora (je 3), Valentino Duvancic, Marko Karaula, Jörn Persson (je 2), Fabian Hecker, Mattis Michel, Alexander Reimann (je 1)


Fotos: A.Domian

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